Japans Ampeln sind blau und machen Geräusche

Jeder, der schon einmal in Japan war, hat mit Sicherheit sofort zweierlei Geräusche im Ohr, wenn er das Bild einer Ampel sieht. Einerseits ein „pin pon“ und andererseits ein „pyu – pyu pyu“. Denn das sind genau die Laute, die japanische Ampeln von sich geben, sobald sie auf Grün schalten und man gehen darf. Vor allem an Kreuzungen hört man immer beide, den das „pin pon“ ist für die eine Richtung, das „pyu – pyu pyu“ für die andere. Ich habe immer versucht ein Schemata dahinter zu entdecken, welches Geräusch welche Richtung anzeigt, bin aber bis heute nicht dahinter gekommen. (Himmelsrichtung? Quer/Längs?)

Vor allem in den großen Städten wie Osaka oder Tokio begleiten einen diese akustischen Wegweiser überall. Ich bin bei meinen Japanreisen spätestens ab der ersten Ampel wieder zu Hause *lach* Denn Japan klingt anders als Deutschland und bei mir verursacht dies ein wohliges Gefühl, dass mich in diesem anderen Alltag ankommen lässt. Manchmal liege ich abends im Hotel und kann gar nicht fassen, dass ich wirklich wieder im Land der aufgehenden Sonne bin. Dann reicht es kurz zu lauschen und ein entferntes „pin pon“ sagt mir: „Ja, du bist wirklich hier. Und jetzt schlaf endlich, damit du morgen fit bist!“

Eine Kreuzung in Shin-Osaka mit einer roten Ampel

Grüne oder blaue Ampel?

Jetzt schreibe ich ja die ganze Zeit von Grün, obwohl ich den Beitrag betitelt habe damit, dass Japans Ampeln blau wären. Von der Anzeige her sind sie den unseren sehr ähnlich (davon abgesehen, dass es oft eine Anzeige gibt, wie lange die Ampel noch in der aktuellen Farbe geschaltet sein wird, sehr praktisch). Stehen bleiben wird signalisiert durch Rot, die Erlaubnis zu gehen durch Grün. Im Japanischen aber bezeichnet man das Grün einer Ampel nicht mit dem entsprechenden Wort midori sondern mit aoi青い, also Blau. Und ehrlich gesagt ist ein doch ein ins Türkis gehende Grün. Je nach Interpretation also ein Blau. Mir wurde erzählt, die Benennung basiere jedenfalls historisch darauf, dass früher sowohl Grün als auch Blau mit aoi bezeichnet wurden und das separate midori erst später dazu kam. Weiß da jemand vielleicht mehr dazu?

Eine typische Kreuzung

Die Fotos zeigen übrigens eine Kreuzung in Shin-Osaka (eine Shinkansen Haltestelle in Osaka), ganz in der Nähe von unserem Hotel. Man erkennt, dass man nicht zwingend auf die Ampeln warten muss, sondern auch einen Fußgänger-Überführung nehmen kann, die man an vielen Kreuzungen findet, manchmal in schier unübersichtlichen Dimensionen wie zum Beispiel in Ueno.

Damit ihr euch besser vorstellen könnt, wie das mit den Ampeln in Japan so ist, hier zwei Videos, die ich auf YouTube aufgetrieben habe ^^
Hier hört man das, was ich als „pin pon“ umschreibe.

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Und obwohl das folgende Video eine ganz besondere Ampel zeigt, die sogar noch eine Melodie spielt, kann man mit etwas Konzentration im Hintergrund auch noch das „pyu pyu“ hören *lach*

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Bekommt da jemand Lust auf einen neuen Wecker? ;)

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EDIT:

Auf YabanJims Kommentar hin habe ich nach Ampeln mit der Mugi Batake-Melodie ( 麦畑) gesucht und bin dabei auf einen YouTube-Account gestoßen bei dem es gleiche diverseste Videos zu Ampeln mit Melodie gibt :D Wem also mal langweilig werden sollte, schaut sich das genauer an: Japans Amplen mit Melodie


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9 Kommentare zu “Japans Ampeln sind blau und machen Geräusche

  1. Nonoctopus

    Ich hab hier was zu den „blauen“ Ampeln gefunden!

    Anscheinend war das früher in fast allen Kulturen so, einfach weil die Farbe Blau wie wir sie kennen nie in der Natur vorkam. Das heißt, es gab gar keine Notwendigkeit ein Wort für „Blau“ zu erfinden und Blau und Grün wurden zusammengefasst.

    In manchen Kulturen wie einem Stamm in Namibia wurden sogar Tests durchgeführt und es kam raus, dass sie Blau und Grün noch nichteinmal unterscheiden konnten, dafür aber unterschiedliche Nuancen von Grün sehen konnten, die wir normalerweise nicht sehen!

    Höchstwahrscheinlich war das im alten Japan auch so und als die Ampel von anderen Ländern nach Japan gebracht wurde (nach 1920/30 vielleicht?), war es noch geläufig. ^^

    https://www.youtube.com/watch?v=r0jXfwPQW9k <-!! !!!!! !!!!

  2. Katrin Ehlers

    Hallo Elisa, habe auf der Suche nach den Geräuschen der Ampeln , besonders in Kyoto, deinen Beitrag gelesen. Auch mich begeistern sie :-)
    Habe herausgefunden, daß die „pyu pyu“ wenn es die ist die einem Kuckuck ähnelt nach Ost -West geht … die „Nachigall“ … Nord-Süd . Nicht nur wichtig für Schulkinder …m Jahr 2017 mittlerweiile auch für jegliche Fussgänger mit Handy vor der Nase. LG Katrin

  3. Pingback: Japan im Abendlicht sieht aus wie Tokyo 3 | japanliebe.de

  4. Ja, das wohlige Gefühl kann ich absolut bestätigen. Unglaublich wozu eine simple Ampelbeschallung in der Lage ist. Ich habe jeden Übergang genossen ?

  5. Pingback: Buchtipp: "Takeshis Haut" – Lucy Fricke | japanliebe.de

  6. Und nicht zu vergessen die Ampeln mit der 麦畑 / Mugi Batake-Melodie. Ich hab in Tokyo-Sendagi Ampeln gehört, die diese Melodie nur zeitweise spielen, sonst den üblichen Ton. Jemand erklärte mir, dass diese Ampeln auf Schulwegen lägen und nur früh und nach Schulschluss die Melodie spielen. Weiß nicht ob das überall so gehandhabt wird oder nur dort.
    In dem Film „Swing Girls“ gibt es eine nette Szene mit solch einer 麦畑 -Ampel, deswegen fiel mir das auf.

    • Danke für die coole Info. Ich habe gleich mal noch den Beitrag editiert, nachdem ich nach den 麦畑 Ampeln gesucht hatte und sich dabei ein ganzer Fundus an Melodie-Ampel-Videos aufgetan hat :D

  7. Um den typischen „Sound“ von Japan geht es in dem Buch, das ich gerade lese. Es heißt „Takeshis Haut“ (von der deutschen Autorin Lucy Fricke) und handelt von einer deutschen Geräuschemacherin, die nach Japan reist, um dort den Originalton eines Films zu rekonstruieren, weil der verloren gegangen ist. (Infos zum Buch: http://www.rowohlt.de/hardcover/lucy-fricke-takeshis-haut.html)
    Bin noch in der ersten Hälfte, aber es gab schon schöne Beschreibungen der Geräusche in einem Tempel und von Getränkeautomaten etc. Wäre vielleicht auch was für dich. :-)

    • Falls dir das Buch gehört (du es also nicht von jemandem geliehen hast), würde ich es sehr gerne danach auch lesen :)

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