Der Weg zu großen, wichtigen Schreinen ist oft gesäumt von zahllosen Geschäften, die von traditionellem Spielzeug bis hin zu Pilgerbedarf alles mögliche anbieten. Da darf es natürlich nicht an Snacks und Leckereien fehlen. So auch am Yutoku Inari Schrein in Kashima, auf der südlichsten Hauptinsel Kyushu. Es ist unter der Woche und ich begegne mit meinem Fahrrad kaum Einheimischen oder anderen Touristen. Ich erkenne, dass ich kurz vorm Ziel bin, als die eben erwähnten Geschäfte links und rechts der Straße auftauchen, doch zu meiner Enttäuschung muss ich feststellen, dass fast alle Rollläden geschlossen sind. Nur wenige Verkäufer haben sich die Mühe gemacht, an diesem Tag, dem nur wenige kaufkräftige Besucher zu erwarten sind, ihren Stand in Betrieb zu nehmen. Die wenigen offenen fallen mir dafür umso mehr auf. So auch jener auf dem Bild.
Kujira (くじら) steht da auf den Schildern – Wal. Ein rar gewordener Anblick in Japan. Während nach dem zweiten Weltkrieg Walfleisch noch als reiche Proteinquelle proklamiert wurde und der Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr bei etwa 1,6 kg (von 5,2 kg Fleischkonsum gesamt) lag, ist die Zahl mittlerweile auf durchschnittlich 50 Gramm pro Person im Jahr zurückgegangen (Quelle: nippon.com, Japan Times). Walfleisch ist teuer und trifft auch geschmacklich nicht mehr den Nerv der Leute. Während vor allem frittierter Wal früher noch auf dem Speiseplan von Schulkantinen stand, muss man heute zu speziellen Händlern, um an Walfleisch heran zu kommen.
Das Thema ist und bleibt trotz des verschwindenden Konsums ein heikles. Denn hier geht es um Kultur, gesundheitliche Aspekte und Tradition, sagen befürwortende Japaner, aber vor allem auch um jede Menge Geld für die japanische Walfang-Industrie. Bei einem Verkaufsstand wie diesem in Kashima schwingen für ältere Japaner jede Menge Nostalgie mit. Wenn du als Reisender in Japan unterwegs bist, liegt es an dir selbst zu entscheiden, ob du dort einen Halt machst oder nicht.
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