Als Frau liegt es in der Natur der Sache, dass ich dir Japan aus einem weiblichen Blickwinkel zeige. Ob nun gezielt mit Themen wie Menstruation während der Reise oder ganz unabsichtlich durch meine Interessen oder Erzählweise. Aber natürlich gibt es auch als Mann Besonderheiten, wenn man nach Japan reist oder für einen längeren Aufenthalt dort ist. Deshalb freut es mich umso mehr, dass Tim von Tim no Tabi einen Gastbeitrag für japanliebe.de geschrieben hat, in dem er auf genau solche Dinge eingeht. Vom Kondomkauf bis zum versehentlichen Einsteigen in einen Frauen-Waggon.
Danke an Tim ?♀️ und viel Spaß beim Lesen!
Liebe Leser von japanliebe.de, in diesem Gastbeitrag möchte ich über Dinge schreiben, auf die man als Mann bei einer Japanreise achten sollte.
Japanische Kondome sind kleiner als in Deutschland
Der erste Punkt, auf den ich eingehen will, sind Kondome. Wenn ihr mit eurer Freundin/Frau verreist, solltet ihr wissen, dass die Kondome in Japan kleiner sind, als die in Deutschland. Mit kleiner meine ich, dass der Umfang der Kondome kleiner ist.

Bei der japanischen Kondomgröße wird übrigens der Durchmesser genommen und bei Deutschen die nominale Breite, deswegen sind diese schwer zu vergleichen. Gemessen haben deutsche Kondome aber meistens eine nominale Breite von ca. 54 mm und japanische Kondome eine nominale Breite von ca. 52 mm, sie sind also ca. 2mm kleiner. Das klingt erstmal nicht nach viel, aber ich habe es schon gemerkt.
Mit denen in L hatte ich keine Probleme. Da ein zu kleines Kondom dazu führen kann, dass es reißt, würde ich deswegen auf jeden Fall zu Kondomen in Größe L raten. Diese haben meistens eine nominale Breite von ca. 56 mm.

Gerade die extra dünnen Kondome bestehen in Japan meistens nicht aus Latex, sondern Polyurethan. So bekommen die Japaner die Kondome dünner, aber sie werden auch weniger elastisch. Deswegen ist Größe L meiner Meinung nach auf jeden Fall nicht zu groß, wenn ihr in Deutschland die Standardkondome kauft.

Mittlerweile gibt es übrigens die berühmten japanischen Kondome mit einer „Dicke“ von lediglich 0.01mm auch in Größe L, also vielleicht auch ein schönes Andenken. Die Dünnsten, die es in Deutschland so gibt, sind ja so um die 0.05mm dick. Ihr könnt die Kondome in Japan in jedem Drogeriemarkt und konbini (Convenience Store) kaufen. Ich kaufe sie auch oft bei Donki Hotte (ドン・キホーテ Don Quijote). Dort gibt es auch alles andere, was ihr in diese Richtung braucht.

Vorsicht bei zwielichtigen Ansprachen in Vergnügungsvierteln wie Kabuki-chō
Gerade wenn ihr nachts in Japan unterwegs seid, müsst ihr vor zwielichtigen Ansprachen aufpassen. Gerade in Tōkyō im Stadtteil Kabuki-chō, dem Rotlichtviertel Tōkyōs, wird man auch als Tourist gerne auf Englisch angesprochen, ob man nicht mit einem japanischen Mädchen schlafen möchte. Dabei handelt es sich in den aller meisten Fällen (also eigentlich zu 100%) um Betrüger. Wenn ihr mal auf Englisch googelt, gibt es sehr viele Ausländer die auf die „Masche“ reingefallen sind. Außerdem ist Prostitution, anders als in Deutschland, in jedem Fall Illegal. Die einzige legale Möglichkeit in diese Richtung im Graubereich sind die sogenannten Soaplands. Erst neulich hat dabei ein Soapland in Kawasaki aufgemacht, das sich auf Ausländer spezialisiert hat. Ich selbst war noch nie in einem Soapland, aber die Preise haben es schon in sich.
Women only: Frauen-Waggons
Um dem großen Problem der sexuellen Belästigung in der Bahn Herr zu werden, gibt es in Japan Waggons, die nur für Frauen sind. Das sind meistens die Waggons ganz vorne oder ganz hinten. Diese sind mit einem entsprechenden Hinweis auf dem Bahnsteig gekennzeichnet.

Meistens sind diese Waggons nur in den Stoßzeiten für Frauen, aber es gibt auch Züge, z.B. in Kobe, bei denen die Waggons durchgängig nur für Frauen vorgesehen sind. Wenn ihr doch aus Versehen in einen Frauenwaggon steigt, ist das natürlich nicht illegal. Und man wird es euch als Ausländer auch nicht so übelnehmen. Wenn ihr etwas falsch macht, wissen die meisten Japaner, dass das nicht böswillig ist, sondern dass man es als Ausländer einfach nicht weiß. Als ich einmal aus Versehen in Kobe in einem Frauenwaggon war, gab es zwar einige verwunderte Blicke, die Situation war aber hauptsächlich für mich selbst sehr unangenehm.

Drogerieartikel
Bei den Drogerieartikeln gibt es einige, die ihr auch ohne Probleme in Japan kaufen könnt, aber auch einige, die ihr lieber aus Deutschland mitbringen solltet.
Dinge, die ihr auch ohne Probleme in Japan erwerben könnt, sind z.B. Zahnpasta, Shampoo, Seife, Kontaktlinsenflüssigkeit, Rasierschaum und Sonnencreme.
Es gibt aber auch ein paar Dinge, die ihr lieber aus Deutschland mitbringen solltet. Zum Beispiel gibt es in Japan fast keine Deos, außerdem ist das Deo in Japan viel schwächer als das in Deutschland. Das liegt daran, dass japanische Männer auf Grund der wenigen apokrinen Schweißdrüsen, weniger bzw. fast gar keinen Körpergeruch haben.
Auch solltet ihr alle Produkte für eure Frisur besser aus Deutschland mitbringen, also Wachs, Haarspray, Gel, Volumenpuder, etc.
Zwar gibt es diese Produkte, bis auf das Volumenpuder, auch in Japan, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese für deutsche Haare nicht so gut funktionieren.

Keine Zuneigung in der Öffentlichkeit
Wenn ihr mit eurer Freundin verreist oder wohlmöglich eure japanische Freundin besucht, solltet ihr darauf achten, dass man in Japan in der Öffentlichkeit keine Zuneigung zeigt. Händchen halten ist in der Regel gerade noch okay aber alles darüber führt schon zu Getuschel.
Man sieht in Tōkyō relativ oft ausländische Touristen oder internationale Paare, die sich z.B. in der Bahn umarmen. Das führt oft schon zu Erstaunen und Entsetzen bei manchen Japanern. Klar ist auch das wieder nicht illegal, aber wenn ihr nicht negativ auffallen wollt, würde ich mit Zärtlichkeiten bis zum Hotelzimmer warten.
Über den Gastautor

Liebe Leser von japanliebe.de, ich hoffe euch hat der Beitrag gefallen. Mein Name ist Tim und ich befinde mich derzeit in einem Auslandssemester an der Tōkyō University. Das Auslandssemester ist bereits mein siebter Japanaufenthalt und wird auch nicht mein Letzter sein. Ich würde mich freuen, wenn ihr mal auf meinem Japan-Blog vorbeischauen würdet. Dort schreibe ich über alle möglichen Themen, aktuell natürlich auch viel über das Auslandssemester. Ihr könnt mir auch auf Facebook , Twitter oder Instagram folgen, dann verpasst ihr keinen Artikel.
Alle Fotos im Artikel: Tim Ulbricht
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Zum Thema apokrine Drüsen, ostasiatische Menschen haben nicht weniger als europäische Menschen. Leider hört man so einen Unsinn des Öfteren.
Der fehlende Schweißgeruch liegt weniger an den in geringerer Zahl vorhandenen apokrinen Schweißdrüsen, sondern vielmehr am ABCC11-Protein (ATP-binding cassette sub-family C member 11). Genaueres kann man bei Wikipedia erlesen. Aufgrund dessen, dass ABCC11 eine so wichtige Rolle beim Schweißgeruch spielt, versuchen weltweit Pharmakonzerne (Bayer und Konsorten) ein Deodorant auf Basis eines ABCC11-Inhibitors zu entwickeln. Die aktuell in Frage kommenden Wirkstoffe haben allerdings noch zu viele Nebenwirkungen.
Für die Profis: entscheidend ist der Einzelnukleotid-Polymorphismus 538G→A, 96 Prozent der Koreaner haben den Genotype A/A, mit eher schwach süßlichem Schweißgeruch, (ähnlich dem Geruch von Babies) und trockenem Ohrenschmalz, Deutsche nur zu 2,6%.
Ansonsten ein sehr schöner Artikel. Gerade als Europäer tritt man in Japan, noch viel öfter als in China oder Korea, in Fettnäpfchen. Vor 20-30 Jahren war das noch deutlich unangenehmer als heute. Dieser Artikel hilft zumindest in bestimmten Lebensbereichen diese zu vermeiden.
Hallo André, danke für die zusätzliche Info.
Viele Grüße
Elisa
Prostitution ist nicht per se verboten, das entsprechende Gesetz stellt nur das aktive Bewerben von Vaginalverkehr gegen Geld unter Strafe. Die „Restaurants“ in Tobita Shinchi verlangen daher einen hohen Preis für ein Glas Tee (welches man auch tatsächlich bekommt), die Hauptdienstleistung ist aber eine ganz andere :-3 .
Tatsächlich sagt das Gesetz auch, dass die Inanspruchnahme von Vaginalverkehr gegen Geld verboten ist. Betonung aber wie du auch schon geschrieben hast auf vaginal. Bei anderen sexuellen Spielarten gibt’s da keine Probleme (wenn sie nicht anderweitig gegen Gesetze verstoßen natürlich).
Die „Restaurants“ klingen dann den Soaplands ja gar nicht unaähnlich ;)
Der garantierte Vaginalverkehr ist da eigentlich die einzige Gemeinsamkeit. Der Service unterscheidet sich sonst schon sehr vom Badehaus :-D.
Vielen Dank, dass ich den Gastbeitrag bei dir schreiben durfte :)
Grüße
Tim
Ich habe zu danken. Es ist so spannend, die männliche Sicht auf Lieblingsland zu lesen!