Fahrgäste warten auf den Zug in Tōkyō.

5 Tipps, den ÖPNV in Tōkyō besser zu navigieren

Wie geht es dir mit den Öffis in anderen Städten? Große Verwirrung (wenn du aus München kommst, sogar in der eigenen Stadt 😆) oder blickst du immer sofort durch? Tōkyō ist eine Metropole mit unzähligen Bahnhöfen, Linien und zu allem Überfluss auch noch Betreibern. Dennoch finde ich Japans Hauptstadt durch die gute Beschilderung und logischen Regeln, was Farben und Zahlen angeht viel leichter zu navigieren als manch andere Stadt. Hier kommen 5 Tipps, die auch dir leichter machen sollen, den ÖPNV in Tōkyō zu meistern:

1. Es gibt mehrere Anbieter

Eins der wichtigsten Grundprinzipien, dass man für ganz Japan kennen muss: viele Strecken werden von mehr als einem Anbieter bedient. Fast überall hin bringt dich Japan Railways, kurz JR, das Pendant zur Deutschen Bahn. Aber oft gibt es zu ein und dem selben Ziel auch die Linien anderer Betreiter.

Das bedeutet, …

  1. dass sich Preise und Fahrzeiten vergleichen für Sparfüchse lohnt.
  2. dass du darauf achten musst, ob du am Bahnhof des richtigen Betreibers bist.
  3. dass du beim Umsteigen manchmal weite Strecken zu Fuß zurücklegen musst, weil dein Anschlusszug von einem anderen Betreiber bedient wird und du erst zum entsprechenden Bahnhof laufen musst. Das tolle an Japan: alles ist super beschildert und an großen Stationen unterirdisch oder über Fußgängerbrücken miteinander verbunden.
  4. dass du für eine Strecke mehrere Tickets brauchst, wenn du Züge von mehreren Anbietern verwendest.

Die U-Bahn in Tōkyō wird von mehreren Betreibern bedient

Dies alles gilt leider auch für das U-Bahn-System in Japans Hauptstadt. Das Streckennetz ist aufgeteilt unter Tokyo Metro und Toei Subway. Zusätzlich ist Tōkyō so groß, dass es ein großes Netz an JR-Bahnen gibt, die du dir ähnlich wie die S-Bahnen in Deutschland vorstellen kannst. (Und noch einen Schwung anderer privater Anbieter, die aber weniger das U-Bahn-Gebiet, sondern mehr die Außenbereiche der Metropole bedienen.)

Die Einzelfahrt-Tickets von Tokyo Metro gelten nicht in den Bahnen von Toei Subway und umgekehrt. Allerdings gibt es ein gemeinsames Tagesticket für ein bis drei Tage, mit dem du die Züge beider Betreiber nutzen darfst.

Am unkompliziertesten wird es, wenn du dir eine IC Card holst, die du einfach überall verwenden kannst, aber dazu später mehr (Punkt 4).

Ideal für Touristen mit Japan Rail Pass: die Yamanote-Ringlinie

Ein Zug der Yamanote Line fährt ein.
Ein Zug der Yamanote Line, ganz klar erkennbar an den grünen Markierungen.

Meine ersten Reisen nach Tōkyō verliefen maximal unkompliziert: ich machte einen großen Bogen um die U-Bahn und nutze quasi nur die Yamanote-Ringlinie, die einmal um die Innenstadt fährt sowie gelegentlich die Sobu-Linie, die einmal quer die beiden Bahnhöfe Shinjuku und Akihabara der Yamanote-Linie miteinander verbindet.

Yamanote wie Sobu Line werden von JR betrieben und sind im Japan Rail Pass enthalten, den ich immer auch für meine Zeit in Tōkyō habe, weil ich von dort aus Tagesausflüge unternehme. Das wichtigste ist aber, dass die meisten Sehenswürdigkeiten, die man bei der ersten Tōkyōreise macht, eben auch an oder in der Nähe einer der Haltestellen dieser beiden Linien liegt.

Alles zu kompliziert? Der Tagespass für ganz Tōkyō

Und wenn dir das alles zu kompliziert ist, kannst du dir auch einen Tagespass für ganz Tōkyō holen. In ihm sind alle U-Bahnen, Züge von JR und noch ein paar weitere Verkehrsmittel enthalten. Dieser ist sehr praktisch, aber kommt mit 1.600 Yen auch nicht ganz günstig, vor allem, wenn man mehrere Tage in Japans Hauptstadt verbringt. Deshalb lieber IC Card, siehe Punkt 4.

2. Behalte das Ticket bis zum Ausgang

Zug- und Metroticket in Japan immer aufbewahren, du brauchst es beim Aussteigen wieder.
Zug- und Metroticket in Japan immer aufbewahren, du brauchst es beim Aussteigen wieder.

Das ganze Bahnnetz in Japan ist ein geschlossenes. Das heißt in der Regel musst du sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen durch eine Schranke. Dabei führst du jeweils dein Ticket in einen Schlitz ein (oder hältst deine IC Card auf eine dafür vorgesehene Fläche). Also beim Rein- wie beim Rausgehen. Das heißt: Ticket unbedingt aufbewahren und nicht einfach wegwerfen.

3. Orientiere dich an Farben und Nummern

Das Bahnnetz von Tōkyō ist auf den ersten Blick undurchschaubar. Ein guter Ausgangspunkt ist immer die Yamanote-Ringlinie im Zentrum. (Foto: Jeremy Bezanger auf Unsplash https://unsplash.com/photos/_WGCWsaxu5Y)
Das Bahnnetz von Tōkyō ist auf den ersten Blick undurchschaubar. Ein guter Ausgangspunkt ist immer die Yamanote-Ringlinie im Zentrum. (Foto: Jeremy Bezanger auf Unsplash)

Japanische Stationsnamen klingen nur wie Kauderwelsch für dich? Gut, dass das komplette Streckennetz in Tōkyō in Farben für die einzelnen Linien aufgeteilt ist. Sogar die Züge sind mit den entsprechenden Farben gekennzeichnet.

Zusätzlich hat jede Station eine eindeutige Nummer pro Linie. Wenn du also weißt, welche Nummer dein Zielbahnhof hat, kannst du danach Ausschau halten, um im richtigen Moment auszusteigen. Die Stationsnummer siehst du sowohl am Bahnhof selbst auf Schildern als auch in der Bahn auf digitalen Anzeigen.

Sonderfall: Was ist nun aber, wenn an einer Station mehrere Linien fahren? Nehmen wir zum Beispiel den Banhof Ginza. Hier halten drei unterschiedliche U-Bahnlinien. 

Für jede hat Ginza eine eigene Nummer:

  • Ginza Line – Station G9
  • Hibiya Line – Station H9
  • Marunouchi Line – Station M16

Hinter allen Nummern verbirgt sich immer der gleiche Bahnhof Ginza. Klingt jetzt kompliziert, aber wenn du auf dem Weg in einer Linie bist, interessiert dich ja nur die Nummer, die der Bahnhof auf deiner Line hat und du wirst ihn nicht verpassen.

Die Station Ginza hat je nach Linie eine eindeutige Nummer.
Die Station Ginza hat je nach Linie eine eindeutige Nummer.

4. Hol dir eine IC Card

Eine IC Card ist eine Plastikkarte in Scheckkartenform, auf die du Geld laden kannst. (Mittlerweile gibt es die Funktion auch per Handy und du brauchst nicht mal mehr eine physische Karte) Du kannst sie verwenden, um an Automaten Getränke zu ziehen, Schließfächer am Bahnhof zu mieten oder aber auch für den gesamten ÖPNV.

Das nimmt viel Stress raus aus dem Thema unterschiedliche Bahnbetreiber von Punkt 1 oben. Egal, womit du fährst, beim Betreten und Verlassen hältst du deine IC Card ans Ticket Gate und der entsprechende Betrag für die Fahrt wird abgebucht. Die Karte kann jederzeit mit mehr Geld aufgeladen werden.

Seine Suica Card kann man ganz leicht aufladen.
Seine Suica Card kann man ganz leicht aufladen. (Anzeige, meine Suica wurde mir zur Verfügung gestellt von Japan Experience*)

Um noch ein bisschen Verwirrung zu stiften, gibt es unterschiedliche IC Cards. Die zwei großen nennen sich Suica (herausgegeben von JR) und Pasmo (diese kannst du bei der Tokyo Metro erwerben). Je nachdem, wo in Japan du die Karte kaufst, bekommst du die eine oder andere. Während der Reise macht es dann aber fast nirgends einen Unterscheid, weil die Systeme kompatibel sind. Nur falls du die Karte am Ende deiner Japanreise zurückgeben willst, kannst du dies nur in der Region tun, wo du sie auch erworben hast.

Brauche ich eine IC Card für die Japanreise?

Nein. Es geht auch eindeutig ohne, indem du dir die Tickets für den ÖPNV vorab manuell kaufst und an Automaten mit Bargeld bezahlst. Nur bei Schließfächern ist es oft von Vorteil, eine zu haben, da es nicht überall welche mit Münzeinwurf gibt.

Wo bekomme ich eine IC-Karte für meine Japanreise?

Du kannst dir die IC Card ganz bequem aus einem Automaten ziehen, nachdem du in Japan angekommen bist. Wenn du dich davor scheust, kannst du sie auch vorab in Deutschland bestellen, zum Beispiel bei meinem Partner Japan Experience*:

5. Nutze ein Schließfach in der Nähe eines Ausgangs

Tōkyōs Bahnhöfe sind unvorstellbar riesig. Es gibt Gänge über Gänge, mehrere Stockwerke, Einkaufsstraßen, zig Ausgänge und jede Menge Stellen mit Schließfächern.

Damit du deinen eingestellten Koffer am Ende eines schönen Tagesausfluges auch wiederfindest, ist mein Tipp, dass du dir am besten Ein Schließfach in der Nähe eines Ausgangs suchst und dessen Namen bzw. Buchstaben/Nummer fotografierst. So kannst du bei der Rückkehr den Schildern zu diesem Exit folgen und findest so auch dein Schließfach wieder.

An manchen Schließfächern kann man sowohl mit IC Card als auch mit Bargeld zahlen. Viele nehmen aber nur noch die Karten.
An manchen Schließfächern kann man sowohl mit IC Card als auch mit Bargeld zahlen. Viele nehmen aber nur noch die Karten.

Ich hoffe, diese Tipps helfen dir Tōkyōs Öffis bei deinem ersten Besuch in Japans Hauptsatdt besser zu navigieren. Du wirst sehen, alles ist super beschriftet, logisch und am Ende deiner Japanreise bist du Profi.

Hast du noch weitere Tipps für den Verkehrs-Großstadtdschungel Tōkyō? Lass mir doch einen Kommentar da.

Quellen und weiterführende Links

Forbes: 6 Tips For Navigating Tokyo’s Subway System (engl.)
Voyapon: Suica und Pasmo – Was ist es und wie funktioniert es?


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Kategorien Reisen

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Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Meine Japanreisen 2019: im Mai war ich zweieinhalb Wochen an der San-in Küste, im November auf Shikoku. What's next?

5 Kommentare zu “5 Tipps, den ÖPNV in Tōkyō besser zu navigieren

  1. Was ist mit Kindern? Sie zahlen ja nicht das Gleiche wie Erwachsene. Gibt es dann auch extra Kinder IC Cards oder wie macht man‘s dann am besten?

    • Hallo Iva, zwei Kinder bis sechs Jahre pro erwachsener Person fahren kostenlos. Für Kinder im Alter von sechs bis elf gibt es zum Beispiel eigene Kinder-Siuca-Karten, die kann man allerdings nicht aus dem Automaten ziehen, sondern muss sie im JR Ticket Office holen (zum Beispiel direkt in Narita am Flughafen). Dafür brauchst du einen Altersnachweis für deine Kinder. Gehen sie dann mit ihrer eigenen IC Card durch die Barriere, kostet der Tarif nur die Hälfte.
      Viele Grüße, Elisa

  2. Ich glaube, Google Maps ist da mittlerweile auch ein sehr hilfreicher, fast unverzichtbarer Begleiter, oder? Darauf setze ich jedenfalls sehr viel in diesem «Chaos» aus Farben, Zahlen und Buchstaben. Aber trotzdem vielen Dank, jeder dieser Tipps verhilft zu ein wenig mehr Zuversicht. :-)

  3. Christine

    Lieben Dank für diesen “Einführungskurs”.

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