Einmal im Buchladen vergessen und über Nacht eingeschlossen werden, um sich dann nach Herzenslust durch alle Regale und Genres zu lesen. Für viele ein Traum. Auf meiner letzten Japanreise habe ich mir diesen Traum in leicht abgewandelter Form erfüllt: mit einer Übernachtung im „Book & Bed Tokyo“ Design-Hostel in Fukuoka (das „Tokyo“ ist Teil des Namens, es gibt aber mittlerweile weitere Hostels in anderen großen, japanischen Städten). Das Hostel ist gestaltet wie ein Buchshop und die Gäste übernachten direkt in (!) den Buchregalen. Wie das funktioniert und wie es war erzähle ich dir heute.
Hinweis: Das „Book & Bed Tokyo“ in Fukuoka gibt es leider nicht mehr. In Tōkyō kannst du aber immer noch in Ablegern der Kette übernachten, die im gleichen Stil gestaltet sind, wie das hier beschriebene Hostel.

Ich buche mir ein paar Nächte im Buchladen-Hostel
Eigentlich war alles ganz anders geplant bei der letzten Reise. Bis die Fluggesellschaft mir mitteilte, dass mein Flug storniert worden war und ich mich entschied schon zwei Tage eher zu fliegen. So gab es im Reiseplan plötzlich einen neuen längeren Aufenthalt in Fukuoka. Meine übliche Hotelkette war ausgebucht und eine Unterkunft musste her. Eines der ersten und vor allem günstigsten Ergebnisse: das „Book & Bed Tokyo“ Hostel. Moment, davon hatte ich doch schon mehrfach gehört. Das war doch das, wo man im Buchladen schlief. Das konnte doch nicht sein, dass es das in Fukuoka auch gab. Und noch dazu vergleichsweise günstig. Kurze Zeit später hatte ich vier Nächte gebucht und war aufgeregt, dass meine Japanreise gleich mit der Übernachtung in so einer ungewöhnlichen Unterkunft beginnen sollte.

Übernachten im „Book & Bed Tokyo“ Hostel in Fukuoka
Einige Wochen später komme ich nach einem langen Flug in Fukuoka an. Das Hostel will erst einmal gefunden werden, was gar nicht so leicht ist, wenn man nicht schon weiß, welchen Aufzug man am besten nimmt. Ich kucke erst etwas verwundert, denn die Unterkunft ist in einem Shopping-Center untergebracht. Wenn ich länger darüber nachdenke wohl eher konsequent, schließlich sieht es aus wie ein Buchladen. Das tut es auch tatsächlich. Im 6. Stock neben einem Café und einem Hot Yoga-Studio sieht man durch eine kleine Glasscheibe Menschen in Büchern blättern.
Ich drehe an der Klingel der Rezeption und checke bei einem sehr netten Japaner ein, der mir alles erklärt und gleich erzählt, was es alles an „Book & Bed Tokyo“-Merchandise zu kaufen gibt: alles vom Hoodie bis hin zum Parfüm, das wie das Duschgel riecht, das hier im Gemeinschaftsbadezimmer zur Verfügung gestellt wird.

Das Hostel besteht aus einem großen Raum mit Bücherregalen an den Wänden und einem Riesigen in der Mitte, die auch die Schlafkojen enthalten, in denen die Gäste übernachten. Ich werde zu meinem Regal geführt, wo ein zusätzlicher Stauraum für meinen Koffer, Pantoffeln, zwei Kleiderbügel und Bettlaken auf mich warten.

Das Bett muss ich selber machen. Geduscht und die Morgen- und Abendtoilette erledigt wird in Gemeinschaftsduschen und -toiletten, wie das in Hostels eben so üblich ist. Handtücher kann man dazu buchen, aber ich hatte mein kompaktes (und nebenbei bemerkt sehr stylisches ;D) Mikrofaserhandtuch* mit, das mir im Hostel gute Dienste erwiesen hat.
Nachdem ich mich eingerichtet habe, sehe ich mich ein wenig um. Die Buchauswahl finde ich gut gelungen. Es gibt Romane und Bildbände, Manga und Reiseführer, viele davon auch auf Englisch. Überall gibt es bequeme Sitzgelegenheiten mit Kissen und Fleecedecken, wo man es sich so richtig bequem machen kann. Es läuft eine bunte Mischung an Musik (unter anderem deutscher HipHop) und alle versuchen leise zu sein, um die Mitlesenden nicht zu stören.

Das perfekte Design-Hostel für Instagram-Bilder
Du kannst dir vorstellen, dass viele Gäste statt zu lesen Fotos schießen. Schließlich ist das „Book & Bed Tokyo“ absichtlich „instagram-worthy“ eingerichtet. Die Bücher sind kreativ ins Regal gerichtet und werden immer wieder mal umsortiert, das Hostel-Merchandise ist schick arrangiert, die komplette Einrichtung stylisch. Zu Essen gibt es Muffins und Chips, zu trinken ausschließlich hippe Getränke wie diverse Craft Beer Sorten. Kein Wunder, dass es extra einen Daytime-Tarif für das Hostel gibt. Man bezahlt, um tagsüber für ein paar Stunden dort sein zu dürfen, um zu lesen und fotografieren, ohne danach zu übernachten. Im Nachhinein vielleicht nicht die schlechteste Idee. Denn…

Vier Nächte sind drei Nächte zu viel
Ich muss zugeben: das ist das erste Mal im Leben, dass ich in einem Hostel übernachte. Die letzte derartige Erfahrung waren diverse Schulausflüge und liegen verdammt lange zurück. Ich hatte schon damit gerechnet, dass hie und da ein anderer Gast schnarchen oder laut sein würde, aber da hatte ich nicht mit der dünnen Matratze, der Hitze und dem knarzenden Bücherregal gerechnet.
Das Gefühl in meine Koje im Regal zu klettern ist schon cool, ein bisschen wie Harry Potter und sein Wandschrank unter der Treppe. Aber der Futon ist nur wenige Zentimeter dick und bietet mir wenig Polsterung auf dem harten Untergrund. Als Seitenschläfer nicht so doll. Zusätzlich ist es drückend heiß in meinem Kabuff („Zimmer“ wie es so schön auf der Webseite des Betreibers heißt xD), vor allem wenn ich aus Gründen der Privatsphäre den Vorhang schließe. Da alle in einem riesengroßen Regal schlafen, knarzt das ganze Konstrukt, wenn sich irgendwo jemand umdreht.
Auch ganz toll: Mit-Schlafende, die durch Ohrstörpsel selbst seelenruhig schlummern, aber alle anderen wach halten, weil sie im 20 Sekunden Takt Whatsapp-Nachrichten bekommen und morgens um halb sechs den Wecker 15 Minuten durchklingeln lassen. Ich weiß, übliche Hostel-Probleme eben, doch durch die schlechte Belüftung und die Hellhörigkeit des Regals führte dies (im Gegensatz zu einem Kapselhotel, wo ich später während dieser Reise noch übernachten sollte) dazu, dass ich drei der vier Nächte wie ein Hund schlief. Und ausgerechnet bei einer Japanreise finde ich dies sehr ärgerlich, schließlich will man fürs Lieblingsland fit sein.

Mein Fazit ist daher, dass eine Übernachtung im „Book & Bed Tokyo“ aufgrund der besonderen Buchladen-Atmosphäre ein einmaliges Erlebnis ist, aber auch wortwörtlich bleiben sollte. Ich bereue es kein Stück, vier Nächte lang Harry Potter gespielt zu haben. Mein Schlafdepot konnte ich aber erst in der nächsten Stadt wieder auffüllen.
Wie findest du die Idee, einen Buchladen mit einem Hostel zu verbinden? Die „Book & Bed Tokyo“-Kette ist momentan überall in den Medien. Warst du selbst auch schon dort? Wie hat es dir gefallen?
Weiterführende Links
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Huhuu, ich bin „leider“ erst jetzt über diesen Artikel gestolpert. Denn ich habe in der vergangenen Woche in Osaka zwei Nächte im Book and Bed verbracht.
Und, was soll ich sagen, mir ging es ähnlich wie dir. Atmosphäre und Optik sind wirklich mega. Allerdings ist es so unfassbar hellhörig. Ich war schon in einigen Hostels unterwegs, aber selten habe ich es so bereut. :/
In Osaka gab es keinen Platz für das Gepäck, das lag unter dem Bett, die Tür zum Bad war gefühlt ständig offen und das man sich „nur“ bis 24 Uhr die Haare föhnen darf ist dann irgendwie schon fast traurig. So ein Miteinander kenne ich aus Hostels tatsächlich nicht, auch das im Schlafraum bis mindestens 22:30 Uhr Musik läuft war mir irgendwie fremd.
Daher kann ich dein Fazit (4 Nächte waren 3 zu viel) leider absolut teilen und bin, trotz der tollen Atmosphäre, etwas enttäuscht.
Der Artikel fast ed auf jeden Fall gut zusammen, auch wenn es offensichtlich hier und da Unterschiede zu den anderen Städten gibt. :)
Liebe Grüße
Caroline
Ich habe mittlerweile auch in vielen Hostels/Kapselhotels in Japan mit Holzkonstruktionen übernachtet, aber wirklich nirgends war es so knarzig und unbequem wie dort 🙈 Die Filiale in Fukuoka, in der ich war, hat die Pandemie auch nicht überstanden 😬 Trotzdem war’s ein Erlebnis und ich würde es wieder tun. Nur eben nicht mehr so lang 🤣
Beim Stöbern durch den Blog bin ich wieder auf diesen Eintrag gestoßen, fand ich im August schon ganz bezaubernd… und passt einfach perfekt zu den gestarteten Leseratten ;) Die Bücher sind doch aber nicht alle nur auf japanisch, oder?