Eine Feuerwache auf dem Gelände des Shitennō-ji-Tempels in Ōsaka.

Feuerwehr in Japan

Hinter dem Wort machiya versteckt sich ein Teil der Magie Kyōtos: es sind die bezaubernden alten Stadthäuser. Hinter schmalen Fassaden und unscheinbaren Eingängen schlummern traditionelle Holzunterkünfte. Für viele Besucher ein romantischer Traum, sind sie den Behörden heute ein Dorn im Auge. Denn für sie sind die klassischen Bleiben ein Synonym für Brandgefahr.

An der mangelt es in Japan ohnehin nicht. Katastrophen wie Taifune und Erdbeben, aber auch moderne Errungenschaften wie beheizbare Badewannen sorgten in der bewegten Geschichte des Landes immer wieder für verheerende Brände. So wundert es nicht, dass das Tōkyō Fire Department heute das größte der Welt ist und Eimer voller Wasser ein alltäglicher Anblick in der Nähe von den immer noch zahlreich vorhandenen Holzgebäuden wie Schreinen und Tempeln sind.

Ein Feuerwehrauto in Kumamoto. (Foto: Christian Chen, Unsplash https://unsplash.com/photos/v04x4qUYkpw)
Ein Feuerwehrauto in Kumamoto. (Foto: Christian Chen, Unsplash)

Die Geschichte der Feuerwehr in Japan

Liest man die Historie von Tempeln oder japanischen Burgen ist es eine nicht enden wollende Auflistung an Einträgen wie „Beim großen Feuer von XY abgebrannt und dann wieder aufgebaut“. Kein Wunder, dass heute nur noch insgesamt zwölf der vielen Festungen im Originalzustand erhalten sind.

Auch die japanischen Großstädte haben lange Listen an Großbränden hinter sich. So ist es vielleicht nicht erstaunlich, dass in Edo – dem heutigen Tōkyō – bereits 1658 die erste Berufsfeuerwehr eingerichtet wurde.

Allerdings fehlten zu der Zeit noch die nötigen Mittel zur Feuerbekämpfung. Stattdessen waren die Feuerwehrleute eine Art akrobatischer Notfall-Abrisstrupp. Bei einem sich ausbreitenden Brand rückten sie mit Leitern und Haken an und rissen in Windeseile die umliegenden Häuser ab, um eine Ausbreitung zu verhindern. (Was des öfteren zu Streit über Sinn und Unsinn des Abriss eines betroffenen Gebäudes führte.) Erst Mitte des 18. Jahrhunderts kamen Wasserpumpen zum Einsatz, die ein Löschen möglich machten.

Tattoos und prächtige Jacken

Die Feuerwehrmänner der Edo-Zeit waren Volkshelden. Sie symbolisierten Mut und Stärke. Diese Eigenschaften stellten sie unter anderem durch großflächige Tattoos zur Schau, denn die Prozedur des Tätowierens war besonders schmerzhaft. Typische Motive waren Karpfen und Drachen aber auch Gottheiten wie Fudō Myōō, die mit Feuer assoziiert wurden und die Feuerwehrmänner bei ihrem Einsatz beschützen sollten.

Bedrohlich und beeindruckend: eine Statue des Schutzgottes Fudō Myōō.
Bedrohlich und beeindruckend: eine Statue des Schutzgottes Fudō Myōō.

Die gleichen Motive fanden sich ebenfalls auf den beim Einsatz getragenen hanten (半纏) genannten Jacken. Diese wurden mit Wasser getränkt, um etwas Schutz vor der Hitze der Flammen zu bieten. Heute sind die kunstvoll verzierten Kleidungsstücke begehrte Waren bei Sammlern.

Auf alten Holzschnitten aus der Zeit sieht man oft die auffälligen Tattoos und Jacken. Zum Beispiel auf den Illustrationen von Tsukioka Yoshitoshi oder Toyohara Kunichika.

Dieser Holzschnitt von Tsukioka Yoshitoshi zeigt eine Szene aus dem Kabuki-Stück „Der Kampf der Megumi Feuerwehrleute“, in der Sumoringer gegen Feuerwehrmänner kämpfen. (Foto: Tsukioka Yoshitoshi, Wikimedia Commons, Public Domain)
Dieser Holzschnitt von Tsukioka Yoshitoshi zeigt eine Szene aus dem Kabuki-Stück „Der Kampf der Megumi Feuerwehrleute“, in der Sumoringer gegen Feuerwehrmänner kämpfen. (Foto: Tsukioka Yoshitoshi, Wikimedia Commons, Public Domain)

Feuerwehr in Japan heute

Es gibt in Japan wie bei uns sowohl Berufs- als auch freiwillige Feuerwehren. Die Uniformen haben nichts mehr mit den hanten-Jacken von früher zu tun und auch Tattoos sucht man heute vermutlich bei den meisten Feuerwehrmännern vergeblich, da sie mittlerweile eng mit den yakuza verbunden sind..

Was in Japan anders als in anderen Ländern funktioniert ist die Wasserversorgung. Hydranten gibt es kaum, weil diese zu anfällig für Erdbebenschäden sind. Stattdessen gibt es ein ausgeprägtes Zisternensystem.

Neben dem Löschen von Bränden übernimmt die Feuerwehr in Japan im Katastrophenfall noch viele weitere Aufgaben, die in Deutschland zum Beispiel das THW abdeckt. Dafür gibt es diverse Spezialfahrzeuge.

Und auch Feuerwachen auf einem Tempelgelände, wie zum Beispiel auf dem Beitragsbild oben am Shitennō-ji in Ōsaka sind nichts Ungewöhnliches.


Ich persönlich hatte nur eine Begegnung mit der japanischen Feuerwehr und die war sehr nett. Bei einer Übung kam ich mit einem der Männer ins Gespräch und er musste herzlich lachen, als er mich nach meinem Lieblingsessen in Japan fragte und ich mit „Tsukemen“ antwortete. Denn mit diesem „Männeressen“ qualifizierte ich mich in seinen Augen offensichtlich als hart und mutig genug, mir ein großflächiges Tattoo stechen zu lassen. Wenn der wüsste, was für ein Hasenfuß ich bin. Außer bei Tsukemen, da bestelle ich schon mal die große Portion.

Quellen und weiterführende Links

Seidenpriester: Feuerwehr in Japan
Seidenpriester: Feuerwehr in Japan — TFD
Seidenpriester: Feuerwehr in Japan – Löschwasser in Tokyo (engl.)
Japanese Gallery: Firemen and Tattoos in Japanese Woodblock Prints (engl.)
Kabuki Play Guide: The Fight of the Megumi Fire Brigade (engl.)
artelino: Edo Firemen (engl.)

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Kategorien Alltägliches

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Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

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