In ganz Tomonoura kannst du auf den Spuren Ponyos wandeln.

Tomonoura – das echte Ponyo-Dorf besuchen

2005 verbrachte Miyazaki Hayao einige Monate in einem malerischen Fischerdorf in der Hiroshima-Region. Gemietet hatte er ein Haus auf einer Klippe mit traumhafter Aussicht über den Ort und das Meer. Na, kannst du dir schon denken, zu welchem Film er hier inspiriert wurde? Genau, Tomonoura ist die Real-Life-Film-Location des Studio-Ghibli-Films Ponyo – Das große Abenteuer am Meer*. Doch das ist noch nicht alles. Auch für Wolverine: Weg des Kriegers* fanden hier Dreharbeiten statt. Von Hollywood-Glamour und Touristenrummel ist hier aber nichts zu merken. Ganz im Gegenteil ticken die Uhren in Tomonoura herrlich langsam. Deshalb ist es der perfekte Tagesausflug für deine Japanreise, ganz ohne Übertourismus, mit viel Entschleunigung. Tomonoura verkörpert alles, was ich an Japan liebe: ursprüngliche Traditionen, pittoreske Landschaften und die Möglichkeit, echt japanischen Alltag zu erleben.

Das Fischerdorf ist Teil eines Nationalparks rund um die Seto-Inlandsee.
Das Fischerdorf ist Teil eines Nationalparks rund um die Seto-Inlandsee.
Gemütlich schaukeln die Fischerboote im Hafen.
Gemütlich schaukeln die Fischerboote im Hafen.

Tomonoura Tagesausflug: Was du wissen musst

In diesem Guide nehme ich dich mit auf eine Entdeckungsreise durch das historische Fischerdorf in der Präfektur Hiroshima. Du erfährst, wie du hinkommst, was du unbedingt sehen musst und warum dieser Ort bei deinem nächsten Japanurlaub auf keinen Fall fehlen darf. Ich gebe praktische Tipps zur Anreise für den Tagesausflug ab Hiroshima, Okayama oder Ōsaka, teile meine Top 5 „Must Sees“ und erzähle dir ein bisschen was zur Geschichte des Orts. Tomonoura gilt nämlich als Japans ältester erhaltener Hafen.

Small-Town-Vibes in Tomonoura.
Small-Town-Vibes in Tomonoura.

Warum Tomonoura ein Geheimtipp ist

Ich finde, das Wort Geheimtipp in Bezug auf Reisen ist schwierig geworden, weil es durch Social Media so etwas eigentlich kaum noch gibt. Also nicht in dem Sinn, dass wirklich niemand davon weiß. Ob dann aber tatsächlich Touristen dorthin fahren, ist ein ganz anderes Thema. Und Tomonoura ist einer dieser Orte, den ich fast für mich allein hatte.

Kaum verständlich, ist das Ponyo-Dorf doch ein gemütliches Hafenstädtchen mit geschichtsträchtiger Vergangenheit, urigen Gassen und freundlichen Bewohnern. Genau das „echte Japan“, was man während einer Reise erleben möchte. Und das Studio Ghibli dazu verleitet hat, es in einem Film zu verewigen.

Du kannst hiereinen gemütlichen Tag mit herrlichen Ausblicken auf die Binnensee, dem Erkunden einsamer Tempel und Schreine und dem Eintauchen in fantastische oder längst vergangene Welten verbringen.

In Tomonoura gibt es überall Schreine und Tempel zu entdecken.
In Tomonoura gibt es überall Schreine und Tempel zu entdecken.

Anreise nach Tomonoura

Tomonoura ist leicht mit einem direkten Bus ab dem Bahnhof Fukuyama erreichbar.

Zug nach Fukuyama

Fukuyama liegt auf der Shinkansenstrecke zwischen Ōsaka und Hiroshima. Am einfachsten integrierst du Tomonoura als Tagesausflug von Hiroshima aus. Die Fahrzeit zwischen Hiroshima und Fukuyama beträgt 25 Minuten. Aber auch vom Bahnhof Shin-Osaka ist es nur eine Stunde mit dem Schnellzug bis Fukuyama.

Bus nach Tomonoura

Von Fukuyama aus nimmst du den Bus in Richtung 鞆港 (tomokō, „Tomo-Hafen“), der von Haltestelle 5 fährt. Dieser bringt dich direkt ins Fischerdorf. Du hast zwei Haltestellen zur Wahl, an denen du aussteigen kannst:

  • Tomonoura (鞆の浦) neben der Touristeninfo, 520 Yen (meine Empfehlung!)
  • Hafen (鞆港), 620 Yen, Endstation, hier dreht der Bus um und fährt zurück
Die Bushaltestellen neben der Touristeninfo. Man merkt sofort, dass man hier abseits der Wege unterwegs ist.
Die Bushaltestellen neben der Touristeninfo. Man merkt sofort, dass man hier abseits der Wege unterwegs ist.

Kombiniere einen Ausflug nach Tomonoura mit anderen Städten

Du kannst ohne Probleme einen gemütlichen Tag nur in Tomonoura verbringen. Wenn du aber mehr sehen willst, empfehle ich dir, deine Zeit dort auf einen halben Tag zu beschränken und zusätzlich Okayama einen Besuch abzustattet. Der Shinkansen verbindet Fukuyama und Okayama in nur 15 Minuten und du kannst dort eine schöne schwarze Burg und einen von Japans drei berühmtesten Gärten besuchen.
Auf dem Weg nach Hiroshima liegt Mihara, wo sich alles rund um die regionale Spezialität Oktopus dreht, das du auch gut in einem halben Tag erkunden kannst.
Alternativ schaust du dir die Burg in Fukuyama an, die direkt am Bahnhof liegt. Sonst ist Fukuyama aber leider nicht so spannend.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Tomonoura

Tomonouras geschichte reicht über 1.000 Jahre zurück. Früher galt der Hafen an der südlichen Spitze der Numakuma-Halbinsel als wichtiger Zwischenstopp für Seefahrer auf der Seto-Inlandsee. Der Ort verzaubert Reisende schon immer, deshalb wird er auch in mehreren Gedichten der ältesten lyrischen Sammlung Japans, dem Man’yōshū, erwähnt. Zu sehen gibt es natürlich jede Menge, aber hier ist meine Auswahl der Top 5 Dinge, die du in Tomonoura nicht verpassen darfst:

Der historische Hafen mit Edo-Zeit-Charme

Das Wahrzeichen von Tomonoura ist dieser Stein-Leuchtturm.
Das Wahrzeichen von Tomonoura ist dieser Stein-Leuchtturm.

Herzstück von Tomonoura ist der Hafen mit dem Wahrzeichen der Stadt: dem Joyato-Leuchtturm. Dieser sieht aber nicht so aus, wie du dir wahrscheinlich gerade einen Leuchtturm vorstellst. Stattdessen handelt es sich um eine elf Meter hohe, steinerne Laterne im traditionell japanischen Stil.

Das Irohamaru Museum erzählt von der Geschichte eines gesunkenen Dampfschiffes.
Das Irohamaru Museum erzählt von der Geschichte eines gesunkenen Dampfschiffes.

Gleich daneben befindet sich das Irohamaru-Museum. Die Irohamaru war ein Dampfschiff, das vor der Küste durch einen zusammenstoß mit einem anderen Boot sank und niemand geringeren an Board hatte als Sakamoto Ryōma, einem der Wegbereiter der Meiji-Restauration 1868. Der damals von Gegnern verfolgte Sakamoto überlebte, musste sich aber daraufhin für eine Zeit lang in Tomonoura verstecken.

Besonders schön zieht sich das Pier in die Hafenbucht hinein.

Das steinerne Pier schlängelt sich ins Hafenbecken.
Das steinerne Pier schlängelt sich ins Hafenbecken.

Alte Gassen + charmante Läden

Man kann in Tomonoura wunderbar bummeln und nette Cafés entdecken.
Man kann in Tomonoura wunderbar bummeln und nette Cafés entdecken.

Rund um den Hafen zweigen viele historisch anmutende Gassen ab, die zum gemütlichen Schlendern einladen. Die Holzfassaden erinnern an ein Japan der Edo-Zeit (1603–1868). Bei meinem Besuch im Sommer war auch noch alles gerade für ein Schreinfest geschmückt, was noch zauberhafter wirkte.

In den Gebäuden verbergen sich neben normalen Wohnhäusern charmante Läden für Klimbim und Retrosüßigkeiten sowie gemütliche Cafés für eine wohlverdiente Pause zwischendurch.

Fukuzen-ji-Tempel: Eine Aussicht wie ein Gemälde

Der traumhafte Blick vom Fukuzen-ji-Tempel auf die kleine Insel Benten-jima.
Der traumhafte Blick vom Fukuzen-ji-Tempel auf die kleine Insel Benten-jima.

Neben dem Hafen eine absolute Pflichtstation bei deinem Besuch in Tomonoura ist der Fukuzen-ji-Tempel. Dieser liegt auf einer Anhöhe über dem Dorf und bietet eine ganz besondere Aussicht aus dem Inneren. Durch offene Fenster blickst du hinüber auf die Insel Bentenjima. Die Holzrahmen geben dir das Gefühl, ein lebendiges Gemälde vor Augen zu haben. Einfach zauberhaft.

Der Fukuzen-ji beherbergt außerdem eine Statue von Kannon, die eigentlich Maria darstellen soll und aus der Zeit der Christenverfolgung in Japan stammt.

Ōta-Residenz (historisches Herrenhaus)

Die Ōta-Residenz gibt Einblicke in das Leben einer reichen Kaufmannsfamilie.
Die Ōta-Residenz gibt Einblicke in das Leben einer reichen Kaufmannsfamilie.

Tomonoura ist bekannt für ein Getränk namens Hōmeishu. Bereits im 17. Jahrhundert wurde dieser süße Likör aus 16 unterschiedlichen Kräutern hier zum ersten Mal gebraut. Als Geburtsort gilt die Ōta-Residenz, in der du mehr über Hōmeishu erfahren und Einblicke in das Leben einer wohlhabenden Händlerfamilie während der Samurai-Zeit bekommen kannst.

Natürlich gibt es auch aktuell immer noch Hōmeishu zu kaufen. Dass Alkohol im Spiel ist, erkennst du auch sofort am sugidama-Zedernball über der Eingangstür.

In vielen Geschäften gibt es die lokale Spezialität Hōmeishu – ein süßer Kräuterlikör.
In vielen Geschäften gibt es die lokale Spezialität Hōmeishu – ein süßer Kräuterlikör.

Auf den Spuren von Ponyo + Wolverine

Ein selbstgemachter Ponyo-Brunnen.
Ein selbstgemachter Ponyo-Brunnen.

Bei den Infos zur Anfahrt habe ich dir empfohlen, bei der Haltestelle Tomonoura auszusteigen. Das hat damit zu tun, dass sich gleich nebenan die offizielle Touristeninformation der Stadt befindet. Dort kannst du nicht nur die Toilette benutzen, sondern findest auch jede Menge Info zu den Drehorten von Ponyo und Wolverine. Nimm die eine Karte mit oder mache ein Foto und los geht die Drehort-Erkundungstour.

Die Einwohner von Tomonoura lieben, dass ihr Fischerdorf Vorbild für den Ghibli-Film war, dementsprechend findest du überall kleine Hinweise auf das Goldfischmädchen Ponyo.

Meine persönlichen Tomonoura-Tipps

Figuren am Enpuku-ji Tempel und Blick über die Bucht.
Figuren am Enpuku-ji Tempel und Blick über die Bucht.
  1. Direkt neben dem Joyato-Leuchtturm befindet sich eine kleine Gallerie, in der örtliche Künstler neben Bildern auch handgemachten Schmuck ausstellen. Ich habe mir hier einen hübschen Haarschmuck als Souvenir mitgenommen. Außerdem ist der Blick aufs türkisblaue Meer auch von hier einfach traumhaft.
  2. Am Hafen befinden sich mehrere kleine Cafés. Probiere unbedingt etwas mit Setouchi-Zitronen. Egal ob als Getränk oder Süßspeise.
  3. Du hast von mehreren Stellen aus eine schöne Aussicht über Hafen und Meer, zum Beispiel vom Enpuku-ji-Tempel, von der Aussichtsplattform der Burgruine oder, wenn du Energie für 15 Minuten Aufstieg hast, vom Io-ji-Tempel aus.

Studio Ghibli im echten Leben

Die Gassen bieten im Sommer alles, was Spaß macht: von geschabtem Eis über Surfzubehör.
Die Gassen bieten im Sommer alles, was Spaß macht: von geschabtem Eis über Surfzubehör.

Tomonoura ist wirklich ein Kleinod auf der Goldenen Route, das die meisten Touristen bisher übersehen. Du kannst stundenlang durch die beschaulichen Gassen von Schrein zu Tempel spazieren, mit den freundlichen Einheimischen in Kontakt kommen und in einem der gemütlichen Cafés entspannen. Für mich definitiv ein Geheimtipp ;)

Übrigens: Tomonoura ist nur einer von vielen authentischen Orten, die ich auf meinen Japan-Reisen entdeckt habe. In meinem wöchentlichen Newsletter teile ich regelmäßig solche Geheimtipps abseits der üblichen Touristenpfade – von versteckten Schreinen bis zu lokalen Handwerksläden, die du selten im Reiseführer findest. Wenn du mehr über das „echte Japan“ erfahren möchtet, melde dich gerne für meinen Newsletter an.

Warst du schon mal in Tomonoura oder hast andere Geheimtipps in der Hiroshima-Region? Schreib mir gerne in den Kommentaren!

Quellen und weiterführende Links

Tomonoura: offizielle Website
JNTO: Tomonoura


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2 Kommentare zu “Tomonoura – das echte Ponyo-Dorf besuchen

  1. Das klingt schön! Danke für den Tipp!

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