"Liebe auf Japanisch" ist das neuste Buch von Kerstin und Andreas Fels

Buchtipp: „Liebe auf Japanisch“ – Kerstin und Andreas Fels

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom CONBOOK Verlag zur Verfügung gestellt.

Im Film Hanami – Kirschblüten von Doris Dörrie stolpert der frisch verwitwete Rudi (gespielt von Elmar Wepper) durchs nächtliche Tōkyō mit all seinen Menschen, grellen Neonreklamen und ja, was ist es? Ein Club? Ein Restaurant? Zu viele Kanji, die er nicht entziffern kann. Letztendlich sieht man, wie er nackt auf einem Plastikhocker sitzt und von zwei ebenso wenig bekleideten Frauen eingeseift und gewaschen wird. Verständigen können sie sich kaum. Aber der Ehering an seinem Finger entgeht ihnen natürlich nicht. Sie fragen danach und Rudi beginnt bei dem Gedanken an seine verstorbene Frau zu weinen. Er steht auf und geht.

Wäre er nicht gegangen, wäre es zum Sex gekommen. Nicht, weil er dafür gezahlt hat. Die Leistung, für die er Geld ausgegeben hat, beinhaltet offiziell nur das Waschen. Denn Prostitution, die vaginalen Geschlechtsverkehr beinhaltet, ist in Japan verboten (ich betone das vaginal, weil so ziemlich alle anderen Arten erlaubt sind). Natürlich wäre Rudi einer der Damen aber so sympathisch gewesen, dass es zum spontanen, einvernehmlichen Sex gekommen wäre. Dagegen kann niemand etwas sagen. Er ist in einem sogenannten Soapland gelandet – einem halb-legalen Bordell, nur mit mehr Wasser und Seife.

Noch nie von einem Soapland gehört? Ich vor dem Lesen von „Liebe auf Japanisch“ auch nicht (danach machte die Szene in Hanami – Kirschblüten aber endlich mehr Sinn). Dieses und vieles mehr über Liebe, Sex und alles, was dazu gehört, haben die beiden Autoren Kerstin und Andreas Fels, aus deren Feder auch der „Fettnäpfchenführer Japan – Die Axt im Chrysanthemenwald“ stammt, in ihrem neusten Buch gesammelt und vermitteln in bekannt humoristischer Art, wie es ist, in Japan zu leben und lieben. Mit all seinen Auswüchsen.

„Liebe auf Japanisch“ von Kerstin und Andreas Fels

Kenji und Yukio lernen sich bei einem Picknick unter Kirschblüten kennen. Soweit alles noch ganz „normal“. Danach begleitet der Leser die beiden, eben vom ersten Kennenlernen bis hin zur Hochzeit, dem ersten Kind, und noch viele weitere Jahre. Auch Kollegen, Freunde und Bekannte der beiden spielen eine Rolle, werden uns Beispiel und Lehrmeister in der kunterbunten und größtenteils schrägen Welt der japanischen Liebe. Die eigentlich so wie in Deutschland ist. Eben nur ganz anders.

Geschichtlich und gesellschaftlich bedingt gibt es in Japan Traditionen (zur Verlobung werden der/die Angebetete und die zukünftigen Schwiegereltern teuer beschenkt), Etablissements (Kuschelcafés, in denen man sich die Ohren reinigen lassen kann) und Liebschaften (mit Hologrammen und Puppen), die man so bei uns nicht findet. Das ist amüsant und erschreckend zugleich. Und in erster Linie eins: spannend.

"Liebe auf Japanisch" lag nicht lange auf meinem Nachtkästchen, weil es innerhalb weniger Tage weggeschmökert war.
“Liebe auf Japanisch” lag nicht lange auf meinem Nachtkästchen, weil es innerhalb weniger Tage weggeschmökert war.

Als Japanologin werde ich oft gefragt: Wie ist das denn mit Homosexualität in Japan? Was für eine Scheidungsrate gibt es dort? Und wie viel Prozent der Frauen nehmen in Japan eigentlich die Pille?
Auf manches davon habe ich eine Antwort, das meiste würde ich selbst gerne wissen. „Liebe auf Japanisch“ ist eine Sammlung an Fakten und aktuellen Zahlen, wie ich sie mir schon lange gewünscht hatte. Das Buch beantwortet all diese Fragen, und jene, die wir uns vielleicht auch nicht getraut hatten zu stellen: Wie ist das mit Sex mit Minderjährigen? Ist Analverkehr dort eigentlich verboten? Und wieso zum Geier tummeln sich in Henati-Manga und -Anime gerne mal Oktopoden oder andere Monster?

Der erste Satz

„Die Fußgängerampel springt auf Grün und lässt gleichzeitig künstliches Vogelgezwitscher erklingen.“ (S. 15, Fels, CONBOOK, 2019)

Meine Meinung

Kerstin und Andreas Fels schreiben die Bücher, die ich gerne schreiben würde: Fakten zu Japan, gut recherchiert und mit viel Witz in eine Geschichte verpackt. Als routinierte Japanreisende erkenne ich vieles wieder, was mich beim Lesen oft schmunzelnd nicken lässt, während ich gleichzeitig jede Menge Neues dazu lerne.

Während ich beim „Fettnäpfchenführer Japan“ zwischendurch mal eine Lesepause einlegte, ging mir „Liebe auf Japanisch“ runter wie Öl. Sex sells? Klar, das Thema mit allem, was dazu gehört, ist spannend und vor allem war für mich viel Neues dabei. Die Autoren decken dabei ein weites Themenfeld ab. So geht es nicht nur um Liebe und Sex, sondern auch um Schwangerschaft, Geburt und Tod (mein Filmtipp zum Thema strikte Traditionen bei japanischen Beerdigungen: die Komödie „The Funeral“ aus dem Jahr 1984 von Regisseur Jūzō Itami).

Einziger Kritikpunkt für mich sind die random eingestreuten Fun Facts, wie zum Beispiel die fünf Lieblings-Samurai-Filme der Autoren oder warum Polizisten in Japan weiße Handschuhe tragen (Spoiler: die Beatles sind schuld). Die fand ich zwar alle unterhaltsam und/oder wahlweise spannend, sie rissen mich aber aus dem Lesefluss. Statt der grauen Infoboxen im Buch zu Themen, die so gar nichts mit der Grundthematik zu tun haben, wünsche ich mir vom Ehepaar Fels ein weiteres Buch gefüllt genau damit :)

„Liebe auf Japanisch“ ist genau das richtige Buch für alle, die am alltäglichen Leben in Japan mit all seinen bunten Facetten interessiert sind. Ein amüsantes Fakten-Feuerwerk, das keinen Moment langweilig wird, aber einen sicher etwas kopfschüttelnd ob der verrückten japanischen Liebeswelt zurücklässt.

Weiterführende Links

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Das Buch auf der Website des CONBOOK Verlags


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10 Kommentare zu “Buchtipp: „Liebe auf Japanisch“ – Kerstin und Andreas Fels

  1. Ich habe dich und deinen Blog leider erst dieses Jahr entdeckt und bin gerade dabei alle deine Beiträge durchzulesen. ^^ Bin total begeistert von all den Geschichten, Fakten und wunderschönen Bilder, sowie auch deinen Buchtipps. Bisher war noch nichts dabei gewesen, aber bei diesem Buch habe ich jetzt direkt zugeschlagen! Es klingt total interessant und ich hoffe, dass das mit dem Partnerlink geklappt hat und dich so etwas unterstützen konnten.

    Freue mich auch schon sehr auf den Kalender den ich bei dir bestellt habe! Nächstes Jahr soll es für mich endlich wieder nach Japan gehen und dein Blog hilft mir ungemein bei der Vorbereitung. <3

    • Liebe Marie, vielen vielen Dank für deinen lieben Kommentar.

      Es ist mir immer eine Freude zu hören, wenn sich jemand durch meinen Blog kramt und auch den älteren Artikeln eine Chance gibt.

      Viel Spaß beim Lesen, mir hat es unglaublich Spaß gemacht, und natürlich viel Freude mit deinem Kalender.
      Alles Liebe, Elisa

  2. Hi Elisa,
    Amazon Bestellung über den hinterlegten Partner Link auf deiner Seite ist raus ?
    Hoffe es klappt.
    1Q84 auf japanisch ? wow
    Dazu muss ich mein japanisch mit “Japanese from zero“ erst mal voran bringen ??
    VG
    Lakis

  3. Hallo Elisa,

    wenn dir Japan-Fakten im Buch gefallen, vielleicht wäre ja mein Buch Japan 151 (auch CONBOOK) etwas für dich? Wir machen da aktuell einen Relaunch und vielleicht können wir dir auch ein Exemplar zuschicken.

    • Hallo Fritz, vom CONBOOK Verlag kommt im Herbst ein Überraschungsbuchpaket mit weiteren Japantiteln für mich. Ich lasse mich überraschen, ob dein Buch mit dabei ist :)
      Alles Liebe, Elisa

  4. Hi Elisa, mach ich gerne ?
    Bin momentan noch bei Haruki Murakami’s “1Q84“ dran.
    Hab aber “Liebe auf japanisch“ schon mal für die nächste Amazon Bestellung notiert. Dann natürlich auch über den Partner Link, damit du auch etwas bekommst als Dankeschön für den Tipp ?
    VG
    Lakis

    • Das ist sehr lieb. “1Q84” steht bei mir auch schon ewig auf der Liste. Wer weiß, vielleicht habe ich irgendwann die Muse und ackere es bewaffnet mit Lexikon auf Japanisch durch.
      Alles Liebe, Elisa

  5. Hi Elisa,
    super Buchtipp. Vielen Dank ??
    Großes Lob auch für deinen Blog.
    Japan ist schon sehr faszinierend mit all seinen Facetten und Gegensätzlichkeiten.

    VG
    Lakis

    • Hi Lakis, ich danke dir für das Lob. Wenn du das Buch lesen solltest, würde ich mich freuen, wenn du mir hier nochmal erzählst, wie es dir gefallen hat.
      Alles Liebe, Elisa

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