Was Japan angeht, lerne ich nie aus. Im Studium habe ich mich unter anderem mit gesellschaftlichen Zusammenhängen und buddhistischen Sekten im 6. Jahrhundert beschäftigt. Reise ich dann durchs Lieblingsland, stell ich fest, dass ich dennoch so wenig über Japan weiß. Was macht der kleine Salzkegel vor manchen Türen und auf Fensterbrettern, wieso hängen auf den Balkonen mancher Wohnungen dutzende Paare weißer Handschuhe und wie zum Geier bestellt man eigentlich in diesem Restaurant sein Essen? Mit jedem Aufenthalt in Japan lerne ich dazu. Und dann erzähle ich dir davon. Heute lüfte ich zum Beispiel das Geheimnis der großen, braunen Zedernbälle vor manchen japanischen Geschäften.
Ein Viertel voller Sake-Brauerein
Dafür nehme ich dich heute mit nach Kashima auf Japans südlichster Hauptinsel Kyūshū. Wer als Tourist nach Kashima kommt, hat höchstwahrscheinlich den Yutoku Inari Schrein als Ziel. Ist man wie ich mit dem Fahrrad unterwegs und hat noch etwas Zeit über, bietet sich ein zusätzlicher Abstecher in die Sakagura-dori Straße an. Dort befinden sich gleich mehrere Sake-Brauereien auf einem Fleck. Diese kann man besichtigen und zu einem speziellen Reiswein-Event im Frühjahr kommen 80.000 Menschen aus ganz Japan angereist.
Oder man macht es wie ich, kommt an einem anderen Tag, hat die Straße ganz für sich allein und genießt einfach die schöne Aussicht. Denn die Wände der Sake-Brauereien erstrahlen traditionell in einem wunderschönen Weiß (kein alltäglicher Anblick in Japan, wo Häuser in der Regel andere Farben haben). Hat man ein Auge für Details, fällt einem auf, dass die Brauereien neben den weißen Wänden etwas weiteres gemeinsam haben: ein großer, brauner Ball aus Zweigen hängt neben der Eingangstür.
Sugidama – ein Ball aus Zedernzweigen
Bei dem Ball handelt es sich um einen sogenannten sugidama (杉玉, dt. Zedernball ), manchmal auch sakebayashi (酒林, dt. Reiswein-Wäldchen) genannt. Wie der Name in der Übersetzung schon sagt, handelt es sich um eine Kugel aus Zweigen der Sicheltanne (= japanische Zeder). Auf Japans Haupinsel und südlich davon (auf Hokkaidō im Norden sind sugidama unüblich) ist es Tradition, dass sie am Ende des Jahres, wenn nach der Reisernte neuer Sake gebraut wird, vor den Brauereien aufgehängt werden. Ganz frisch erstrahlen sie in saftigem Grün, welken aber mit der Zeit. Ist der Ball dann komplett braun, ist auch der Reiswein fertig.
Da es sich um ein traditionelles Handwerk handelt, gibt es nur noch wenige sugidama-Produzenten und gerade günstig sind die Bälle auch nicht. An der Herstellung eines sugidama mit 2,2 m Durchmesser für die Momokawa Sake Brauerei in Aomori waren fünf Menschen beteiligt und brauchten für die Fertigstellung des 500 kg schweren Reiswein-Wäldchens eine Woche.
Mittlerweile sieht man sugidama nicht nur vor Brauereien. Auch Spirituosen-Händler und Restaurants mit einer guten Auswahl an einheimischen Tropfen schmücken ihre Geschäfte gerne damit (Quelle: The Japan Times).
Wie findest du die Tradition der Zedernbälle? Hast du bei einer Japanreise auch schon mal eine solche Kugel gesichtet?
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in einer kleinen version fände ich die toll für den bio-weihnachtsbaum. hast du gesehen, wie die gebaut werden. mir sind die kugeln in kurashiki das erste mal ins auge gestochen. vielen dank für deine lebendigen posts!
Auf YouTube findest du jede Menge Videos dazu, wenn du nach „杉玉の作り方“ suchst :) Das hier zum Beispiel zeigt es ganz gut: https://www.youtube.com/watch?v=u0tGAQtFaLE
Hallo Elisa,
danke für diesen interessanten Artikel! Ich mag diese kurzen Beiträge, die solche Details erklären, die man in keinem Buch oder Reiseführer findet, besonders gerne. Die Sugidama kannte ich noch nicht, aber in zwei Monaten bin ich auch in Kashima, da werde ich dann die Augen offen halten!
Viele Grüße,
Sandy
Liebe Sandy,
ich mag sie auch, diese kleinen Details. Und schreibe zu gerne darüber :)
Und du wirst sehen: jetzt, da du weißt, dass es die Sugidama gibt wirst du sie immer wieder entdecken.
Alles Liebe,
Elisa