Manga "Hitler" von Shigeru Mizuki

Rezension: „Hitler“ – Shigeru Mizuki

Das Buch wurde mir freundlicherweise von Reprodukt zur Verfügung gestellt.

Was bewegt einen Mangaka dazu, ein biographisches Portrait von Hitler zu zeichnen? Im Fall von Shigeru Mizuki waren es sehr persönliche Gründe. Hitler und der Zweite Weltkrieg hätten beinah dazu geführt, dass Mizuki nie wieder etwas malen kann. Bei einem Einsatz im Südpazifik verlor er seinen linken Arm und beinah sein Leben (ganz fantastisch verarbeitet im Manga „Auf in den Heldentod!„). Hätte es Hitler nicht gegeben, wäre Mizukis Leben anders verlaufen. Dementsprechend hegte der Autor den Wunsch, den Diktator, der die ganze westliche Welt ins Chaos riss, besser zu verstehen. „Hitler“ von Shigeru Mizuki war bei Erscheinen der erste Manga, der sich dieser Thematik widmete.


Hitler
Shigeru Mizuki

ISBN 978-3-95640-177-0

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Manga „Hitler“ von Shigeru Mizuki

Hitler hat in seinem ganzen Leben nur einen Freund. Gemeinsam mit ihm teilte er sich als erfolgloser Student eine Wohnung, bis er zum wiederholten Male nicht die Aufnahmeprüfung für die Kunstakademie schafft. Daraufhin geht es mit Hitler bergab, bis er mittel- und obdachlos umherstreift, doch seine Träume werden im Gegenzug zu seinen Mitteln immer größer. Er schießt sich darauf ein, das Großdeutsche Reich zu errichten und das deutsche Volk vom vermeintlichen „Finanzjudentum“ zu befreien.

Dabei schwankt er in seiner Entschlossenheit zwischen unbeirrbar und suizidal niedergeschlagen. Er schafft es in München in der Politik Fuß zu fassen und arbeitet sich aller politischer und privater Rückschläge zum trotz bis zum Reichskanzler vor. Danach ist der Schritt zum Führer nicht mehr weit.

Hitler als Mangafigur. Obwohl Mizukis Charaktere in anderen Werken durch den comichaften Zeichenstil manchmal ulkig wirken, funktioniert es in "Hitler" überraschend gut.
Hitler als Mangafigur. Obwohl Mizukis Charaktere in anderen Werken durch den comichaften Zeichenstil manchmal ulkig wirken, funktioniert es in „Hitler“ überraschend gut.

Er stürzt Europa ohne Rücksicht auf Verluste in einen Krieg und scheut auch nicht davor zurück, die Kämpfe zu einem Weltkrieg eskalieren zu lassen. Nach ersten Erfolgen reißt seine Glückssträhne ab und endet in der Niederlage Deutschlands. Gemeinsam mit einigen engen Vertrauten wählt er am Ende den Freitod und lässt sich verbrennen.

Meine Meinung

Wenn im Fernsehen eine der unzähligen Hitler-Dokumentation läuft, schalte ich weg. Grundsätzlich. Ich kann mir all die Namen und Daten sowieso nicht merken, in der Schule war irgendwann der Punkt „zu viel“ erreicht. Dennoch reizte mich dieser Manga, allein weil ich mich zum großen Shigeru-Mizuki-Fan entwickelt habe. Seinen Antrieb, dieses Werk zu schreiben, verstehe ich voll und ganz. Ein Körperteil zu verlieren ist eines der schlimmsten Dinge, die ich mir vorstellen kann. Ganz zu schweigen davon, in den Krieg ziehen zu müssen.

Auf 288 Seiten erzählt Shigeru Mizuki ausschnitthaft Hitlers Leben nach.
Auf 288 Seiten erzählt Shigeru Mizuki ausschnitthaft Hitlers Leben nach.

Reprodukt hat dem Manga für ein besseres Verständnis ein sehr gutes Vorwort spendiert, das auch darauf eingeht, warum der Holocaust in der Geschichte nur am Rande erwähnt wird. Mizuki konzentriert sich in „Hitler“ vielmehr auf den Werdegang des Protagonisten. Wahrscheinlich weil ich bei den Dokus immer wegschalte ?, war da für mich viel Neues dabei. Zum Beispiel Hitlers inniges, wenn auch einseitiges, Verhältnis zu seiner Nichte Geli und seine emotionalen Ausbrüche.

Der Mangaka schafft hier fantastisch die Gratwanderung, Hitler nicht als roboterhaftes, emotionsloses Monster darzustellen, ohne aber ihn zu nahbar zu machen. Man beobachtet den Lebensweg eines exzentrischen Menschen, der auch in seinem Größenwahn Mensch bleibt, entwickelt aber dennoch kein Verständnis oder Mitgefühl für ihn. Mizukis altbekannter Zeichenstil mit ins feinste ausgearbeiteten Hintergründen und comichaften Gesichtern funktioniert erstaunlich gut.

In keinem Werk, das ich bisher von Mizuki gelesen hatte, wurde mit so viel Liebe an den Hintergründen gearbeitet.
In keinem Werk, das ich bisher von Mizuki gelesen hatte, wurde mit so viel Liebe an den Hintergründen gearbeitet.

Leider hat mir das Buch insgesamt dennoch nicht sonderlich gut gefallen. Vielleicht weil es einfach nicht mein Thema ist oder aber weil ich keine Figur hatte, mit der ich mich identifizieren konnte. Der Manga zwang mich, eine Beobachterposition einzunehmen. Viel lieber ist es mir aber, Werke zu lesen, dich mich mitten rein ziehen in die Handlung und Gefühlswelt der Charaktere.

Also alles in allem eine lohnenswerte Lektüre für alle, die sowieso historisch am Zweiten Weltkrieg interessiert sind. Ich fiebere lieber bei Mizukis nahbareren Büchern wie „Tante NonNon“ oder sogar „Auf in den Heldentod!“ mit.

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Hitler
Shigeru Mizuki

ISBN 978-3-95640-177-0

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