Erste Amtshandlung in Japan – ich kaufe ein Fahrrad

Zur Vorbereitung für meine Zeit an der Sprachschule gehörte unter anderem das Lesen von Blogs anderer Austauschstudenten. Eines davon behandelte explizit das Leben und Lernen in Okazaki und Empfehlung Nr. 1 der Autorin: unbedingt in Japan ein Fahrrad kaufen. Nun gut, so machte ich mich an meinem ersten vollen Tag in der neuen Heimat also auf den Weg.

Ich kaufe ein Fahrrad in Japan

Ich habe die ersten Nacht in meiner neuen Wohnung verbracht und mein Ziel für den heutigen Tag steht fest: ich möchte ein Fahrrad kaufen. Bei der Ankunft gestern wurde mir eine Umgebungskarte in die Hand gedrückt und darauf sind zwei Händler eingezeichnet. Der eine davon wird mir als besonders günstig empfohlen.

Letzterer soll es also sein, dafür muss ich aber ein Stück gehen. Was natürlich herrlich ist. Ich sauge die neuen Eindrücke in mich ein, schmunzel an manchen Ecken über die ulkige Architektur der Häuser. Den Weg nutze ich, um mal wieder einen japanischen Satz gedanklich vorzubereiten: Ich möchte gern ein billiges Fahrrad kaufen.

Mit der Karte komme ich gut zurecht und habe mein Ziel nach ein bisschen Fußmarsch erreicht. An einer Straßenecke ist ein kleiner Laden, vor dem jede Menge gebrauchte Fahrräder stehen. Innen ist es noch verrückter. Dicht an dicht stehen Drahtesel, manche hängen sogar von der Decke. Und da, zwei ältere Japaner stehen hinter dem Tresen und empfangen mich.

Möglichst billig soll es sein

Wie schlecht mein Japanisch zu der Zeit noch war, habe ich schon mal erwähnt. Jedenfalls verstehe ich nichts von dem, was die beiden zu mir sagen. Doch ich habe ja meinen Satz vorbereitet. Ein billiges Fahrrad möchte ich, das billigste, das sie haben. Und das kriege ich dann auch.

Es ist wahrlich eine Rostlaube, dafür kostet es gerade mal 4.000 Yen, also nicht mal 40 €. Ein paar Rostflecken hier und dort, der rote Lack ist nicht mehr ganz so fit, doch es hat einen fest montierten Korb an der Lenkstange und wird seine Dienste tun. Ich nehme es.

Liebevoll nenne ich mein neues Transportmittel Jimmy. Und düse los.

Jimmy hat mich während meines Japanaufenthalts tagtäglich begleitet. Gemeinsam erkundeten wir Okazaki, radelten zum täglichen Sprachunterricht, brachten Pakete zur Post und Einkäufe nach Hause.

Tipps zum Fahrradkauf (hätte ich das mal vorher gewusst)

Würde ich ihn wieder kaufen? – Nein! Denn ich habe einiges gelernt, was ein Fahrrad mit sich bringen sollte, damit man wirklich Freude damit hat. Deshalb noch ein paar Tipps für dich, wenn du dir ein Fahrrad in Japan kaufen möchtest:

  • Nimm nicht das billigste Modell, dass sie haben. Meines brauchte im Laufe der Zeit Reparaturen und hat mich insgesamt mehr gekostet, als wenn ich ein neues/besseres gekauft hätte.
  • Nimm unbedingt ein Rad mit zwei fest montierten Körben, also vorne und hinten. Mein Lenkerkorb bot viel zu wenig Platz, um sinnvoll einkaufen zu gehen und meine Freunde mussten immer meine Sachen mit auf ihre Räder packen. Der zweite Korb war bei  meinem Rad nicht nachrüstbar.
  • Kauf dir unbedingt Abdeckplanen für die Körbe. Solche gibt es im 100 Yen Shop. Wenn du durch eine hügelige Stadt wie Okzaki fährst, reicht eine kleine Unebenheit und deine im Fahrradkorb aufbewahrten Habseligkeiten segeln in hohem Bogen durch die Lüfte. Ich weiß wovon ich rede, bei mir hatte es unter anderem die Fotokamera erwischt -_-;

Ein Fahrrad ist eine sinnvolle Investition, um das meiste aus deinem Japanaufenthalt heraus zu holen, und die falsche Stelle um zu sparen. Also beherzige meine Tipps, wenn du dich selbst auf zum Fahrradkauf machst. Den Spaß, den du danach beim Erkunden deiner Stadt haben wirst, ist den leicht erhöhten Aufwand wert.

Was sind deine Erfahrungen mit dem Fahrradkauf in Japan? Hast du noch Tipps oder Erlebnisse, die du gerne teilen möchtest? Ih freu mich über Kommentare ^^

PS: Ganz viel über das Radfahren in Japan könnt ihr auch auf Kumos Blog The Hangry Stories nachlesen.

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3 Kommentare zu “Erste Amtshandlung in Japan – ich kaufe ein Fahrrad

  1. Oh man, Fahrrad fahren ist irgendwie so gar nicht mein Ding, zumindest nicht dort, wo ich andere Menschen und mich selbst gefährden kann. ^^
    Bei mir auf dem Dorf in Deutschland ist es kein Problem, aber in Japan konnte ich mich kaum zum Fahren überwinden. In Shizuoka waren mir die Höhenunterschiede zwischen Hügeln und Tälern auch einfach zu krass. Da gab es Anstiege, da bin ich kaum zu Fuß heile hoch gekommen (Körperlich fit? Läuft!) :D

    Dein Jimmy sieht sehr niedlich aus, wenn auch etwas verrostet. :) Hat einen ganz eigenen Charme – und wenn er dich zuverlässig durch Okazaki tragen konnte, dann hat er seine Aufgabe ja gut erfüllt!

    Liebe Grüße <3

  2. Ich hab die Headline gelesen und musste sofort drauf klicken. Fahrräder – genau mein Thema! :D

    Micha hatte sich in Kyoto auch recht schnell ein Radl geholt, als er in Kyoto gelebt hat. War einfach praktischer um zur Uni zu kommen.

    Jimmy sieht wirklich verdammt alt und rostig aus. Aber immer noch besser, als die Radl, die wir in Iriomote beim Hostel ausleihen konnten. Die hatten ihre beste Zeit tatsächlich hinter sich. Aber den Tipp mit den Abdeckplanen – vielleicht muss ich mir die das nächste Mal mal holen. Aktuell transportiere ich alles in Taschen und mit einem Spanngurt – es reicht ja schon eine Bordsteinkante, damit alles rausfliegt. (Lebte die Kamera danach noch?)

    Danke für die Verlinkung, erinnert mich daran, mal wieder einen neuen Beitrag dazuzuschreiben!

  3. Wie schön! Wieder ein sehr anschaulicher Bericht!
    Bei meinen Besuchen fand ich auch die fest montierte Halterung für Regenschirme ( oder Sonnenschirme?) toll!
    So etwas würde ich mir für mein Fahrrad daheim auch wünschen! :-)

    LG, Viola

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