Es ist ein Geschäft für Obst, Gemüse und frische Blumen. Er liegt gegenüber des Eingangs zu einer ruhigen, parkähnlichen Tempelanlage, Laufkundschaft gibt es um diese Zeit nur wenig. Wenn überhaupt streifen ein paar streunende Katzen umher, die man in Japan selten sieht, wenn dann rund um Tempel und Schreine. Es dauert einen Moment, bis ich überhaupt realisiere, dass der Laden geöffnet hat. Denn vor dem Eingang stapeln sich unter anderem bergeweise Kisten.
Vielleicht hangeltet es sich um eine frisch eingetroffene Lieferung, die gerade eingeräumt wird. Vielleicht biegt im nächsten Moment ein Mitarbeiter und ie Ecke, um die Kartonage zu entsorgen. Aber nichts desto trotz sind Anblicke wie dieser in Japan nicht selten.
Dinge stapeln sich. Kisten, Bücher, Besitztümer. Man weiß nicht, wohin mit all dem Hab und Gut, zu wohlhabend ist der Großteil der Gesellschaft, zu eng der vorhandene Raum und zu teuer und Aufwändig das Entsorgen. Auch wenn es Japan wirtschaftlich schon einmal deutlich besser ging, es handelt sich nach wie vor um eine Wohlstandsgesellschaft. Es wird konsumiert. In Japan ganz besonders viel.
Ich muss immer wieder mal an eine Bilderausstellung in einem Museum denken. Dort wurden Familien aus der ganzen Welt mit ihren Besitztümern fotografiert. Kaum ein Bild war so überquellend voll wie das der japanischen Familie. Vielleicht braucht es einen nicht zu wundern, dass Aufräumen- und Wegwerf-Päpstin Marie Kondo ausgerechnet aus dem Lieblingsland kommt.
Die japanische Arbeitswelt ist hart und Ausgleich findet durch Entertainment und Konsum statt. Nie zuvor sah ich Shopping-Malls in diesem Ausmaß, ein schieres Überangebot. Schließt ein Laden mit Schnick-Schnack oder Kleidung, ein anderer kommt nach. Stundenlange Shopping-Trips werden dort schnell zum Hobby (hier spreche ich schamlos von mir selbst).
Es ist ein Teil Japans, der einen berauschen und einem Freude machen kann, wenn man sich selbst auf die Entertainment-Spirale einlässt. Gräbt man tiefer, wandert man das nächste Mal mit einem etwas kritischeren Blick durch die örtliche Aeon Mall. Und überlegt sich selbst ein zweites Mal, ob man diese Figur, den Schlüsselanhänger und diesen Bleistift wirklich unbedingt braucht.
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Hallo Elisa,
ja, das Shopping-Phänomen in Japan kenne ich auch ganz gut. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Die Auswahl von Schönem und Elegantem bis hin zum grässlichsten Kitsch ist schier unerschöpflich. Wie sehr die japanische Gesellschaft tatsächlich eine „Konsumgesellschaft“ ist, habe ich nach einigen Monaten am deutlichsten an mir selbst ausgemacht. Ich konnte nach 6 Monaten keine Malls und keine Geschäfte mehr sehen. Meinen japanischen Kolleginnen dagegen schien am Shoppen nie die Lust auszugehen. Auch eine interessante Facette Japans. Herzlichen Dank für das Teilen deiner Gedanken.
Gruß, Evi