Werbung: mein Exemplar von „Hyrule Warriors – Zeit der Verheerung“ wurde mir freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt.
Das Spiel habe ich zum Anlass genommen, alten Ängsten zu trotzen und meinem Traum, ein „echter“ Gamer zu werden, nochmal eine Chance gegeben. Die Geschichte dazu ist die folgende:
Seit 32 Jahren versuche ich nun schon Super Mario Bros. 3 durchzuspielen. Erfolglos. Bisher. Es war das erste Konsolenspiel, das ich besaß. Für mein NES, damals vom Taschengeld selbst zusammengespart. Das Super Nintendo, das gerade neu auf dem Markt war und genauso viel gekostet hätte, verschmähte ich im Laden. Das NES musste es sein. Ein Early Adopter war ich noch nie.
Fast Forward in den Herbst 2020. Meine Gamer-Karriere ist trotz der vielversprechenden Anfänge nicht ganz so erfolgreich verlaufen. Mittlerweile kostet es mich jede Menge Willenskraft, um „The Legend of Zelda – Breath of the Wild“* überhaupt zu starten. Dies wird mein erstes Open-World-, ja sogar mein allererstes Zelda-Spiel werden.
Irgendwann drücke ich dann tatsächlich auf die Power-Taste der Switch. Es wird höchste Zeit, den über Jahren aufgebauten Ängsten und Hemmungen den Stinkefinger zu zeigen. Denn die Veröffentlichung von „Hyrule Warriors – Zeit der Verheerung“* steht bevor. Und ich weiß einfach, dass das genau mein Ding sein wird. Also tauche ich vorab mit „Breath of the Wild“ ein in die Welt von Zelda und stelle schnell fest: Oh shit, alles hier will mich töten!
Spielen gegen die Uhr
Doch ich greife vor. Zurück in die 80er. Schon vor meiner eigenen Konsole hatte ich das Glück, Nachbarskinder zu kennen, durch deren Fortschritts-affine Tante wir noch vor allen anderen gemeinsam mit Frogger über schwer befahrene Straßen hüpften und Mario bei seinen ersten Abenteuern am Game Boy begleiteten. Ich übernahm Joystick, Controller und Handheld so oft ich konnte. Meine Frustrationstoleranz war wie bei vielen Kindern riesig. Ich machte schnell Fortschritte und wurde besser. Aber das viele Spielen löste auch Stress bei mir aus.
Meine Eltern sprachen ein Machtwort und die tägliche Gamingzeit wurde auf eine Stunde beschränkt, komme was wolle. Hast du schon einmal Super Mario Bros. 3 auf dem NES gespielt? Die Speicherfunktion suchst du vergeblich! Dementsprechend kann ich die ersten und immer wieder selben Level des Games in und auswendig. Aber bis zum Endgegner habe ich es nie geschafft.
Für weitere Spiele (mit Speicherfunktion) fehlte mir das Geld. (Na gut, mit einer Ausnahme. Aber auch das war ein Geschenk.)
Gamer Girl…NOT
So hatte ich also früh Kontakt mit der Welt des Zockens, aber es hakte an allen Ecken und Enden. Zugang hatte ich nur zu wenigen Spielen (und Zelda war leider keins dabei) und alles, was nicht Jump and Run war, lag mir nicht besonders. Auch wenn ich Spaß daran hatte.
Bei Rennspielen baute ich alsbald die Strecken, statt selbst zu fahren. Die Prinzessin in „Prince of Persia“ wurde nie erlöst, weil ich auch in 100 Stunden den Weg nicht fand (geschweige denn in den anberaumten 60 Minuten). In „Jedi Knight“ war ich plötzlich aufgeschmissen, als man tatsächlich ein Lichtschwert statt des Blasters verwenden musste. (Vorletzte Mission!!! Wer denkt sich sowas aus?) Und die letzte Mission von „Dune 2000“ halte ich bis heute für unschaffbar. (Spoiler: ist sie doch.)
So ergab es sich, dass ich eher Zuschauer wurde, wenn andere zockten. Das machte mir großen Spaß. Doch wehe, jemand wollte mir den Controller in die Hand drücken. Durch die vielen Misserfolge hatte ich Hemmungen aufgebaut.
Das erste eigene Geld fließt in Konsolen
Obwohl ich sie alle kaum benutzte, floss ein Großteil meines ersten eigenen Geldes in Konsolen. Ein pinker Game Boy Advance und dazu „Hamtaro – Ham Ham Heartbreak“, eine PS 2 mit „Final Fantasy“ X und später XII, für XIII dann eine XBOX 360.
Seit ich mit meinem Freund zusammenwohne haben wir in Kombination eine fast komplette Sammlung aller erschienener Mainstream-Spielesysteme der letzten 20 Jahre. Und oh ja, ich habe es sehr hart gefeiert, als NES und Super Nintendo Classic Mini erschienen. So viele Spiele auf einmal. Mit Speicherfunktion!!! (Öhm, nein, ich bin mit Super Mario Bros. 3 immer noch nicht durch. Aber in Welt 8, muahaha. Bowser, nimm dich in Acht!)
Mein Genre: Hack and Slay
Ich verdanke es der unendlichen Geduld eines meiner besten Freunde, dass ich dann doch noch ein Genre für mich gefunden habe. Einige Zeit stand er jeden Montagabend zuverlässig bei mir vor der Tür und brachte Spiele mit, die man zu zweit spielen konnte. Meine Zeit war gekommen, wieder selbst den Controller in die Hand zu nehmen.
Die perfekte Mischung für mich: Fantasy-Setting, hirnloses Monster abschlachten, eine Prise Humor (‘Green Archer is now Pojo!’ und schon gackerte mein Bogenschütze in „Gauntlet“ als Hühnchen durch die Gegend).
Konnte das wirklich sein? Gab es da ein ganzes Game-Genre, das mir Spaß machte und in dem ich nicht mal schlecht war? (Davon abgesehen, dass ich wirklich jede einzelne Falle mitnahm. Dafür sollte es eine Trophäe geben.)
Offensichtlich, denn auch Jahre später, als es den Montagabend schon lange nicht mehr gab, verbrachte ich viele schöne Spielstunden mit Diablo III an der XBOX.
„Zelda – Breath of the Wild“: alles will mich töten
Die große Zockerin bin ich bis heute dennoch nicht. Wenn ich viel Rüstung habe oder gar rundenbasiert spielen kann, bleibe ich entspannt. Aber was, wenn jemand wie ich plötzlich ein Open-World-Abenteuer epischen Ausmaßes beginnt? Enter: „Breath of the Wild“.
Anfangs hatte ich nur einen Gedanken: Hilfe, alles will mich töten!
Mir kommt eines meiner Lieblings-T-Shirts* in den Sinn. Es zeigt Link und Zelda, beide haben einen Controller in der Hand und darunter steht ‘It’s dangerous to play alone’. (Tja, längst vor meinem ersten aktiv gespielten Zelda-Titel war mir das Franchise in Fleisch und Blut übergegangen. Das Shirt besitze ich seit Jahren.) Sehnsüchtig denke ich an die Montagabende von früher und sehe im Nachhinein, wie schön es war, sich in der fremden Welt eines neuen Games nicht allein wiederzufinden.
In „Breath of the Wild“ aber bin ich erst Mal allein und kriege ganz schön auf die Mütze. Tag und vor allem Nacht, wenn ich nicht feige am Lagerfeuer bleibe, verfolgen mich Moblins, Bokblins und Echsalfos. Im Gebirge überlebe ich die Kälte nur durch konstantes Essen, in der Wüste brennt mir die Sonne die Lebensenergie weg. Ich habe viel zu lernen, lasse mich aber nicht runterziehen. Schließlich bin ich ein Zelda- und Open-World-Anfänger. Und das beinhaltet, schlecht zu sein.
Die schier unendlichen Möglichkeiten des Open-World-Hyrules überfordern mich, lösen aber gleichzeitig ein angenehme Kitzeln im Bauch aus, da es viel zu entdecken gibt. Und wer mich kennt weiß: ich liebe es, Neues zu entdecken.
„Hyrule Warriors – Zeit der Verheerung“: ich will alles töten
Kurz vor Weihnachten flattert dann endlich „Hyrule Warriors – Zeit der Verheerung“ zu mir ins Haus. Dieses Mal herrscht bei mir Vorfreude, als ich die Cartridge einlege. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Zelda-Titeln handelt es sich hierbei nicht um ein klassisches RPG sondern um ein Musō-Game 無双, was auf Deutsch so viel heißt wie „einzigartig, unübertroffen“. Das Genre ist Hack and Slay sehr ähnlich, man kämpft sich durch schiere Massen an Gegnern. Das tapfere Schneiderlein mit seinen ‘7 auf einen Streich’ würde vor Neid erblassen. Mal schnell 500 Gegner in wenigen Minuten den Gar ausmachen? Gar kein Problem. (2x Gar, ha ha!)
Ich hatte ja nun schon zu genüge erwähnt, dass ich nicht die Begabteste bin, wenn es ums Zocken geht. So war auch hier am Anfang meine höchste Konzentration gefordert. Welche Taste muss ich gleich nochmal, damit…und was, ich kann auch noch Magie einsetzen und den Shiekah-Stein? Auch bleibt es nicht bei Link als einzigem spielbarem Charakter. Stattdessen reihen sich mehr und mehr Verbündete ein in die Riege derer, die ich steuern kann und beherrschen lernen muss.
Nach ein paar Spielstunden habe ich dann aber doch den Bogen raus. Die Möglichkeiten und Tastenkombinationen sind ähnlich, wirken sich aber je nach Charakter und ausgerüsteter Waffe anders aus. Zwischendurch darf ich sogar große Titanen steuern und mache ganze Landstriche mit Gegnerhorden dem Erdboden gleich. (Hehe!)
„Breath of the Wild“ und „Zeit der Verheerung“ – viel ‘Oh’ und ‘Ach’ und ‘Kenn ich doch’
Im Look and Feel sind sich die beiden Zelda, obwohl sie in völlig unterschiedlichen Genres angesiedelt sind, sehr ähnlich. Denn „Zeit der Verheerung“ spielt 100 Jahre vor den Ereignissen von „Breath of the Wild“. Ich tauchte ein in das selbe Hyrule, treffe bekannte Gesichter und stehe auch hier am Kochtopf.
Allerdings wurde vieles bei „Hyrule Warriors“ vereinfacht. Die Karte der Welt dient als Ausgangspunkt für Sammel- und Kampfmissionen, diese sind aber in sich abgeschlossen und man teleportiert sich direkt an den Ort des Geschehens statt sich frei zu bewegen. Auch erscheinen Missionen erst nach und nach und stehen nicht alle von Anfang an zur Verfügung. Gekocht wird, indem man Zutaten sammelt und dann vor einer Mission ein Rezept durch Knopfdruck zubereitet. Kein Verbrennen auf offenem Feuer mehr. Für mich sehr angenehm: Waffen haben keine eingeschränkte Haltbarkeit und begleiten meine Helden so lange, wie ich das möchte.
Wenn ich sage, ich tauche in das selbe Hyrule ein wie bei „Breath of the Wild“, stimmt das natürlich nicht ganz. Im Open-World-Zelda sind viele Orte, die ich als Link erkunde, nurmehr als Ruinen erkennbar. Bei „Zeit der Verheerung“ hingegen, also 100 Jahre früher, erstrahlt Hyrule in seiner ganzen Pracht. Angefangen beim vergessenen Plateau über die Lon-Lon-Farm bis hin zur Akkala-Festung. Nicht so viel anders aber wieder schön: Gerudo Stadt. Auch wenn wir eine junge Impa treffen und spielen geht es in „Zeit der Verheerung“ leider nicht nach Kakariko, meinem Lieblingsort in „Breath of the Wild“. Allerdings wäre das auch keine besonders geeignete Map, um sich durch ganze Monsterhorden zu schlachten.
Wird das nicht langweilig?
Monster um Monster um Monster abschlachten, wird das nicht irgendwann langweilig? Ganz im Gegenteil. Je länger ich spiele, umso mehr komme ich in den Sog des Spiels. Die Welt ist herrlich vertraut und die Anzahl der Charaktere und Waffen groß genug, um viel Abwechslung zu bieten. Auch kommen während den Missionen immer wieder neue Etappen-Ziele, sodass ich ständig kleine Erfolge feiere.
Die brachiale Gewaltorgie wird immer wieder von liebevoll gestalteten Videosequenzen unterbrochen, die die einzelnen Metzel-Missionen in eine gelungene Story einbetten.
Was ich an „Zeit der Verheerung“ liebe, weil es mir bei anderen spielen oft den Spaß verdirbt: ist ein Character den anderen voraus, kann man das Level der restlichen Figuren gegen In-Game-Währung nachziehen.
Dann ist da noch der Soundtrack, der mir richtig gut gefällt und an dem ich mich nicht satt höre. Apropos: obwohl die deutsche Synchro wohl sehr gut gelungen ist, genieße ich, dass ich mich für die japanische Tonspur mit deutschen Untertiteln entscheiden konnte.
Ach ja, und das immer stärker werdende triumphale Gefühl von „HA! Ich. Spiele. Ein. Spiel. ICH ZOCKE!“ Wie die Großen.
Doch endlich Gamer Girl?
Ob ich in Zukunft nun öfter zu Controller oder Switch greifen werde? Zumindest ist der Gedanke da, ob wir nicht eine zweite Switch brauchen ;) Denn die eine ist ständig belegt. Viel von meinem Freund, der sich durch alle Genres zockt. Aber mehr und mehr auch von mir. Und nicht mehr nur in Hack-und-Slay-Abenteuern.
PS: Wenn ich Super Mario Bros. 3 dann endlich mal durch habe, wird das gebührend gefeiert. Und hier gibt’s natürlich ein Update.
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Hyrule Warriors – Zeit der Verheerung
Plattform: Nintendo Switch
Franchise: Zelda
Genre: Musō
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