Japanisches Fernsehen ist anders. Ganz egal, ob du die Sprache sprichst oder nicht, ich empfehle dir unbedingt, während deiner Reise nach Japan gelegentlich den TV einzuschalten. Selbst wenn du nichts verstehst, wirst du einen Eindruck davon bekommen, dass hier einiges vom deutschen TV-Programm abweicht. Es ist viel hektischer, bunter und vor allem Werbespots schrammen oft nah am Wahnsinn vorbei. Dann ist da noch eine ganz altmodische Seite. Infografiken befinden sich auf Whiteboards, werden mit magnetischen Zusatzinfos bestückt, jemand deutet mit einem Stab mit Filzbommel an der Spitze auf trockene Zahlen. Ja, und dann ist da noch der Wetterbericht. Dieser funktioniert nicht nur anders als bei uns, sondern hat je nach Jahreszeit auch noch Zusatzinfos, die es so bei uns nicht gibt. Zum Beispiel eine Vorhersage dafür, wann und wo die Kirschblüten sich als nächstes öffnen werden. Und das herbstliche Gegenstück davon ist eine eigene Rubrik für die Laubfärbung. Und das ist noch nicht alles an Besonderheiten.
Inhalt dieses Artikels
Japanischer Wetterbericht, am liebsten zu zweit
Vorweg: Jeder Fernsehsender macht es anders und es gibt natürlich auch einige, bei denen die tägliche Wettervorhersage sehr ähnlich wie bei uns abläuft. Aber ganz oft, ist es eben nicht ganz so, wie wir das kennen. Vor allem, was die Anzahl beteiligter Personen angeht.
Was ich damit meine? Japanisches Fernsehen findet außer bei den Nachrichten selten frontal mit nur einer Person statt. Stattdessen gibt es mindestens einen Sidekick, der zuhört, nickt, erstaunte Laute von sich gibt oder Fragen stellt. Und wenn es in Form eines Maskottchens stattfindet, ob digital oder einer Handpuppe. Bei Unterhaltungssendungen oder den Frühstückssendungen ist es auch gern mal eine ganze Gruppe Leute.
Laut meinem Gesellschafts-Dozenten an der Uni hat dies etwas mit den unterschiedlichen Höflichkeitsleveln in der japanischen Sprache zu tun. Mann kann unterwürfig, neutral oder herabschauend sprechen. Je nach Gegenüber kann ein Japaner genau einschätzen, was gerade angebracht ist. Nicht so aber bei einem unbekannten Fernsehzuschauer. Extrem gesprochen schauen da draußen kleine Kinder vielleicht ebenso zu wie der japanische Kaiser.
Also holt man sich weitere Personen ins Studio mit denen man spricht. Der Dialog wird also verschoben weg von Moderator und Zuschauer hin zu den Moderatoren untereinander.
Alles kawaii, sogar die Wettervorhersage
Als Recherche für diesen Artikel habe ich mir die Wetterberichte diverser Fernsehsender angeschaut. Und bin aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus gekommen. Denn oft wird das ganz schön lustig und vor allem niedlich.
Zum Beispiel immer dann, wenn wie bereits erwähnt Maskottchen zum Einsatz kommen. Putzige Schweine, die an Peppa Pig erinnern, Vögelchen wie frisch von den Muppets, mal als Puppen, mal als Ganzkörperkostüme, mal digital. Für den gemeinen Nichtjapaner immer kurios.
In einem Wetterbericht wurde am Anfang gesungen, in einem anderen anhand einer süßen Mangafigur gezeigt, welche Kleidung man über den Tag verteilt am besten trägt (vor allem bezogen auf die Temperaturen und Oberbekleidung wie einen Mantel).
In den Wintermonaten erscheinen gern einmal possierliche Schneemänner auf der Wetterkarte. Alles in allem wie immer maximal kawaii.
Besondere Add-Ons zum japanischen Wetterbericht
Im deutschsprachigen Raum eine komische Vorstellung, in anderen Ländern, so auch Japan, klimabedingt jedoch völlig normal: ein Teil des Wetterberichts widmet sich der Luftfeuchtigkeit. Und dementsprechend wie gut Kleidung trocken wird, die an diesem Tag nach der Wäsche aufgehängt wird. Genauso wird es auch im japanischen Fernsehen dargestellt. Da sieht man gezeichnete weiße T-Shirts oder bunte Kleider, die auf Bügeln leicht im Wind schaukeln und dazu Prozentzahlen oder andere Symbole, die Hinweise auf die Trocknungswahrscheinlichkeit geben. Lässt mich ein bisschen an die „Weißer Riese“-Werbung von früher denken.
Und eingangs schon erwähnt, berichten japanische Sender im Frühling und Herbst jeweils auch über den Stand der Kirschblüte beziehungsweise der Laubfärbung. Ein wichtiger Begriff ist hierbei die Kirschblütenfront sakurazensen (桜前線). Denn das Erblühen der Kirschbäume beginnt im Januar in Japans südlichster Präfektur Okinawa und bewegt sich dann anhand einer Linie in Richtung Norden bis nach Hokkaidō.
Bei der Herbstlaubfärbung ist es natürlich andersherum. Hier ist die Dartsellung allerdings ein klein wenig anders. Es wird unterschieden zwischen der Gelbfärbung der Ginkobäume und dem Rot der Ahornblätter.. Die Färbung erfolgt hier je nach Höhenmetern eher in Flächen als anhand einer Linie. Wobei das bei den Kirschbäumen in der Praxis natürlich ähnlich ist, aber sich eben nicht auch noch zusätzlich in zwei Farben aufsplittet.
Im Wetterbericht sind dies dann zum einen Karten mit viel Rosa, Gelb oder Rot, zum anderen aber auch ausführliche Berichte von Korrespondenten an beliebten Sakura- oder Momiji-Hotspots.
Mehr Beispiele
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Das mit der Wäsche fänd ich ja echt mal hilfreich :)
Find ich auch :D