Von 2012 bis 2017 stand der Gundam Modell RX-78-2 auf Odaiba.

Ein Gundam auf Odaiba – ein Roboter auf einer künstlichen Insel

Was man sich unter Japan vorstellt, wenn man noch nie dort war, ist je nach Person sehr unterschiedlich. Die einen sind stark fasziniert von Japans traditionellen Künsten: Teezeremonie, Nō-Theater, Kendō-Schwertkampf. Bei anderen entsteht im Kopf ein futuristisches Bild von Hightech-Wolkenkratzern, Pendlern, die in überfüllte Züge geschoben werden (und dabei natürlich dennoch komplett pünktlich fahren) und Robotern, die einem im Restaurant das Essen servieren. Beides ist gleich nah dran an der Wahrheit.

Bin ich in Japan unterwegs, ertappe ich mich oft bei dem Gedanken „Wow, japanischer wird’s nicht!“ Manchmal stehe ich in diesem Moment unter roten Ahornbäumen vor einer Pagode am Tempel und lausche den buddhistischen Gesängen eines Mönchs. Manchmal aber passiert das, während ich auf einer künstlich aufgeschütteten Insel in der Bucht von Tōkyō stehe und den Kopf in den Nacken lege, um die 18 Meter hohe Gundam-Kampfroboter-Figur vor mir in ihrer Gesamtheit erfassen zu können.

Japan – ein Land zwischen Tradition und Moderne. Ich verwette einiges drauf, dass es keine Japan-Doku gibt, in der nicht irgendwann dieser Satz vorkommt. Es klingt wie ein schreckliches Klischee, eine Totschlag-Phrase, um Japan besonders exotisch erscheinen zu lassen. Aber was soll ich sagen? Es stimmt.

Odaiba – Tōkyōs künstliches Freizeitparadies

Das Fuji TV Gebäude ist ein echter Hingucker, besonders mit bunter Sonderbeleuchtung.
Das Fuji TV Gebäude ist ein echter Hingucker, besonders mit bunter Sonderbeleuchtung.

Odaiba ist ganz am einen Ende der Skala. Ursprünglich entstanden als Verteidigungsanlage wurde die künstlich erschaffene Insel in den 1990er Jahren in ein Shopping-, Kultur- und Vergnügungszentrum umgewandelt.

Schon die Anfahrt ist spannend. Durch die – entsprechend ihrem Namen beleuchtete – Rainbow Bridge ist Odaiba mit dem Festland verbunden. Kommst du mit den Öffentlichen, bringst du am besten viel Vertrauen mit. Denn die Bahn dorthin fährt voll automatisiert und ist fahrerlos.

Auf Odaiba angekommen, hast du die Qual der Wahl: Museen, Wellness, Kinos, gigantische Shopping-Malls und Fun-Aktivitäten buhlen um deine Aufmerksamkeit. Und dein Geld.

Mir war die Auswahl schier zu groß und ich weiß heute nicht mehr genau, welches Einkaufszentrum ich besucht, welches links liegen gelassen habe. Das macht aber nichts, denn ich war aus einem ganz bestimmten Grund auf die Insel gekommen: ich wollte den lebensgroßen Gundam sehen.

Ein lebensgroßer Gundam-Kampfroboter

Mehrere Jahre was dieses Gundam-Modell RX-78-2 auf Odaiba zu bewundern.
Mehrere Jahre was dieses Gundam-Modell RX-78-2 auf Odaiba zu bewundern.

Gundam ist ein riesengroßes Franchise (wir sprechen von den Top 20 der erfolgreichsten Medienfranchises weltweit) rund um ein Science-Fiction-Universum, in dem die Menschen den Weltraum besiedelt haben. Piloten steuern riesige Kampfroboter – die Mobile Suits. Gundams sind dabei besondere Modelle, die den anderen technisch überlegen sind.

Seit der ersten Anime-Serie „Mobile Suite Gundam“ im Jahr 1979 erscheinen regelmäßig neue TV-Shows, Manga, OVAs und Kinofilme. Das meiste Geschäft macht Bandai, der Konzern hinter dem Franchise, durch den Verkauf von Figuren und Model Kits. An der Uni scherzte unser Gesellschaftsdozent, dass jeder japanische Haushalt durchschnittlich 2,5 Gundam-Figuren zu Hause hätte.

Und dann ist da eben noch der lebensgroße Gundam. Von 2012 bis 2017 stand der originale Gundam aus der ersten Anime-Serie – Modell RX-78-2 – vorm Einkaufszentrum „Diver City“, der auch das Titelbild ganz oben ziert. 2018 wurde er durch eine neuere Figur in Form eines RX-0 Unicorn Gundam ersetzt. Mehrfach am Tag gibt es eine Licht- und Sound-Show, zu der Einzelteile des Gundams sich bewegen.


Obwohl ich kein ausgesprochener Gundam-Fan bin, fasziniert mich der Erfolg des Franchise. Und hey, wie cool ist, vor einem 1:1-Modell eines Space-Kampfroboters aus einem Anime zu stehen. Deshalb werde ich mich auch sicher bei Gelegenheit den neuen Unicorn Gundam ansehen. Bevor ich einen Abstecher nach Yokohama mache. Denn dort wurde nun die erste Version eines Gundams gebaut, der sich tatsächlich bewegen kann. Japan eben.

Quellen und weiterführende Links

Gundam – Wikipedia

Cultural impact of Gundam – Wikipedia

https://livejapan.com/en/in-tokyo/in-pref-tokyo/in-odaiba/article-a0001561/

お台場・ユニコーンガンダムの変形 – YouTube

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