Tsukemen: Nudeln zum Dippen.

Tsukemen in Osaka – das beste Essen der Welt

Das ist also Osaka. Mit dem Shinkansen sind wir am Bahnhof Shin-Osaka angekommen und kämpfen uns durch die Menschenmengen. Es ist unser erster Besuch in der brummenden Großstadt und wenn ich ehrlich bin, begegne ich der Metropole mehr als skeptisch. Nach einem flüchtigen Blick in den Reiseführer kommt es mir so vor, als gäbe es für uns hier nichts interessantes (welch Fehleinschätzung :D). Aber gut, es ist Japan, das hat eigentlich überall etwas für mich zu bieten. Also los.

Das erste Mal in Osaka und dann auch noch krank

Es war schwieirg ein Hotel zu wählen. Was war eine gute Lage für Erkundungen und Ausflüge? Letztlich war meine Wahl auf ein Toyoko Inn gefallen, dass nur wenige Stationen nördlich vom Hauptbahnhof Umeda entfernt liegt (sehr unpraktisch, wie ich heute mehrere Osaka-Aufenthalte später weiß ;P). In besagtem Umeda müssen wir von der stattlichen JR in eine private Bahn umsteigen. Der Bahnhof ist riesig und verwirrend. Irgendwann haben wir’s aber geschafft und der Zug spuckt uns in Juso wieder aus.

Christian hustet neben mir. Es wird Zeit, dass wir das Hotel finden, denn es geht ihm nicht gut. Was eine milde Untertreibung ist. Eine richtig böse Erkältung hat ihn erwischt und seit zwei Tagen läuft er nur auf Hustenbonbons und gutem Willen, die Reise dennoch so gut wie möglich zu nutzen. Den Nachmittag haben wir noch tapfer im Aquarium verbracht, doch jetzt geht nichts mehr, er gehört ins Bett.

Willkommen in der “Friendly Street”

Wir überqueren eine breite Straße auf einem großen Zebrastreifen und laut Karte habe ich die Wahl zwischen zwei Routen, um zu unserem Hotel zu gelangen. Links durch eine eher suspekte Straße mit viel Leuchtreklame und leicht bekleideten Mädchen oder rechts durch eine überdachte Passage, die sich selbst “Friendly Street” schimpft. Die Entscheidung fällt nicht schwer und wir nehmen letztere. Zu beiden Seiten säumen Geschäfte unseren Weg, doch es ist schon spät und die meisten haben bereits geschlossen. Es kommt mir alles eher verschlafen vor.

Noch einmal abbiegen, an ein paar Love Hotels vorbei und dann sind wir bei unserem Toyoko Inn. Durch einen Feiertag war fast alles bereits ausgebucht gewesen und wir haben ein Raucherzimmer. Und das auch noch direkt neben dem Aufzug. Grr. Hilft nun aber alles nichts, Christian ist durch und für zwei Nächte wird dies unser zu Hause sein. Wir öffnen ein Fenster, um den Rauchgeruch zu mindern und werden fortan von Beatles Songs aus den Lautsprechern eines nahe gelegenen Yakitori Restaurants beschallt. Osaka, ob wir zwei noch Freunde werden?

Allein unterwegs

Das erste Mal auf dieser Reise ziehe ich alleine los. Auch wenn mein Freund das Bett hütet, zieht es mich nach draußen. Der ewige Explorer! Mit der Kamera bewaffnet ziehe ich los, um ein paar Bilder bei Nacht zu schießen und die Gegend zu erkunden. Allzu lange bin ich allerdings nicht unterwegs. In der Parallelstraße zur Friendly Street geben sich dubios aussehende Gestalten die Klinke in die Hand. Männer in schrillen Anzügen und Damen in umso weniger Klamotten werben um die Gunst der Passanten. Als Ausländer werde ich aber komplett in Ruhe gelassen.

Beim Schlendern durch die Friendly Street fallen mir an einer Ramenbude ein paar japanische Schriftzeichen ins Auge. Tsu-ke-men? Das kam mir bekannt vor. Ich hatte das Gericht schon einmal in Okazaki gegessen: Kalte Nudeln, die man portionsweise in eine große Schüssel mit einer Art Bratensoße tunkte und dann schlürfte. Das wäre eine Idee fürs Abendessen, falls Christian sich noch einmal aufrappeln kann. Er kann!

Wir gehen Tsukemen essen

Das beste Essen der Welt.
Das beste Essen der Welt.

Kurze Zeit später betreten wir durch eine hölzerne Schiebetür das kleine Lokal. Linkerhand steht ein Automat, an dem man vorab ein Ticket für das gewünschte Essen erwirbt, das man danach beim Koch abgibt. Als wir bemerkt werden, schallt uns mehrere Male irasshaimase als Begrüßung entgegen. Wir nehmen am Tresen Platz. Andere Sitzplätze gibt es in diesem Teil des Lokals auch nicht. Geduldig sehen wir zu, wie frisch unsere Nudeln zubereitet werden. Wir staunen nicht schlecht, als uns klar wird, dass sie nicht etwa über einem Waschbecken sondern einfach auf den Boden abgeseiht werden. Die beiden schwitzenden Köche tragen Gummistiefel.

Wenig später werden uns jeweils ein großer Teller mit dicken Nudeln und eine Schüssel mit der Soße vor die Nase gestellt. Na dann, itadakimasu guten Appetit! Oh. Mein. Gott. Ist das gut! Über die Nudeln presst man etwas frische Limette, dann dippt und schlürft man los. Woran man merkt, wenn es Christian und mir so richtig gut schmeckt? Wir hören auf zu reden und sind komplett aufs Essen konzentriert *lach*

Tsukemen – das beste Essen der Welt

Dieses Essen verändert meine Beziehung zu Osaka komplett. Und zur japanischen Küche. Ja, was red ich, zu Essen generell, denn ich habe eine neue Leibspeise. Wenn mich von nun an jemand nach meinem Lieblingsrestaurant fragt, geht es nicht anders: ich nenne die kleine Ramenbude in Osakas Stadtteil Juso.

Seit jenem Abend waren wir noch mehrere Male in Osaka und ziemlich oft Tsukemen essen. Die Fotos in diesem Post stammen zum Beispiel aus 2015, weil wir damals am ersten Abend noch keine geschossen hatten.

Wenn das Strichwort Tsukemen fällt habe ich auf Abruf die Melodie im Ohr, die dort zwischen schnulzigen enka Schlagern immer wieder läuft. Sehe vor meinem geistigen Auge die schwitzenden Köche, die jeweils ein Handtuch um die Stirn geknotet haben und in großen Soßentöpfen rühren. Und ungelogen, auch in diesem Moment, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

Osaka gehört mittlerweile übrigens zu meinen liebsten Orten in Japan (alle Posts, die ich bisher zu Osaka geschrieben habe). Und auch Christian kam Gott sei Dank bald wieder auf die Beine. Vielleicht hat das gute Essen ja bei der Genesung geholfen ;)

Weitere Infos

Unser kleines Lieblingsrestaurant gehört übrigens zu einer Kette. Wir haben noch keine der anderen Niederlassungen besucht, doch vielleicht ist das eine Möglichkeit für dich in der Genuss der Leckerschmeckernudeln zu kommen, ohne dass du extra nach Juso rüber fahren musst.

Website der Restaurantkette Rokusanroku

Eine Übersicht mit allen Filialen findest du hier

Karte zu unserem Lieblingsrestaurant:

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Kategorien Essen

Über

Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

6 Kommentare zu “Tsukemen in Osaka – das beste Essen der Welt

  1. Es gibt viele gute Tsukemen-Läden, und es werden immer mehr. Sehr empfehlen kann ich da 三田製麺 Mita-Seimen, so lange die Kette nicht zu gross wird. Die haben jetzt neben Tokyo auch schon Filialen in Osaka und anderswo aufgemacht. Das Foto in diesem Beitrag sieht den Tsukemen von Mita Seimen übrigens sehr, sehr ähnlich (katsuo-Pulver auf Nori!). Vielleicht nur ein Zufall…

    https://mita-seimen.com/

  2. Pingback: Der Unterschied zwischen dem Entdecker- und dem Japangefühl | japanliebe.de

  3. Hallo :)
    wir fliegen bald nach Japan. Ich hab eben geschaut, aber keinen neuen Artikel gefunden. Wo liegt denn das neu gefundene Restaurant in Osaka?

  4. Pingback: (Hochzeits-) Reiseplanung: 1 Woche Okayama | japanliebe.de

  5. Christian

    Tja, so kann’s laufen. Gerade wollten Elisa und ich da zum Essen hin, jetzt gibt es den Laden nicht mehr. So ein Mist! Aber ganz nah am Bahnhof haben wir eine Alternative gefunden und dort war es auch sehr gut. Das besondere daran, man kann zwischen 350g, 550g, 750g und 900g Nudeln frei und ohne Aufpreis wählen. Elisa wird sicher bald mal über das neue Restaurant berichten.

  6. Woah, das klingt wirklich lecker! Hoffentlich gibt es diese Nudeln auch in Tohoku, denn nach Osaka kommen wir bei unserer nächsten Japanreise nicht.
    Aber das Essen in den Izakaya-Buden finde ich generell total spannend. Offenbar gehört das Handtuch-Stirnband zur Berufskleidung japanischer Köche ;-)

    LG
    Jenny

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