Ein junges Paar betet am Hauptgebäude des Kinomiy-Schreins in Atami.

Kinomiya-jinja – der Schrein mit Japans zweitältestem Baum

Umarmst du gerne Bäume? Was bei uns oft als Spinnerei abgetan wird, ist in Japan gang und gäbe. Zumindest bei besonders alten Bäumen. Und diese finden sich oft an Schreinen. Denn der Shintoismus glaubt daran, dass Elemente in der Natur wie Steine, Pflanzen oder Tiere von Göttern bewohnt werden können. So entstehen heilige Stätten oft an Berghängen oder eben in der Nähe beeindruckender Bäume. So auch der Kinomiya-Schrein in der Stadt Atami. Auf seinem Gelände befindet sich der zweitälteste Baum Japans. Ihn zu umrunden verspricht ein Jahr mehr Lebenszeit und die Erfüllung geheimer Wünsche. Atami liegt auf der „Golden Route“ und ist somit ein absoluter Geheimtipp für deine Japanreise.

Auf dem Gelände des Kinomiya-Schreins gibt es einiges zu entdecken, unter anderem einen kleinen Inari-Schrein.
Auf dem Gelände des Kinomiya-Schreins gibt es einiges zu entdecken, unter anderem einen kleinen Inari-Schrein.

Die Geschichte des Kinomiya-Schreins – ein Fang mit Folgen

Die Gründung des Kinomiya-Schreins geht auf das Jahr 710 zurück. Damals staunte ein Fischer nicht schlecht, als sich in seinem Netz die Holzfigur einer Gottheit verfing. Angeblich erschien daraus die Gestalt eines Kindes, die forderte, dass für sie ein Schrein in der Nähe eines Kampferbaums errichtet werde.

Die Einwohner von Atami brachten Opfergaben dar, was der Gottheit gut gefiel. Bis heute erinnert jährlich Mitte Juli ein Fest an diese Geschichte, bei dem eine o-mikoshi-Göttersänfte zum Strand und wieder zurück getragen wird.

Beten für Gesundheit, Reichtum und um endlich mit dem Rauchen aufzuhören

Der Kinomiya-jinja ist ein besonders spiritueller Ort. Das merkt man allein daran, dass hier (ähnlich wie in Izumo) genauer als an anderen Schreinen darauf geachtet wird, das Tor am Eingang des Geländes nicht in der Mitte zu durchschreiten.

Den Kinomiya-jinja betritt man am Rand des Weges. Die Mitte ist den Göttern vorbehalten.
Den Kinomiya-jinja betritt man am Rand des Weges. Die Mitte ist den Göttern vorbehalten.

Besucher beten für vielerlei Anliegen. Allein 30 unterschiedliche Talismane gibt es zu kaufen. Unter anderem einen, der den Träger in alkoholisiertem Zustand schützt.

Es dreht sich neben den üblichen Wünschen für gute Gesundheit und beruflichen Erfolg generell viel um menschliche Laster am Kinomiya-Schrein. So erbitten auch Raucher, von ihrer Sucht ablassen zu können.

Die „Käfer“ sollen vertrieben werden, gleichbedeutend mit all den Untugenden, mit denen wir Menschen so kämpfen. Da Kampferbäume dafür bekannt sind, Ungeziefer fern zu halten, entwickelte sich der Kinomiya-Schrein zu einem Ort, an dem viele ihre „Insekten“ loswerden möchten.

Japans zweitältester Baum o-kusu

Der o-kusu genannte Kampferbaum auf dem Gelände des Kinomiya-Schreins ist angeblich Japans zweitältester Baum.
Der o-kusu genannte Kampferbaum auf dem Gelände des Kinomiya-Schreins ist angeblich Japans zweitältester Baum.

Nach dem Beten an der Haupthalle des Schreins stattet man noch Japans zweitältestem Baum einen Besuch ab. Zumindest der zweitältesten Kampfer. Und einem der dicksten, vielleicht auch Platz zwei oder drei? In Japan sind diese Angaben immer schwammig und werden von mehreren Stellen für sich beansprucht.

Doch eins steht fest: der o-kusu genannte Baumriese ist mit 2.000 Jahren auf dem Buckel verdammt alt. Und verdammt dick. 23,9 Meter Umfang gilt es zu umrunden. Und das solltest du bei einem Besuch, denn dadurch wird dein Leben angeblich um ein Jahr verlängert. Wünscht du dir dabei noch etwas, wovon du niemandem erzählst, so geht dieser Wunsch in Erfüllung.

Vor allem zwischen Sonnenuntergang und 23:00 Uhr kannst du die Magie des Orts förmlich sehen. Denn dann werden der Baum und seine Umgebung mit zahlreichen LED-Birnen erhellt, die an kodama-Baumgeister erinnern sollen.


Über ganz Japan verteilt gibt es 44 Kinomiya-Schreine. Bei deiner Japanreise besuchst du aber am besten den Hauptschrein in Atami. Wo sonst schenkt dir ein altehrwürdiger Baum einen Teil seiner Lebensenergie? Und wenn es auch noch gegen die kleinen Alltagssuchten hilft, bitte gerne. 

Quellen und weiterführende Links

The Gate: Kinomiya Shrine’s Unique Ritual to Prolong Your Life (engl.)

Live Japan: Spiritual places in Atami. A walking course around Kinomiya Shrine (engl.)

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Kategorien Reisen

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Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

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