Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Staempfli Verlag zur Verfügung gestellt.
Martin Fritz lebt und arbeitet seit vielen Jahren als Korrespondent in der japanischen Hauptstadt. Klischees, Vorurteile und Halbwahrheiten hat er satt. Deshalb hat er mit „Abc 4 Japan – Ein Kulturguide“ ein Kompendium geschrieben, das in kurzen, lexikonartigen Einträgen von A bis Z von Japan erzählt. Und aufklärt. Mal eher nüchtern, mal meinungsbetont.
Eine Rarität in der deutschen Buchlandschaft, was die Aktualität und das Fachwissen zum Thema Japan angeht, leider verpackt in einem sehr altmodischen Design zu einem stolzen Preis.
„Abc 4 Japan – Ein Kulturguide“ – Martin Fritz
Über 300 sachkundige Kurztexte zu diversen Themen von A wie Atomkraftdorf bis Z wie Zen machen das „Abc 4 Japan“ von Martin Fritz aus. Seit vielen Jahren Korrespondent und in Tōkyō lebend, ärgert er sich jeher über die klischeebehafteten Reportagen seiner uninformierten Kollegen. Es wird regelmäßig ein Japanbild voller Vorurteile und Halbwahrheiten zementiert, das nicht (mehr) der Realität entspricht. Dagegen geht Fritz mit seinem „Kulturguide“ vor.
Vorbild für das lexikonartige Format stand das Buch „Things Japanese“ von Basil Hall Chamberlain aus dem Jahr 1890. So sind die Einträge wie der Name „Abc 4 Japan“ schon vermuten lässt alphabetisch angeordnet und mit Querverweisen zu anderen behandelten Stichwörtern gespickt.
Der erste Satz
„Als westliche Magazine und Zeitungen nach den Kernschmelzen von Fukushima im März 2011 eigene Reporter nach Japan schickten, strotzten ihre ‚exklusiven‘ Artikel von groben Sachfehlern zu Land und Leuten.“ (S. 6, Fritz, Staempfli, 2020)
Zum Buch
Vorweg: Das Buch wurde vom Staempfli Verlag herausgegeben, dementsprechend gibt es immer wieder Referenzen zur Schweiz, Geldbeträge sind in Franken angegeben. Der Preis von 29,00 € ist in meinen Augen für den deutschen Markt für ein broschiertes Taschenbuch mehr als stolz.
Das „Abc“ im Titel wurde hier wortwörtlich genommen und das Buch im Lexikonstil aufgemacht. Eine Hommage an Chamberlains „Things Japanese“ aus dem Jahr 1890. Entsprechend angestaubt kommt mir das Format vor. Das ist aber nun Geschmacksache und hängt damit zusammen, dass ich ein äußerst visueller Mensch bin. So hätte ich mir zum einen mehr Bilder (der Aufbau des Buchs ist im Grunde dem von „Japan 151“ nicht unähnlich) gewünscht. Des Weiteren wurde ich bei der Lektüre durch die unterstrichenen Querverweise ständig aus dem Lesefluss gerissen. Kurzum: die gewählte Form ist einfach nicht mein Fall.
Meine Meinung
Die Designliebende in mir tritt jetzt einen Schritt zurück und betrachtet das Buch ganz pragmatisch. Und hier fängt die große Freude an. Denn Martin Fritz nimmt dich als Leser mit auf eine Reise ins Land des Lächelns, die mir so aktuell und gut informiert länger nicht begegnet ist.
Bemerkenswert ist die Bandbreite an behandelten Themen. Dabei greift er natürlich auch Grundlegendes auf (zum Beispiel „Curry“), was Japaninteressierten bereits ein Begriff ist. Doch nur weil das Thema eines ist, das du schon kennst, heißt es nicht, dass du beim Lesen nichts Neues dazu lernen könntest. Und genau das mach eine Stärke von „Abc 4 Japan“ aus. Der Mann weiß, wovon er redet. Und vermittelt das Wissen, das es selten bis in den Westen schafft, wo stattdessen unermüdlich über jenes Japan geschrieben wird, das so (nur) fest verankert in unseren Köpfen existiert.
Mit seiner Meinung zu den Dingen hält Fritz dabei nicht hinterm Berg. Gott sei Dank, denn durch seine unterhaltsame Art zu schreiben, macht er den vermeintlich trockenen Lexikoncharakter des Buchs wett. Auch trägt er dabei keine rosarote Brille. So bekommt Kyōto folgendermaßen sein Fett weg: „[…] Nostalgie für die alte Kaiserstadt spüren Westler bis heute. […] In der grausamen Wirklichkeit sind solch romantische Bilder schwer zu finden […] sobald man die Inseln der Ästhetik am Stadtrand verlässt, ertrinkt man in einem Meer urbaner Hässlichkeit – kastenförmige Apartmenthäuser, Stromkabel- und Telefondraht-Spaghetti über den Strassen [sic!], zubetonierte Flussläufe […] – das Kyōto (westlicher) Träume existiert leider (fast) nicht mehr. “ (S. 130 f., Fritz, Staempfli, 2020)
Fazit
„Abc 4 Japan“ ist eines dieser Bücher, von denen ich mir viel mehr wünsche. Fast tagesaktuelle Info zu Japan in deutscher Sprache, noch dazu gut geschrieben. Jemand, der sich wirklich auskennt mit dem Lieblingsland, und all die Fragen dazu beantwortet, die man hat. Oder noch nicht wusste, dass man sie hat.
Von der altmodischen Aufmachung und auch dem Preis von knapp 30,–€ für ein broschiertes Taschenbuch darfst du dich nicht abschrecken lassen. Inhaltlich gibt es einen breiten Einblick in die aktuelle japanische Gesellschaft, immer mit einem kritischen, zwinkernden Auge.
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