Am Daishi-ji Tempel in Hakone tragen die Mönche im alltag noch traditionelle geta Holzsandalen.

geta Holzsandalen – Japans traditionelle Schuhe

„Klack-klack“ macht es, und zwischendurch auch mal „schlapp“, wenn Japans traditionelle Schuhe barfuß getragen werden. Auf den ersten Blick erinnern sie an moderne Flipflop. Eine einfache Sohle mit zwei Riemen. Diese finden Halt zwischen dem großen Zeh und seinem Nachbarzeh. Nur dass die Sohle aus Holz ist. Und die Riemen manchmal aus Stroh. Und dann sind da natürlich noch die beiden Stege an der Unterseite. Und schon sind sie eben keine Flipflops mehr, sondern etwas sehr Japanisches: geta 下駄 Sandalen.

Wann werden geta Holzsandalen getragen?

Im Alltag begegnen dir geta Sandalen in Japan kaum noch. Wenn überhaupt, dann im Sommer bei Festivals, wenn der leichte Baumwollkimono, der yukata 浴衣, aus dem Schrank geholt wird. Dazu sind sie das traditionell passende Schuhwerk.

Beim awaodori Tanz tragen die Tänzerinnen zum yukata traditionelle geta Holzsandalen. ()Foto: tanakawho auf Flickr https://www.flickr.com/photos/28481088@N00/287536256 CC BY 2.0)
Beim awaodori Tanz tragen die Tänzerinnen zum yukata traditionelle geta Holzsandalen. (Foto: tanakawho auf Flickr CC BY 2.0)

Zu informellen Anlässen kann man geta ganz legere barfuß tragen, aber in der Regel gehen sie Hand in Hand mit tabi 足袋 Socken. Bei Frauen sind diese immer weiß, Männer können auch auf dunkle Varianten zurückgreifen. Was bei uns nur im Orthopädie-Fachhandel erhältlich ist, stellt in Japan die traditionelle Sockenform da: der große Zeh ist extra. Praktisch, denn so passt der geta-Riemen zwischen die Zehen.

Mir sind die japanischen Sandalen bisher fast immer in Tempeln begegnet. So zum Beispiel beim Artikel-Bild ganz oben, das ich im Daishi-ji Tempel in Hikone geschossen habe. Sieht man genauer hin, erkennt man Abnutzungen an den Rändern. Diese geta werden fleißig getragen. Und zwar von den Mönchen.

In einem Regal im Joei-ji Tempel in Yamaguchi standen sehr traditionelle geta mit Strohriemen, die einem Mönch gehören.
In einem Regal im Joei-ji Tempel in Yamaguchi standen sehr traditionelle geta mit Strohriemen, die einem Mönch gehören.

Denn die Holzsandalen sind sie praktisch, wenn man seine Schuhe oft aus- und anziehen muss. Genau das passiert am Tempel, wenn ein Mönch schnell über den Hof eilt und dann wieder das Tempelgebäude mit tatami畳 – Bodenbelag aus Reisstrohmatten – betritt.

Auch im Sumo sind geta noch im Einsatz, allerdings müssen sie nur von Kämpfern der unteren Ligen getragen werden.

Erkennungsmerkmal Steg

geta sind nicht die einzige traditionelle japanische Fußbekleidung, aber ganz leicht an den Stegen auf der Sohlenunterseite zu erkennen. Auf japanisch werden die Stege als ha 歯, also „Zähne“ bezeichnet. Sie machen das charakteristische Geräusch und erfüllen vor allem den Zweck, etwas Abstand zwischen Träger und Boden zu bringen. Früher war dies wichtig, damit der Saum des Kimonos nicht im Dreck schleifte. Auch bei Regen war es so leichter, trockenen Fußes durch kleinere Pfützen zu kommen.

Eng mit geta Sandalen verwandt aber ohne Holzstege an den Sohlen: zori Sandalen.
Eng mit geta Sandalen verwandt aber ohne Holzstege an den Sohlen: zōri 草履.

Auch auf dem Fischmarkt und  in der Küche, wo sich viel Dreck und Feuchtigkeit am Boden sammelte (vielleicht hast du in einer japanischen Nudelsuppenküche schon einmal gesehen, dass die Nudeln über dem Fließenboden mit Schwung vom restlichen Kochwasser befreit werden), erwiesen sich die Schuhe als praktisch. Die Stege waren dafür höher als im Alltag. Heute tragen die Händler und Köche aber fast alle stattdessen Gummistiefel.

Unterschiedliche Arten von geta Sandalen

Im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich viele unterschiedliche Versionen von geta heraus. Diese japanische Übersicht zeigt sogar solche mit drei „Zähnen“ und Schlittschuhvariationen: https://kotobank.jp/image/dictionary/nipponica/media/81306024002368.jpg

Eine Varianten mit durchgehender Sohle pokkuri geta ぽっくり下駄 wird nur von jungen Mädchen und Lehrgeishas maiko 舞妓 getragen.

Besonders schwer damit zu gehen: ipponba geta auch tengu geta genannt. (Foto: andresumida auf wikimedia https://commons.wikimedia.org/wiki/File:一本歯下駄_(17305606464).jpg CC BY 2.0)
Besonders schwer damit zu gehen: ipponba geta auch tengu geta genannt. (Foto: andresumida auf wikimedia CC BY 2.0)

Besonders viel Übung erfordern solche traditionellen Sandalen, die nur einen einzigen Steg zum Gehen haben. Wortwörtlich heißen sie deshalb ipponba geta 一本歯下駄, also „Einzahn-Sandalen“. Im Volksmund sind sie aber auch als tengu geta 天狗下駄 bekannt. tengu ist ein teils als Gott verehrtes Fabelwesen, dass im japanischen Volksglauben seinen Schabernack betreibt. Die häufigste Darstellung zeigt ihn mit tiefroter Haut und einer langen Nase, sexuelle Anspielungen inklusive. Du findest von ihm sogar ein Emoji auf deinem Handy ?(eine Übersicht mit allen iOS Emoji mit Japanbezug findest du hier). Trägt ein tengu in Bildern Schuhe, so sind es meist die einstegigen geta Sandalen. (Und weil es nichts gibt, was es auf Amazon nicht gibt, kannst du dir sogar solche bestellen*)

Japans berühmtester Künstler Hiroshige stelle den König der tengu mit ipponba geta Sandalen dar. (Foto: Hiroshige auf wikimedia https://commons.wikimedia.org/wiki/File:King_of_the_tengu_with_Ushiwakamaru.jpg CC0 1.0)
Japans berühmtester Künstler Hiroshige stellt den König der tengu mit “Einzahn-Sandalen” dar. (Foto: Hiroshige auf wikimedia CC0 1.0)

„Klack-klack“ hört man die traditionellen japanischen Sandalen normalerweise bereits, bevor man sie sieht. Angeblich sei dies das Geräusch, dass ältere Japaner am meisten von früher vermissen. Also aufhorchen, wenn du in einem Tempel zu Besuch bist. Ein Stück japanische Tradition könnte bei deiner Japanreise in Hörweite sein.

Weiterführende Links

Geta (Schuhe) – Wikipedia

8 Types of Traditional Japanese Footwear

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Kategorien Alltägliches

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Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

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