Vor meiner ersten Japanreise war mein intensivstes Crêpe-Erlebnis ein französischer Pfannkuchen gefüllt mir drei Kinderriegeln auf dem örtlichen Volksfest. Zuckerschock inklusive. Damals hatte ich noch keine Ahnung, dass das eine Anfängerversion war im Vergleich zu dem, was mich auf der Takeshita-dōri-Straße in Harajuku, Tōkyō erwarten würde. Die ehemalige Jugendkulturmeile, die heute größtenteils auf Tourismus ausgelegt ist, hat sich seit den 1970er-Jahren zum Crêpe-Mekka Japans entwickelt. Warum? Weil es hier jede erdenkliche Füllung gibt. Von Thunfisch-Mayo bis hin zu Crêpe Brûlée. Und das ist noch nicht alles. Viele kommen zusätzlich mit einem Kuchenstück daher. Dir läuft das Wasser schon im Munde zusammen? Dann bring bei deiner Japanreise auf alle Fälle Platz im Süßspeisenmagen mit, wenn du nach Harajuku fährst.

Die Geschichte der Harajuku-Crêpes
Ein Phänomen, das einem in Japan oft begegnet, ist die Weiterentwicklung westlicher Ideen und Einflüsse. So ist das auch mit der traditionell französischen Süßspeise passiert. Die Eierkuchen, die meist flach zusammengelegt mit Zucker, einer Frucht- oder Schokoladensoße gegessen werden, wurden in Harajuku auf ein neues Level gehoben. Das dauerte aber eine Weile.

Zunächst ging es 1976 los mit einem einfachen Crêpe-Stand von Pattisserie Marion. Nur ein Jahr später waren die Pfannkuchen so beliebt, dass eine zweite Filiale in Harajuku dazukam. Kurz darauf kam Angel’s Heart dazu, eine Institution unter den Crêpes-Verkäufern in Harajuku, die von sich behaupteten, den ältesten Verkausstand in Harajuku zu haben. Der Wendepunkt kam jedoch durch die Eröffnung des Café Crêpe Blueberry House, welches auf die Idee kam, Eiscreme als Füllung anzubieten.
Von nun an ging der Crêpesverkauf durch die Decke und die Verkäufer übertrumpften sich gegenseitig mit kreativen Ideen für die Füllungen. Das hat dazu geführt, dass die beliebtesten Stände heute jeweils über 100 unterschiedliche Sorten im Angebot haben.
Was macht Harajuku-Crêpes aus?

Die Füllung!!! ich werde nicht müde, es zu betonen.
Typische Einzelbestandteile sind:
- Früchte (Erdbeeren, Bananen, Kiwi, Kirschen …) oder Fruchtmus (z. B. Apfel)
- Soßen (Schokolade, Erdbeer, Karamell …)
- Geschlagene Sahne
- Vanillecreme (nennt sich Custard Creme, ist vond er Konsistenz wie Pudding, nur mit 9.000 Mal so viel Kalorien 😆)
- Eiscreme
- Kuchen (vor allem Schokolade, Käsekuchen oder Matchatorte; die Stückchen sind natürlich klein, aber dennoch ist es ein Stück Kuchen)
- Brownies
- Matcha-Grüntee zugesetzt in allen Variationen
- Adzuki-Bohnen
- Mochi
- Salat
- Thunfisch
- Hähnchen
- Curry
Die Harajuku-Crêpes haben sich als Streetfood durchgesetzt. Sprich es ist nicht üblich, dass man sich dafür in ein Café setzt. Stattdessen bekommt man sie auf die Hand und isst sie im Gehen, beziehungsweise wie eigentlich in Japan üblich vor dem Stand stehend. Damit das möglich ist, werden die Crêpes aufgerollt und in ein festes Papier eingeschlagen. Sie haben also eine spitz zulaufende Kegelform und sind nicht wie bei uns zu einem Quadrat oder Viertelkreis gefaltet. Damit du sie essen kannst, ohne eine Sauerei zu veranstalten, bekommst du ein kleines Löffelchen dazu.
Preislich rangieren die Crêpes um die 700 Yen, das entspricht aktuell vier Euro.
Welche Crêpesläden gibt es in Harajuku und welcher ist mein Favorit?

Es gibt mittlerweile jede Menge Anbieter für Crêpes in der Takeshita-dōri und Umgebung. manche Franchises haben sogar mehrere Stände in nächster Nähe, so beliebt sind die Pfannkuchen.
Von den oben genannten hat nur Pattiserie Marion überlebt. Sowohl Café Crêpe Blueberry House als auch Angel’s Heart haben ihre Pforten wieder geschlossen. Letztere wegen einem ausgelaufenen Mietvertrag. An ihrer statt haben sich neue Stände etabliert. Allen voran Santa Monica und Sweet Box. Sie alle haben ein niedliches Ladendesign und die riesige Sortenauswahl gemein.
Welche davon ich nun empfehlen kann? Alle. 🤣 Ich hatte überall schon Crêpes und kann keinen Favoriten benennen. Stattdessen gehe ich danach, wo gerade die Schlange am kürzesten ist.
Tipps für Harajuku-Crêpes-Neulinge

- Bring Süßkram-Hunger mit! So ein Crêpes ist nicht ohne, vor allem, wenn du einen mit Sahne oder Custard Creme wählst.
- Bring etwas Zeit mit! Dein Eierkuchen wird frisch gemacht, deshalb musst du immer ein bisschen auf deine Bestellung warten.
- Entscheide dich anhand der Modelle! Die Stände haben alle ihre Sorten nicht nur schriftlich aufgelistet, sondern originalgetreue Modelle davon in der Auslage. Das gute ist, dass du dir nicht den langen, komplizierten Namen merken musst. Stattdessen hat jede Sorte eine Nummer oder einen Buchstaben. Im Zeeifel den gewünschten Crêpe mit Bezeichnung fotografieren und beim Bestellen vorzeigen.
- Essen ohne Sauerei! Nimm dir auf alle Fälle beim Abholen einen der kleinen Löffel. Außerdem gehört es sich in Japan, nicht im Gehen zu essen. Das hat auchd en Vorteil, dass du deinen Müll wieder loswirst. Diesen nehmen die Stände nämlich zurück, während du nach einem Mülleimer die Straße entlang vergeblich surchen wirst.
- Sei mutig! Ein Matcha-Crêpe mit Adzukibohnen? Warum nicht. Trau dich ruhig an etwas heran, dass du bei uns so nicht bekommst. Und halte Ausschau nach saisonalen Sorten, zum Beispiel Sakurageschmack zur Kirschblüte oder Kürbis im Herbst.
- Der Kuchen muss nicht sein! Mal ganz ehrlich: Die Idee, einen Crêpe mit einem Stück Kuchen darin zu bekommen ist besser als die Realität. Ich war davon immer etwas enttäuscht, entweder, weil der Kuchen nicht soooo lecker war oder noch gefroren. Deshalb wähle lieber eine andere kreative Sorte.
Fazit

Die Crêpes in der Takeshita-dōri sind ein Erlebnis für sich. Sie zeigen schön, wie man sich oft in Japan etwas abschaut und dann ein ganz eigenes Konzept daraus entwickelt, dass dann manchmal sogar andersherum wieder zurück in den Westen schwappt. Ich hole mir fast jedes Mal einen, wenn ich dort bin und mein Magen ein bisschen Platz hat. Denn sie stehen sinnbildlich für Harajukus junge und kreative Kultur. Und sind verdammt lecker.
Quellen und weiterführende Links
Around the World in 80 Flavors: Harajuku Crepes: A Guide To The Best Japanese Crepes In Tokyo
byFood: Harajuku Crepes: 8 Best Spots for Insta-Worthy Treats
It’s Japan Time: Japanese Crêpes: a Harajuku take on a French staple
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