"Auf in den Heldentod!" von Shigeru Mizuki.

Mangatipp: „Auf in den Heldentod!“ – Shigeru Mizuki

Das Buch wurde mir freundlicherweise von Reprodukt zur Verfügung gestellt.

Shigeru Mizuki ist meine neue Mangaliebe. Durch „Tante NonNon“ lernte ich den japanischen Kult-Autor kennen und war hellauf begeistert von seiner mythischen Welt der Dämonen und Geister, die er so gut mit der Realität verwebt. Berühmt geworden ist er mit dem Geisterjungen Kitarō, doch auch einige ernstere Werke ergänzen sein Repertoire. In „Auf in den Heldentod!“ verarbeitet Mizuki seine eigenen Kriegserlebnisse, bei denen er einen Arm verlor. Gott sei Dank hat ihn das nicht vom Zeichnen abgehalten. Denn auch dieser Anti-Kriegs-Manga ist absolut lesenswert.


„Auf in den Heldentod!“ von Shigeru Mizuki

500 japanische Soldaten verteidigen im Jahr 1943 eine Insel im Südpazifik gegen die Amerikaner. Bevor diese einfallen ist jedoch eher Hunger und Zwangsbeschäftigung angesagt. Bei strömendem Regen muss ein befestigtes Lager gebaut werden, zu Neujahr soll unbedingt ein Schwein gejagt werden.

Die größtenteils kampfunerfahrenen Männer verstehen nicht, warum sie gebeutelt von Malaria, Dengu-Fieber, Hitze und Hunger die Stellung halten sollen, während ihr Heimatland bombardiert wird. Ihr Vorgesetzten lassen gewaltvoll deren eigenen Unmut an ihnen aus, durch dumme Unfälle dezimiert sich die Anzahl der Soldaten ständig.

Mizukis Zeichenstil mit detaillierten Hintergründen und umso ulkigeren Charakteren eignet sich überraschend gut für die ernste Thematik von "Auf in den Heldentod!".
Mizukis Zeichenstil mit detaillierten Hintergründen und umso ulkigeren Charakteren eignet sich überraschend gut für die ernste Thematik von „Auf in den Heldentod!“.

Der Irrsinn gipfelt in einem Himmelfahrtskommando des ehrversessenen Hauptmanns, der mit seiner Truppe in den Heldentod zieht. Nur leider kommt alles anders und die Männer überleben. Ein großes Problem für das restliche Heer, die bereits über die ehrenhafte Heldentat ihrer Kameraden informiert wurden. Kommt nun heraus, dass die Männer noch leben, könnte dies die Moral untergraben. Also muss der Heldentod nachgeholt werden, egal wie.

Der erste Absatz

„Fürs Vaterland freiwillig in den Krieg gezogen, zu dienen einer schäbigen Armee. Dir, süße Su, bin ich entflogen, ließ dich, meine Geliebte, zurück mit Weh.“ (Mizuki, Reprodukt, 2019, Seite 17)

Meine Meinung

Alles, was mit Krieg zu tun hat, ist eigentlich nicht mein Fall. Um es mal ganz salopp zu sagen, finde ich Krieg ist der letzte Scheiß und eines der großen Mysterien der Menschheit für mich. Ich meine…warum?!? Auch sollte mittlerweile aus meinen anderen Rezensionen klar geworden sein, dass ich eher zart besaitet bin und einen Bogen um Horror und andere Grausamkeiten mache. Dennoch bin ich froh, „Auf in den Heldentod!“ gelesen zu haben. Mein Unverständnis für Kampf und Krieg ist dadurch noch mehr gewachsen. Genau das, was ein guter Anti-Kriegs-Manga bewirken soll. Von denen es übrigens reichlich wenige gibt.

Auch Mizuki hat lange gebraucht, bis er das Erlebte zu Papier bringen konnte. Erst 1973 verarbeitete er seine Erlebnisse zu Sōin Gyokusai Seyo! 総員玉砕せよ! („Auf in den Heldentod!“). Dabei bleibt er größtenteils seinem üblichen Zeichenstil treu: detailreiche Hintergründe, ulkige Gesichter.

Das Ulkige war es, was den Manga trotz der Thematik für mich erträglich machte. Zunächst. Bekommt jemand, der wie eine schrullige Karikatur aussieht, eine Backpfeife, berührt das erst einmal nicht so stark, als wäre es realistisch dargestellt. Doch die körperliche Gewalt, Tode und das Elend des Kriegs häufen sich. Bis auch das ulkigste Gesicht mir kein Schmunzeln mehr entlockte. Denn hatte ich schon gesagt, dass Krieg der letzte Scheiß ist?

Vor allem zum Ende hin häufen sich in Mizukis Manga "Auf in den Heldentod!" Bilder, die wirken wie von Fotos.
Vor allem zum Ende hin häufen sich in Mizukis Manga „Auf in den Heldentod!“ Bilder, die wirken wie von Fotos.

Je mehr Kampfgeschehene passiert, umso öfter gibt es einzelne Panele, die ganz und gar nichts karikiertes mehr haben, sondern wie abgezeichnete Fotos wirken. Bilder, eingebrannt in Shigeru Mizukis Kopf. Sie zeigen sinnlosem Tod, soweit das Auge reicht.

Dennoch wird es nie zu viel. Mizuki rutscht nie ab in Pathos oder unnötiges auf die Tränendrüse drücken. Wenn überhaupt ist seine Waffe der Humor, der die Sinnlosigkeit des Erlebten perfekt kontrastiert. Wenn zum Beispiel der Oberstleutnat, während er an einer Tasse Tee nippt und von seinem Untergebenen massiert wird, versucht die Überlebenden zu überzeugen, dass es ihre Pflicht ist, den versäumten Heldentod doch noch zu sterben. Resignierend stellt er irgendwann fest, dass es „gar nicht so einfach [ist], jemanden zu überzeugen, dass der Tod die beste Lösung ist.“ (Mizuki, Reprodukt, 2019, Seite 313)

Ich tauche gerade erst ein in das Werk von Shigeru Mizuki. Schon jetzt bin ich begeistert von der Vielseitigkeit und Sensibilität, mit der er die Themen zu lesenswerten Geschichten werden lässt. Mal wieder ganz klare Kaufempfehlung!

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