Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Cass Verlag zur Verfügung gestellt.
Ein Verlag, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, herausragender japanischer Belletristik und Kriminalliteratur in Deutschland eine Plattform zu geben? Das ist der Cass Verlag. Dabei widmet sich das Verlagsprogramm aber auch anderen Projekten, die im Zusammenhang mit Japan stehen. So wie Michaela Webers Foto-Essay mit dem schlichten Namen „Japanbilder“.
Schlicht ist an der Ausstattung des Buchs hingegen nichts. Ein toller Hardcover-Bildband mit Leinenbindung und Goldschrift, schon das in die Hand nehmen vermittelt ein Gefühl von Qualität. Ein Zauberbuch, dass für Japanneulinge einen geheimen Blick ins Sehnsuchtsland ermöglicht, gespickt mit großflächigen Fotos und den ungeschminkten Gedanken der Autorin.
„Japanbilder“ von Michaela Weber
Es ist ein ganz schöner Brocken dieses Buch, das am besten einen Platz auf dem klassischen Coffee Table findet. Fürs Bücherregal ist es fast zu schade. Die vielen Fotos darin möchten gesehen werden, Japans Geheimnisse erkundet werden.
Wie ein großes Geheimniss fühlte sich Japan für die Autorin Michaela Weber wohl an, als sie 2018 in den Flieger stieg und zum ersten Mal nach Tōkyō flog, bewaffnet mit ihrer Kamera und wachen Augen.
Sie stellt viele Fragen. Sich selbst und nach sprachlicher Möglichkeit auch ihren Gegenübern in Japan, doch vieles bleibt unbeantwortet. Mit diesem Gefühl von „Das Frage ich mich auch … und was ist nun die Antwort darauf?“ muss man beim Lesen zurecht kommen. Michaela Weber beantwortet, was immer sie kann, dies ist allerdings sehr selektiv und als Nicht-Japanologin logischerweise sehr lückenhaft. Es ist mehr als würde man selbst als Japanunerfahrene Person durch dieses fremdartige Land stolpern und sehen, aber nicht immer verstehen.
Dabei folgt man als Leser der Autorin von Tōkyō über diverse Stationen bis runter nach Hiroshima. Jedes Kapitel beginnt mit einem Essay, gefolgt von mehreren Seiten Bildern ohne weitere Erläuterungen. Man sieht Japan mit ihren Augen.
Der erste Satz
„Was weiß ich schon von Japan?“ (S. 6, Weber, Cass, 2020)
Meine Meinung
„Japanbilder“ von Michaela Weber aus dem Cass Verlag ist ein ungewöhnliches Projekt. Hier erzählt kein Japan-Experte, sondern ganz im Gegenteil jemand, der nur bruchstückartiges Wissen über ihr Reiseland hat. Also ganz so wie jeder von uns, der das erste Mal nach Japan reist.
Das hat es für mich als Japan-Expertin auch etwas schwierig gemacht. Es liegt in meiner Natur, Antwort auf alle Fragen zu wollen, die im Zusammenhang mit dem Lieblingsland aufkommen. Viele davon blieben hier unbeantwortet. Gleichzeitig erinnert mich „Japanbilder“ daran, wie es war, das erste Mal all das zu entdecken, was ich mittlerweile so gut verstehe (was Japan aber nicht weniger exotisch für mich macht).
Michaela Weber ermöglicht einen sehr privaten Einblick in ihre Gedankenwelt und durch ihre Fotos auch in das Leben, den Alltag und die Traditionen der Japaner.
Persönlich bin ich kein großer Fan von Fußnoten, da sie mich aus dem Lesefluss reißen und ablenken. Die Info aus diesen hätte ich lieber im Fließtext gesehen. Aber das ist wirklich Geschmacksache.
Davon abgesehen finde ich es toll, dass der Cass Verlag die literarische Bandbreite, was Japan angeht, in Deutschland deutlich erweitert und über den üblichen Murakami oder Krimi hinausgeht. Auch mit außergewöhnlichen Projekten wie diesem. Das Zielpublikum sind eindeutig Leser, die selbst noch nicht oder vor kurzem das erste Mal in Japan waren. Sie werden sich am besten in Michaela Weber und ihre Beobachtungen einfühlen können.
Hast du das Buch gelesen? Lass mir gerne einen Kommentar da, wie es dir gefallen hat.
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Ich nehme an du darfst keine Fotos der Innenseiten zeigen? Bei Fotobänden finde ich es immer schwierig sich zum Kauf zu entscheiden, ohne mal durch das Buch geblättert zu haben – oder zumindest ein paar Seiten gesehen zu haben. Von daher war ich ganz froh, auf der Verlagsseite ein paar Vorschaubilder gefunden zu haben. Das Buch sieht wirklich schön gemacht aus – nur wenn ich Tokyo als Tokio und Kyoto als Kioto lese, dann blutet das Herz. (Auch wenn es im deutschen korrekt ist, es sieht einfach falsch aus…)
Wir ist denn prozentual das Verhältnis zwischen Text und Fotos? Auf den Bildern sieht es nach recht viel Text aus, aber das sind vermutlich die von die erwähnten Essays und der Rest hat dann kaum/keinen Text?
Liebe Maya, bei Manga und Bildbänden bin ich mittlerweile vorsichtig, weil das rechtlich heikel sein kann. Gut, dass du auf die Verlagsseite geschaut hast, dort gibt es ja ein paar Einblicke.
Mit Tokio und Kioto geht es mir genauso, weswegen ich mittlerweile wann immer ich daran denke (und es sich nicht um ein Zitat mit anderer Umschreibung handelt), die korrekt japanischen Schreibweisen verwende.
Es sind weit mehr Fotos als Text. Immer ein kurzer Essay und dann viele Seiten Bilder. Die haben dann allerdings gar keine Erläuterung mehr, weswegen es schon Sinn macht, die Essays dazu zu lesen.