Dieses Jahr habe ich bisher so viele japanische Bücher beziehungsweise Bücher über Japan gelesen, wie nie zuvor. (So ist das, wenn man bei einer Japanologie-Professorin zu Besuch ist und schmachtend vor dem gut gefüllten Bücherregal steht…daraufhin hatte ich so Lust bekommen, mich selbst auch wieder mehr mit japanischer Literatur zu befassen und es kurzerhand auch getan ^^) Gerade heute habe ich mir auf einen Satz „Takeshis Haut“ von Lucy Fricke einverleibt. Der Roman fesselte mich von Anfang an und ist damit mein erster Buchtipp hier auf japanliebe.
Der Roman „Takeshis Haut“
Die Geschichte erzählt von Frida, einer Tonmacherin beim Film. Der Großteil ihres Lebens dreht sich um Geräusche, die sie in ihrer Umgebung wahrnimmt wie kaum ein anderer. Für sie ist es nie einfach nur still. Alles hat seine Geräuschkulisse und selbst Stille hört sich unterschiedlich an. Emotional ist sie eher abgekapselt. Obwohl sie in einer langjährigen Beziehung ist, fällt es ihr schwer, sich auf andere einzulassen. Am liebsten ist sie für sich, in ihrem Studio mit ihren Geräuschen.
Eines Tages wird ein Projekt an sie heran getragen, bei dem sie einen Film, dessen Tonspur komplett verloren gegangen ist, nachvertonen soll. Dieser Film spielt in Japan. Für Frida beudetet dies, dass sie dieses Projekt nicht annehmen kann, schließlich war sie noch nie dort und weiß nicht wie Japan klingt. Dennoch lässt sie der Film, eine düstere Dystopie, nicht mehr los und als der Regisseur bereit ist, ihr eine Reise nach Japan zu finanzieren, sagt sie zu.
So kommt es, dass Frida Anfang März 2011 ins Land der aufgehenden Sonne reist. Sie nimmt das fremde Japan durch die Kopfhörer ihres Aufnahmegeräts wahr. Bis plötzlich eine Frequenz auftaucht, die sie nicht zuordnen kann und eine innere Unruhe in ihr auslöst. Um ihren Rekorder zur Reparatur bringen zu können, wird ihr Takeshi an die Seite gestellt. Sie lernt ihn und seinen Vater genauer kennen, bis dann am 11. März die Dreifachkatastrophe passiert. Durch die Anbindung an Takeshi erlebt Frida alles hautnah und aus einer ganz anderen Perspektive, als ihre Freunde und ihr Partner zu Hause in Deutschland begreifen können.
So wird Frida gezwungen sich auch mit ihren eigenen Dämonen und Katastrophen auseinander zu setzen. Die Reise nach Japan hat sie unwiderruflich verändert.
Meine Meinung
Ich denke meine Begeisterung ist kaum zu überlesen. Lucy Fricke, die selbst durch ein Stipendium mehrere Monate in Kyoto verbracht hat, schafft es auf einzigartige Art und Weise eine Welt der Geräusche in Worte zu fassen und auf Papier zu bannen. Vor allem wenn man selbst schon einmal dort war, durch die Straßen einer japanischen Stadt geschlendert ist, sich am Automaten einen Kaffee oder grünen Tee herausgelassen hat, weiß genau wie all das klingt, was die Hauptperson da gerade zum allerersten Mal hört und versucht zu verarbeiten (denn seien wir mal ehrlich: Japan ist laut! Noch nie sind irgendwo gleichzeitig und andauern so viele Geräusche auf mich eingestürmt wie dort). Auf das Buch hingewiesen wurde ich von meiner Freundin Ariana, die selbst schon in Japan war und bei meinem Beitrag über die Geräusche von Japans Ampeln daran erinnert wurde.
Frida mit ihren sehr menschlichen Problemen und inneren Konflikten, macht es leicht sich mit ihr zu identifizieren. Sie ist oft genervt, trifft Fehlentscheidungen und macht Fehler. Jeden einzelnen davon konnte ich nachvollziehen und fand es kein bisschen verwerflich sondern eben einfach nur menschlich.
„Takeshis Haut“ war schon das zweite Buch, das ich innerhalb kurzer Zeit über den 11. März und das Ausmaß dieser Katastrophe für den Einzelnen gelesen habe. Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen, doch niemals darf man vergessen oder die Traumata, die das Erlebte ausgelöst haben, unterschätzen. Lucy Fricke bringt einem all dies Nahe, mit einem außergewöhnlichen Blick auf die Welt durch die Augen einer, die am liebsten mit den Ohren sieht. Dringende Leseempfehlung!
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