Der Ibusuki no Tamatebako fährt in den Bahnhof ein.

Ibusuki no Tamatebako – Sonderzug zwischen Kagoshima und Ibusuki

Wenn du eine Japanreise machst, solltest du unbedingt die Augen offen halten, ob du nicht eine Fahrt in einem von Japans Sonderzügen in deine Reiseplanung mit einbeziehen kannst. Zum Beispiel mit dem Ibusuki no Tamatebako – einem Sonderzug von JR Kyūshū, der exklusiv zwischen Kagoshima-chuo (dem Hauptbahnhof von Kagoshima) und der Stadt Ibusuki verkehrt.

Ich verspreche dir ein einzigartiges Erlebnis, bei dem du wunderschöne Aussicht genießen kannst und dabei noch was zu lachen hast. So ging es uns zumindest nach unserem total verregneten Tagesausflug nach Ibusuki.

Ein Blick ins Innere des Ibusuki no Tamatebako zeigt schon die Liebe fürs Detail mit viel Holz.
Ein Blick ins Innere des Ibusuki no Tamatebako zeigt schon die Liebe fürs Detail mit viel Holz.

Was macht den Ibusuki no Tamatebako so besonders?

Der Ibutama, wie die Japaner ihn liebevoll nennen, fährt wie gesagt nur auf der Strecke Kagoshima – Ibusuki und das nur zu ausgesuchten Zeiten drei Mal am Tag. Der Zug sticht sofort ins Auge, da er eine einzigartige Schwarz-Weiß-Lackierung hat.

Auch die Innenausstattung hat nichts mit einem normalen Linienzug gemein. JR Kyūshūs Chefdesigner Eiji Mitooka hat das Innere mit viel Liebe für Gemütlichkeit entworfen. Es gibt Holzschränke mit Glastüren, in denen Bücher darauf warten durchstöbert zu werden. Überhaupt dominiert Holz die Innenausstattung. Man fühlt sich, als würde man ein Wohnzimmer betreten.

Unter Glaskabinetten mit Büchern wird's so richtig gemütlich.
Unter Glaskabinetten mit Büchern wird’s so richtig gemütlich.

Es gibt spezielle, dem Fenster zugewandte Sitze, von denen aus man am besten die Aussicht aufs Meer genießen kann. Da wir die Fahrt an einem Regentag unternommen haben, war es überhaupt kein Problem, einen dieser Plätze zu ergattern.

Ein Zug voller Nostalgie

Der Ibusuki no Tamatebako wurde entworfen, mit der Geschichte von Urashima Tarō im Hinterkopf. Das Märchen erzählt die Geschichte eines jungen Fischers, der eine Schildkröte rettet und als Dank ein Unterwasserreich betreten darf, in dem er drei Tage verbringt. Bei seiner Rückkehr erhält er ein Holzkästchen geschenkt. Ihm wird gesagt, dass er die Schachtel unter keinen Umständen öffnen soll. Als er trotz der Warnung den Deckel abnimmt, entweicht weißer Rauch und Tarō altert. Denn obwohl es sich für ihn wie eine kurze Zeit angefühlt hatte, verbrachte er unwissentlich mehrere Jahrhunderte unter Wasser. Seine Familie und jeder, den er kannte, ist längst tot.

Für Kinder gibt es im Ibutama extra Sitze, mit denen auch die Kleinen den Blick aufs Meer genießen können.
Für Kinder gibt es im Ibutama extra Sitze, mit denen auch die Kleinen den Blick aufs Meer genießen können.

Was hat das nun mit dem Ibutama zu tun? Ihr müsst euch das so vorstellen:

Ibusuki. In wenigen Minuten soll planmäßig der Sonderzug aus Kagoshima einfahren. Eine Gruppe älterer Japaner eilt zum Bahnsteig. Sie tragen bunte Westen, alle im selben Design und haben Flaggen in den Händen. Sie wuseln umher, bis sie sich letztendlich in einer Reihe aufgestellt haben. Langsam schiebt sich der Ibusuki no Tamatebako in den Bahnhof, die Gruppe Japaner beginnt wie wild zu winken. Sie sind das Begrüßungs- und Verabschiedungskomitee.

So etwas sieht man in Japan immer wieder. Das Reinigungsteam des Schnellzugs Shinkansen, das sich verbeugt, wenn der Zug abfährt, oder Hotelangestellte, die auf der anderen Seite der Kurobeschlucht auf den Balkon eilen und Fahnen schwenken, wenn sich der kleine Ausflugszug weit entfernt von ihnen den Berg hinaufquält. Diese Überhöflichkeit erstaunt mich immer wieder aus Neue.

Aber zurück nach Ibusuki. Der Zug kommt zum Stehen, es wird weiter gewunken und die Türen öffnen sich. Und da! Aus kleinen Stahlrohren über den Zugtüren kommt weißer Dampf (wie aus Tarōs Schachtel). Verlässt man also den Ibutama, so muss man durch die weißen Nebelschwaden treten.

Rauchschwaden beim Öffnen der Türen erinnern an das Märchen von Urashima Tarō.
Rauchschwaden beim Öffnen der Türen erinnern an das Märchen von Urashima Tarō.

Dieser Dampf hat keinerlei Ursache, die mit dem Betrieb des Zuges zusammenhängt. Er dient rein der Show und ist gedacht, um heimelige Gefühle bei dem Gedanken an das Märchen aus Kindertagen zu erzeugen.

Sonderprogramm und Leckereien während der Fahrt

Japan wäre nicht Japan, wenn die Tatsache, dass es sich um einen Sonderzug handelt, nicht ausführlich zelebriert würde. Während der Fahrt bekommt man gleich von mehreren Zugbegleitern Besuch. Eine der jungen Damen verkaufte Merchandise wie Pins und Zugminiaturen. Eine weitere überreichte jedem Fahrgast eine kostenlose Postkarte zur Erinnerung, auf deren Rückseite man eine Stempel setzen konnte (was während der Fahrt gar nicht so leicht ist ;D)

Wir lassen uns im Ibutama verewigen.
Wir lassen uns im Ibutama verewigen.

Am meisten lachen mussten wir beim Fotoerinnerungsservice. Da bekommt, wer möchte, ein Pappkonterfei des Zuges mit tagesaktuellem Datum in die Hand gedrückt, auf Wunsch noch eine Mütze auf den Kopf und wird fotografiert. Während das bei uns dann wahrscheinlich mindestens 8,- € kosten würde, ist das in Japan alles im Service inbegriffen und das Bild wird einfach mit Handy oder Kamera des Reisenden geschossen, so dass er es direkt digital hat.

Zu guter Letzt darf natürlich die eine oder andere besondere Leckerei nicht fehlen. An Bord des Ibutama gibt es Ibutama Pudding, eine Variante mit schwarzem Sesam und Ibusuiki Onsen Soda, von dessen Label ich mir einen Sticker gekauft habe, weil es herrlich altmodisch aussieht. Dieser ziert nun unser Japan-Erinnerungsbuch.

Wir hatten so richtig Spaß bei der Fahrt von Ibusuki nach Kagoshima.
Wir hatten so richtig Spaß bei der Fahrt von Ibusuki nach Kagoshima.

Unbedingt reservieren

In diesem Fall muss man schon fast sagen, wir hatten Glück, dass es an dem Tag wie aus Eimern schüttete. Sonst hätten wir niemals einen Platz im Ibutama bekommen, zumindest keinen mit Blick aufs Meer. Meine Empfehlung ist es unbedingt, sich vorher über die Abfahrtszeiten schlau zu machen und dringend frühzeitig zu reservieren. Wer einen Japan Rail Pass hat, bezahlt keinen Aufpreis und reserviert den Ibutama wie jeden anderen Zug auch. Sonst kostet die einfache Fahrt momentan 2.140 Yen, was knapp 20,- € entspricht. Zum Vergleich: Die selbe Strecke in einem anderen Zug kostet nur die Hälfte. Was die Fahrt im Ibutama teurer macht, ist die Tatsache, dass man einen Sitz reservieren muss, was Aufpreis kostet.

Weiterführende Infos

Kosten: 2.140 Yen, Reservierung erforderlich

Info zum Ibusuki no Tamatebako auf der offiziellen Seite von JR Kyūshū

Blick ins Zuginnere mit Google Maps Street View


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