Von der Stadt Hōfu in der Präfektur Yamaguchi an Japans Ostküste hast du wahrscheinlich noch nie etwas gehört. Auch in den gängigen deutschen Reiseführern sucht man vergeblich danach. Dabei ist Hōfu mein absoluter Geheimtipp für die Region. Mit Japans erstem Tenman-gu Schrein und dem schönsten japanischen Garten, den ich bisher besucht habe, bietet sich Hōfu perfekt für einen entspannten Tagesausflug von Yamaguchi, Yuda Onsen oder Hiroshima aus an.
Hōfu Tenman-gu – Japans ältester Tenjin-Schrein
Tenmangu-gu Schreine gibt es in Japan viele. Man verehrt dort Tenjin, den Schutzpatron aller Schüler, Studierenden und Gelehrten. Möchte man um gute Noten oder das erfolgreiche Bestehen einer Prüfung beten, ist ein Tenjin-Schrein die richtige Adresse. Der Hauptschrein aller Tenman-gu und wohl auch der bekannteste dieser Art befindet sich in Dazaifu in der Nähe von Fukuoka auf der südlichsten Hauptinsel Kyūshū. Der älteste jedoch befindet sich in Hōfu.
Wie das kommt? Die Geschichte dazu ist folgende: Sugawara Michizane (845-903), ein Gelehrter, Poet und Politiker in der Heian Periode wurde 901 vom Kaiserhof in Kyoto verbannt und ins Exil nach Kyūshū geschickt. In der Hoffnung, dieses Urteil würde vielleicht noch einmal überdacht, verbrachte er eine Weile in Hōfu, dem letzten Stop seiner Reise in den Süden.
Die Hoffnung war umsonst, nur zwei Jahre später starb er in seiner Verbannung auf Kyūshū. Am Tag seines Todes erschien in Hōfu eine mysteriöse Lichtsäule und eine Wolke umfing den Hügel, auf dem heute der Tenman-gu Schrein steht. Die Bewohner von Hōfu glaubten, Sugawara Michizanes Seele sei hierher zurück gekehrt. Ein Grund, dem nun toten Gelehrten einen Schrein zu errichten.
Als kurze Zeit später in Kyoto mehrere von Michizane Gegnern durch einen Blitzschlag ums Leben kamen und in der folgenden Zeit auch sein Erzrivale Fujiwara Tokihara und der Kaiser selbst starben, wurde der mittlerweile als Gott verehrte und von nun an Tenjin genannte Michizane zur Angelegenheit nationaler Dringlichkeit. In Japan werden böse Rachegeister am besten besänftigt, in dem man ihnen huldigt und Opfergaben darbringt.
Heute gibt es über ganz Japan verteilt etwa 12.000 Tenjin Schreine.
Fun Fact: Der NameTenjin heißt in Langform Tenman-Daijizai-Tenjin, was frei übersetzt so viel heißt wie „der himmlische Gott, der frei das Wetter beeinflussen kann“. (Quelle: Hōfu Tenmangu Shrine – Visit Hōfu)
Was macht der Ochse am Tenman-gu Schrein?
Es ist üblich, dass man an Tenjin Schreinen Statuen von liegenden Ochsen vorfindet. Diese kommen von der Legende, dass Sugawara Michizane nach seinem Tod mit einem Ochsenkarren abtransportiert werden sollte. Doch das Tier weigerte sich, sich von der Stelle zu bewegen. Dies wurde als Michizanes Wunsch interpretiert und der Gelehrte dort begraben. Es ist die Stelle, an der heute der Tenman-gu Hauptschrein in Dazaifu steht.
Der Ochse nennt sich auf Japanisch goshingyu 御神牛, das göttliche Rind. Es heißt, man würde gescheiter, wenn man den Ochsen an der Stirn berührt. Schadet also nicht ;)
(Quelle: Fukuoka’s Famous Shrine, Dazaifu Tenmangu – A Complete Guide)
57 blumengeschmückte Stufen, leuchtendes Rot und Kupfergrün
57 Stufen führen hinauf zum Hōfu Tenman-gu, eine für jedes Lebensjahr Tenjins bei seinem Aufenthalt in der Stadt. Zu Feierlichkeiten werden diese wunderhübsch mit Blumen geschmückt, 2019 angeordnet in Form der Schriftzeichen für „Reiwa“ – der neuen Ära-Bezeichnung durch den Thronwechsel.
Hat man die Stufen erklommen, erwartet einen leuchtendes Rot gepaart mit Kupfergrün. Der Schrein ist nach einem Stil errichtet, der zum Beispiel an den Fushimi Inari Schrein in Kyoto erinnert.
Neben der bereits erwähnten Ochsenfigur gibt es allerlei zu sehen und zu tun. So habe ich mir zum Beispiel ein Omikuji Orakel in Form eines goldenen Fisches aus einem großen Bottich geangelt. Auch sah ich dort den bisher einzigen Talisman für Flugsicherheit. Genau das richtige für alle, denen beim Fliegen eher etwas mulmig zumute ist. Wer eine Erfrischung braucht, gönnt sich einen Matcha Grüntee im angrenzenden Teehaus.
Auf dem Schreingelände befinden sich zahlreiche Nebenschreine, Blumenbeete, Figuren, Gebäude und auch eine besonders hübsche Wand für Ema Wunschtafeln.
Weiterführende Infos
Hōfu Tenman-gu Schrein
Täglich geöffnet
Adresse: 14-1 Matsuzaki-cho, Hōfu
Anreise:
- Bus: Nordausgang Bahnhof -> Bocho Bus in Richtung Amidaji, bis Station Hōfu Tenman-gu (ca. 4 Minuten)
- Rad (Leihräder gibt es am Bahnhof; ca. 11 Minuten)
- zu Fuß (1,6 km; ca. 22 Minuten)
Hoshoan Teehaus
9:30~16:00
Geschlossen: 31.12.
Eintritt (inkl. Tasse Tee): 500 Yen
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