„ema“-Votovtafeln am Meiji-jingū-Schrein in Tōkyō.

ema: Bedeutung der Holztafeln an Schrein und Tempel in Japan

Ich fotografiere jedes einzelne Motiv an allen Schreinen und Tempeln, die ich in Japan besuche. Es sind eine Menge. Die Rede ist von den bunt verzierten Holztafeln, die du während deiner Japanreise in Massen an shintoistischen Schreinen und buddhistischen Tempeln sehen kannst. ema (絵馬) nennen sich die Votivtafeln auf Japanisch, also „Pferdebild“. 

Bei ema handelt es sich um einseitig vorbedruckte Täfelchen aus Holz, auf deren Rückseite man seine Wünsche und Bitten an die shintō-Götter oder Heiligen des Buddhismus schreiben kann. Die Tafeln hängt man auf und lässt sie an Schrein oder Tempel zurück. Dort werden sie regelmäßig rituell verbrannt und die Wünsche so in den Himmel getragen.

Aber was hat das ganze nun mit Pferden zu tun?

Der Hiwasa Schrein in Kawagoe hat einen besonders schönen Tunnel, in dem man ema-Wunschtafeln aufhängen kann.
Der Hiwasa-Schrein in Kawagoe hat einen besonders schönen Tunnel, in dem man ema-Wunschtafeln aufhängen kann.

Der Ursprung der Wunschtafeln an japanischen Schreinen

Theorien, woher die bunten Holztafeln ursprünglich kommen, gibt es mehrere. Vermutlich gehen sie auf den shintoistischen Glauben zurück, dass Pferde die Reittiere der Götter seien. Deshalb spendeten Gläubige als Wunsch oder Dank an die Götter den Schreinen Pferde. Ein kostspieliger Brauch für beide Seiten. Denn Pferde waren rar und der Unterhalt teuer.

Da sich kaum einer dieses Opfer leisten konnte, ersetzten symbolische Pferde nach und nach die tatsächlichen Tiere. So gibt es alte Funde von getöpferten Rössern und später auch solche aus Papier. Das „Pferdebild“ war geboren.

Bis heute kannst du manchmal symbolische Pferde an Schreinen entdecken.

Zunächst war es üblich, dass Bauern oder Handwerker sich zusammentaten und einen Maler engagierten, der ein Gemälde für den Schrein anfertigte. Diese Art Votivgaben gibt es auch in anderen Religionen, zum Beispiel im Christentum. Es wurde gebetet und gedankt um reiche Ernten, gute Geschäfte und Gesundheit. Diese Art ema kamen in eigens dafür vorgesehene ema-Hallen. Solche kannst du bis heute manchmal im Japanurlaub entdecken, zum Beispiel auf Shikoku am Kotohira-gū-Schrein.

Da auch diese Auftragsmalereien nicht günstig waren und dem gemeinen Volk die Möglichkeit verwehrten, auf diese Weise Wünsche zu den Göttern zu schicken, entstanden die Holztafeln, wie du sie heute auch noch siehst. Durch die Vermischung der Religionen ging die Praxis der Wunschtafeln auch in den Buddhismus über.

Die vielfältigen Motive der ema-Holztafeln

Am Fujisan Shimomiya Omuro Sengen-Schrein in Fujiyoshida gibt es gleich mehrere „ema“-Wunschtafeln mit Pferdemotiven. Eins davon inklusive Animefigur und Wortspiel. In „umaku iku“ = „wird gut gehen“ steckt zumindest bei der Aussprache das „uma“ von Pferd.
Am Fujisan Shimomiya Omuro Sengen-Schrein in Fujiyoshida gibt es gleich mehrere „ema“-Wunschtafeln mit Pferdemotiven. Eins davon inklusive Animefigur und Wortspiel. In „umaku iku“ = „wird gut gehen“ steckt zumindest bei der Aussprache das „uma“ von Pferd.

Am Anfang zeigten die Holztafeln, du kannst es dir schon denken, in erster Linie Pferde. Auch solche gibt es bis heute, aber sonst sind den Motiven keine Grenzen gesetzt.

Häufig sind die chinesischen Tierkreiszeichen dargestellt. Dieses wechselt jährlich und Schreine und Tempel bringen entsprechend zum Jahreswechsel neue ema heraus. Dazu gibt es an jeder heiligen Stätte mindestens ein fixes Bild, das du immer kaufen kannst, einige haben aber auch mehrere Motive zur Auswahl.

ema-Wunschtafeln an einem shintō_Schrein aus unterschiedlichen Jahren zeigen jeweils andere Tierkreiszeichen.
ema-Wunschtafeln an einem shintō-Schrein aus unterschiedlichen Jahren zeigen jeweils andere Tierkreiszeichen.

Darunter findest du Gebäude, Bilder aus der Natur, Familienwappen (wie am Meiji-Schrein in Tōkyō, dessen ema oben das Beitragsbild zieren), Spielzeug, Kinder, Heilige, Götter oder manchmal sogar Figuren aus der Populärkultur. Hello Kitty und Rilakkuma lassen grüßen.

Eine Auswahl an aus westlicher Sicht besonders ungewöhnlicher Motive findest du in diesem Artikel von mir.

Besonders spannend finde ich, wenn die Form von den üblichen vier- oder fünfeckigen Holztafeln abweicht. Dann beschriftest du schon mal ein Miniatur-Schreintor oder einen Flaschenkürbis mit deinen Wünschen.

Am Fudo-son-Tempel in Tōkyō gibt es diverse Motive für die hölzernen Wunschtafeln.
Am Fudo-son-Tempel in Tōkyō gibt es diverse Motive für die hölzernen Wunschtafeln.

So kannst du selbst einen Wunsch auf ein ema schreiben

Was musst du tun, wenn du selbst einen Wunsch an die Göttern äußern willst? Dazu kaufst du dir ein ema. Diese bekommst du an den Verkaufsständen, wo es auch die o-mamori-Talismane zu erwerben gibt.

Danach schreibst du deinen Wunsch mit deinem Namen und dem Datum auf die Rückseite. Es ist normal, dass die Tafeln öffentlich aushängen. Am Meiji-Schrein sah ich zum ersten Mal eine Schutzfolie, die nach dem Beschriften auf das Holz geklebt werden kann, das ist aber eher die Ausnahme.

Um die gekauften „ema“-Holztafeln zu beschriften, gibt es in der Regel kleine Tische und passende Stifte.
Um die gekauften ema-Holztafeln zu beschriften, gibt es in der Regel kleine Tische und passende Stifte.

Zum Aufhängen gibt es dezidierte Gestelle mit Haken daran. Such dir einen schönen Platz, übereinander an den selben Haken hängen ist gang und gäbe. Und was passiert dann?

Irgendwann, oft rund um Neujahr, werden die ema eingesammelt und rituell verbrannt. Damit dein Wunsch auch wirklich bei den Göttern ankommt.

Jetzt noch aufhängen und den Rest den Göttern überlassen.
Jetzt noch aufhängen und den Rest den Göttern überlassen.

Und um die häufigste Frage in Bezug auf ema zu beantworten: darf man die Wunschtafeln auch mit nach Hause nehmen oder müssen sie an Schrein oder Tempel bleiben? Ja, du darfst sie als Souvenir mit nach Hause nehmen. An manchen Schreinen wirst du sogar dazu bekräftigt dies zu tun. Deshalb keine Scheu, sie geben eine tolle Deko in deiner Wohnung ab.

Quellen und weiterführende Links

Wikipedia: Ema (Shinto) (engl.)
Wikipedia: 絵馬 (jap.)
Ema: Ansichtskarten für die Götter


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Kategorien Alltägliches

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Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

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