Auf der Fähre zur "Haseninsel" Ōkunoshima.

Der Unterschied zwischen dem Entdecker- und dem Japangefühl

Dieser Blog heißt nicht zufällig Japanliebe. Nichts beschreibt besser, was ich für das Land der Reisbällchen empfinde. Eine tiefe, grundlegende, unerschütterliche und vor allem erfüllende Liebe. Den ganzen Tag würde ich am liebsten über Japan lesen, sprechen oder noch besser vor Ort durch Land und Stadt ziehen und entdecken, entdecken, entdecken. Vor allem letzteres weckt dann etwas in mir, dass ich das Japangefühl nenne. Nur bisher war mir nicht klar, dass ich zwei Emotionen vermische.

Das Entdeckergefühl

Vor kurzem bin ich umgezogen. Zum ersten Mal nicht im gleichen Landkreis sondern in eine mittelgroße Stadt, eine Fahrtstunde entfernt. Das ist nicht die Welt, aber doch eine neue Welt für mich. Vor allem, da es südlich in Richtung Alpen ging. Ein beeindruckendes neues Panorama, farbige Laubbäume, pittoreske Häuschen mit Erkern und Türmchen. Kurzum es ist aufregend und es gibt viel zu entdecken.

Ein Spur von Intensität lässt sich in meinem Empfinden erkennen, die ich so in Deutschland selten empfinde. Es gefällt mir, auf Entdeckungsreise zu gehen in meiner neuen Heimat. Gestern war ich morgens unterwegs durch herbstlichen Frühnebel, vorbei an grasenden Kühen und für einen Moment denke ich mir: „Huch, war das nicht eben das Japangefühl!?“ Dann blicke ich mich um, doch etwas fehlt.

Am liebsten bin ich Entdecker: zu Hause wie in Japan.
Am liebsten bin ich Entdecker: zu Hause wie in Japan.

Damit möchte ich keineswegs Deutschland schmälern. In unserer Zeit, in der einem alle Türen offen stehen zu entscheiden, wie man sein Leben verbringen möchte, muss man schon fast sagen: es ist meine Wahlheimat. Glücklich schätzen kann ich mich, hier geboren und aufgewachsen zu sein. Hier weiter zu leben ist das, was ich möchte. Doch wie es immer so mit dem Gewohnten ist…spannend ist es nicht. Wir haben uns abgesehen, kennen alles von klein auf und haben den wundersamen Blick verloren, den man dann manchmal mit etwas Neid auf den Gesichtern von Touristen im eigenen Land feststellt.

Und so wurde mir klar, dass das, was ich da fühle und stark mit Japan verknüpft ist, etwas anderes ist, das mich glücklich macht. Es ist das Entdeckergefühl. Das, was mir den Kick gibt, wenn ich im Lieblingsland an Bambus und Steinlaternen vorbei einer ausgewaschenen Treppe zum Schrein hoch stapfe. Aber auch, wenn ich auf den Button „Flug buchen“ klicke, egal wohin. Oder eben meine neue Nachbarschaft erkunde.

Das Japangefühl

Das Japangefühl kommt also immer gepaart mit dem Entdeckergefühl. Weil in Japan zu sein eine nicht enden wollende, aufregende Entdeckungsreise für mich ist. Aber was ist es dann zusätzlich?

Es ist ein Gefühl, dass nur, und wirklich nur Japan mir geben kann. Das mein Herz und meine Seele flutet und mich vollends erfüllt. Das bei meinem morgendlichen Herbstspaziergang mit den grasenden Kühen den Unterschied gemacht hätte zwischen „Welch schöner Morgen!“ und „Holy fucking shit, ich bin im Land meiner Träume, ich liebe alles hier. Siehst du, jedes Detail ist so schön, OMFG bin ich glücklich!“

Es ist der Antrieb, der jeden Post mit einem Bild der Woche länger werden lässt, als ursprünglich geplant, weil ich auf den Fotos so viele geliebte und inspirierende Details entdecke, über die ich gerne sprechen möchte.

Es ist das, was mir eine vorher nicht gekannte Sicherheit im Leben gibt, dass es für mich IMMER eine Konstante geben wird, was auch sonst passiert. Es kann nichts passieren, das meine Liebe zu diesem Land schwächen könnte.

So sehe ich mich am liebsten: als Entdecker in Japan unterwegs.
So sehe ich mich am liebsten: als Entdecker in Japan unterwegs.

Das Glück in den Alltag holen

Dann bin ich also nur in Japan glücklich? Muss ich auswandern?
Nein, das muss und möchte ich nicht. Japan zieht mich regelmäßig an, doch es gibt auch Faktoren, die dazu führen, dass ich jedes Mal gerne wieder nach Hause zurück komme. Dennoch ist es immer da, um mir bei ausgeprägten Reisen die Akkus aufzuladen und die Seele zum leuchten zu bringen. Und wenn ich hier bin, komme ich immer wieder in diesen Flow, wenn ich mich mit Japan beschäftige. Zum Beispiel, indem ich hier blogge ;)

Die Erkenntnis, dass das Entdeckergefühl etwas gesondertes ist, macht mich glücklich. Denn es ist unabhängig vom nächsten Flug nach Tokyo oder den besten Nudeln der Welt. Sicherlich, in Japan spielt es mit rein, doch ich kann es immer und überall haben. Wenn ich eine Städtereise in Europa plane, einen Flug nach Australien buche, oder morgen für den Heimweg vom Bahnhof eine Route wähle, die ich zuvor noch nie gegangen bin.

Wie ist das bei dir? Bist du auch ein Explorer oder ist für dich zu Hause sein das schönste Gefühl der Welt? Hast du ein Land oder einen Ort, der dich inspiriert und deine Seele mit Glück flutet?


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2 Kommentare zu “Der Unterschied zwischen dem Entdecker- und dem Japangefühl

  1. Zunächst einmal Kompliment zu Deinem Blog. Er ist eine Inspiration und dieser Beitrag hier einfach wunderbar. Du drückst genau das in Worten aus, was ich fühle. Ich liebe es in meiner Heimat immer neue (aber auch bekannte) Ecken zu entdecken. Das ich dabei in einer eher ländlichen Gegend im Süden Deutschlands aufwachsen durfte ist für mich ein wahrer Segen. Ich habe hier alles was nötig ist um glücklich zu sein. Letztes Jahr habe ich mir dann zum ersten Mal meinen großen Traum einer Japanreise erfüllt und kann es kaum erwarten wieder hinzureisen und noch viel mehr von diesem gänzlich gegensätzlichen Land mit allen Sinnen aufzusaugen. Eben jenes Gefühl, das Du so passenderweise mit dem „Japangefühl“ benennst und das mich wann immer ich meine Fotos durchsehe oder meine Souvenirs betrachte überkommt. Es ist schön Gleichgesinnte zu haben, die solche Emotionen verstehen.
    Danke für diesen Beitrag und herbstliche Grüße vom Bodensee!

  2. Ooh wie schön, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. :) Aber du hast wirklich recht, so wie an manchen Orten fühle ich mich wirklich nur da. Je öfter ich nach Japan reise, wird wohl auch mein persönliches „Japangefühl“ immer stärker . An mein wohlig-warmes „Norwegengefühl“ ist es bis jetzt aber noch nicht herangekommen (ich weiß auch gar nicht, ob das ganz geht). Der Fakt, dass ich mich nicht vierteilen kann, macht mich in dem Zusammenhang tatsächlich häufig ziemlich melancholisch.

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