Steht Hida-Takayama auf deiner Japan-Reiseroute? Dann freu dich auf eine charmante Stadt inmitten der Berge, urige Holzhäuser und gelebte Traditionen. Takayama war für mich persönlich eine der schönsten Neuentdeckungen der letzten Jahre. Vor allem, weil es hier ein paar Dinge gibt, die du sonst in Japan nicht findest. Und dazu gehören kami ema (紙絵馬) – eine ganz besondere Sorte Pferdebilder.
Nun habe ich im Blog bereits mehrfach über Pferde und deren Abbilder an Schreinen geschrieben. Die Erklärung dafür ist einfach. Im shintō gelten Pferde als Reittiere und Boten der Götter. Man spendete Pferde, ließ Votivtafeln davon anfertigen oder bat den Priester, die eigenen Tiere zu segnen. Viele Schreine haben bis heute lebensgroße Nachbildungen, während einige heiligen Stätten sogar echte Pferde auf ihrem Areal halten.
In Takayama verspürt man eine ganz besondere Verbindung zu den edlen Tieren. Deshalb holt man sich handgezeichnete Bilder davon als Glücksbringer nach Hause. Warum das so und wie auch du während deiner Japanreise so ein original Pferdebild als Souvenir aus Takayama mit nach Hause nehmen kannst, erzähle ich dir heute:

Was sind kami ema?
Reguläre ema siehts du an jedem Schrein und Tempel in Japan. Das sind die kleinen Holztafeln mit bunten Motiven, auf die du deine Wünsche schreiben kannst, um sie den Göttern zu übergeben. Hast du dein ema beschriftet, hängst du es danach am Schrein auf, wo es letztendlich verbrannt wird. Man kann ema mit nach Hause nehmen, aber gedacht ist es eigentlich so, dass man sie als Botschaft an die Götter nutzt.
Anders verhält es sich mit den kami ema von Takayama. Im Gegensatz zu ihren Namensverwandten handelt es sich hier wirklich um das Bild eines Pferdes. Es wird nicht auf Holz gedruckt, sondern per Hand auf washi-Papier gezeichnet. Je nach Künstler sehen die pferde ein wenig anders aus, aber eines haben sie alle gemeinsam: sie gallopieren entschieden in eine Richtung, tragen mit Reichtürmern gefüllte Säcke auf dem Rücken und sind mit glücksbringenden Schriftzeichen geschmückt.
In welche Richtung das Pferd blickt ist wichtig. Welches du kaufst, hängt ganz davon ab, wo du es aufhängen möchtest. Oberste Regel ist, dass das Pferd ins Haus oder die Wohnung hinein laufen muss. Denn es gilt das Glück hinein zu tragen, nicht nach draußen.
Die Geschichte hinter Takayamas Pferdebildern

Der Ursprung dieser einzigartigen, regionalen Tradition liegt vermutlich am Matsukura Kannon-dō, einem kleinen Tempel in den Bergen nahe Takayama. Die Seidenraupen-Farmer aus der Umgebung brachten ihre Ochsen und Pferde dorthin, um sie segnen zu lassen. Der Weg war allerdings umständlich und anstrengend für die Tiere, weshalb man irgendwann dazu über ging, stellvertretend Bilder von Pferden zu verwenden. Quasi Segen to go.
Hida-Takayama hat eine ganz besondere Verbindung zu Pferden, da eines im Jahr 1657 dem damaligen Lord von Takayama – Kanamori Yorinao – das Leben gerettet haben soll. Während dieser sich auf Befehl des Shoguns in der Burg von Edo (dem heutigen Tōkyō) aufhielt, brach ein verheerendes Feuer aus. Doch sein treues Reittier schaffte es, mit ihm und drei Bediensteten auf dem Rücken über den Burggraben zu springen.
Daraufhin durfte das Pferd den Rest seines Lebens verbringen, ohne als Reittier dienen zu müssen. An der Stelle, wo sich der Stall des Tieres befand, steht heute der Yamazakura-Schrein – einer der Hauptorte, wo du heute kami ema kaufen kannst.
Wo kannst du in Takayama ein Pferdebild als Souvenir kaufen?
Takayama hat viele charmante Eigenheiten und traditionelle Handwerkskunst, die sich als Souvenir eignet. Aber nichts finde ich so toll als Mitbringsel wie ein kami ema. Denn das Pferdebild wird auf deine Bedürfnisse angepasst. Sprich dein Name wird per Hand mit einem Tuschepinsel aufs Bild geschrieben. Teilweise kannst du sogar zusätzliche Segenswünsche äußern, die verewigt werden sollen, wie etwas Gesundheit oder ein friedliches Miteinander in der Familie.
Im August in Takayama? Besuche einen ema ichi-Markt

Absolut unvergesslich wird dein Erlebnis, wenn du Anfang August in Takayama bist. Denn dann finden an mehreren Stellen ema ichi-Märkte statt.
Matsukura Ema Markt
Das Highlight ist sicherlich eine Wanderung zum Matsukura Kannon-dō (Link zu Google Maps) – jenem Tempel, der als Ursprung der Pferdebilder gilt. Dort findet jedes Jahr am 9. und 10. August ein kami ema-Markt statt. Und das bis in die Nacht hinein.
Vom Bahnhof Takayama aus sind es ca. 1,25h zu Fuß. Wenn du am „Hida no Sato“-Freilichtmuseum startest, sind es nur 40 Minuten. Der Weg ist an sich nicht schwer, aber du solltest natürlich entsprechende Schuhe tragen und die gegen Insekten wappnen. Wenn du im Dunkeln gehst, rüste dich entsprechend mit Taschenlampen aus. Der Weg ist dann natürlich beschwerlicher, aber die Erfahrung umso mystischer.
Bato Ema Markt am Yamazakura-Schrein
Wesentlich leichter zugänglich ist der Yamazakura-Schrein, dieser befindet sich nämlich in der Innenstadt (Link zu Google Maps). Hier kannst du beim Bato Ema Markt in der Regel zwischen 1. und 15. August Pferdebilder kaufen. (Während Corona wurde der Zeitraum auf zehn Tage beschränkt, schau also am besten vorab online noch einmal, wann der Markt in diesem Jahr genau stattfindet.)

Nicht im August in der Stadt? Hol dir dein Pferdebild bei Ikemotoya
Auch wenn du nicht die Chance hast, an einem der traditionellen Märkte teilzunehmen, kannst du trotzdem ein kami ema als Souvenir aus Takayama mit nach Hause nehmen. Dafür empfehle ich dir, zu Ikemotoya zu gehen, dem letzten traditionellen Hersteller (Link zu Google Maps).
Die Takayama-Pferdebilder waren vor dem Zweiten Weltkrieg so beliebt, dass es in der Stadt 20 Läden gab, die sich darauf spezialisiert hatten. Mit dem Krieg mangelte es an Material und fast alle mussten schließen. Nur Ikemotoya hat es geschafft, die Tradition am Leben zu erhalten und tut dies bis heute.
Das Gute ist, dass die Pferdebilder dort ganzjährig verfügbar sind. Auch sind die Besitzer sehr nett und nehmen sich Zeit, damit du deinen perfekten Glücksbringer bekommst. Du kannst dann live dabei zusehen, wie das Bild mit Stempeln und deinem Namen versehen wird.
Praktische Infos zum Kauf
Die Pferdebilder gibt es in unterschiedlichen Größen. Die Preise gehen von 1.000 bis 4.000 Yen (aktuell ca. 6 bis 25 Euro).
Auf das Bild wird in der Regel der Familienname geschrieben. In deinem Fall passiert das in der japanischen Silbenschrift Katakana. Du musst deinen Namen klar und deutlich aussprechen, damit am Ende auch das richtige auf dem Bild steht. Wenn es dir lieber ist, kannst du natürlich genauso deinen Vornamen angeben.
Wichtig: Plane etwas Zeit ein! Nachdem du dein Bild bestellt hast, dauert es, bis es fertig ist. Bei den Märkten läuft es so ab, dass dein Name aufgerufen wird, sobald es abholbereit ist. Das kann auch mal über eine halbe Stunde dauern, wenn gerade großer Andrang herrscht.

Wie du dein kami ema richtig aufhängst
Du hast es geschafft: dein pferdebild ist gekauft, mit deinem Namen versehen und sicher aufgerollt im Koffer verstaut. Was machst du nun zu Hause damit? Du hängst das Bild in deinen Hausgang. Nochmal, weil es so wichtig ist: dein Pferd muss hineinlaufen, nicht raus. Nur so kann es das gewünschet Glück in dein Zuhause tragen.
Nun die schlechte Nachricht: wie bei anderen Glücksbringern in Japan auch, haben die Pferdebilder ein Verfallsdatum. Nach einem Jahr sollte man sich ein Neues holen. Ein guter Grund, wieder nach Takayama zu fahren? ;) Ich glaube aber eh, dass das für Touristen nicht so ganz gilt. die Götter haben da sicher Nachsicht mit uns.
Ich hoffe, mit diesem Artikel konnte ich mal wieder helfen, deine Reise nach Japan ein klein bisschen besonderer zu machen. Lasse mir gern einen Kommentar da, wenn du dir ein kami ema geholt hast. Über so ein authentisches Japan-Erlebnis abseits der üblichen Touristenpfade lese ich gerne. Außerdem freue ich mich, wenn du dich in meinen Newsletter einträgst.
Mehr Tipps für die bezaubernde Altstadt von Takayama findest du hier.
Quellen und weiterführende Links
Hida-Takayama Tourist Information: August Event Calendar
Matcha: A seasonal summer tradition in Hida Takayama: „Ema Market“
Ikemotoya: Offizielle Website
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