Die Dachziegel der Burg Marugame zeigen das Wappen des regionalen Feudallords.

Burg Marugame [Japans 12 Originalburgen]

66 Meter klingt nicht hoch für einen Berg. Bis man ihn selbst hinauf muss und der Hang so steil ist wie der mikaeri zaka, der hinauf führt zur Burg Marugame. Angesiedelt auf dem einzigen Hügel in einer großen Ebene brauchte es nicht mehr Höhe, um eine phänomenale Aussicht aufs Umland und somit potentiell anrückende Feinde zu gewähren. Der kleine Bergfried, befestigt mit riesigen Steinwällen und umgeben vom ausschweifenden Kaneyama-Park, ist einer der letzten zwölf im Original erhaltenen Burgtürme Japans. Seine Geschichte ist verwoben mit Umwälzungen, halbnackten Baumeistern und einem Menschenopfer.

Blick über Marugame und die Seto-Binnensee bei phänomenalem Abendhimmel.
Blick über Marugame und die Seto-Binnensee bei phänomenalem Abendhimmel.

Shikokus älteste Burg

Nicht nur gehört der Hauptturm des Marugame-jō (丸亀城) zu den wenigen in Japan, die noch aus der Edo-Zeit (1603–1868) stammen. Auch handelt es sich um den ältesten von Japans kleinster Hauptinsel Shikoku.

Der Bau wurde 1587 von Samurai-Lord Ikoma Chikamasa in Auftrag gegeben. Zehn Jahre später ging es los. Nach fünf Jahren endeten die Arbeiten an der Festung, doch wie so oft in der japanischen Geschichte, sollte sie nicht lange überdauern.

Der Hauptturm der Burg Marugame ist klein, war durch die erhöhte Lage aber ausreichend, um seinen Zweck zu erfüllen.
Der Hauptturm der Burg Marugame ist klein, war durch die erhöhte Lage aber ausreichend, um seinen Zweck zu erfüllen.

In der Regel fielen Burgen Naturkatastrophen oder Bränden zum Opfer, doch manchmal gab es auch bürokratische Gründe für den Abriss einer Burg. So auch in Marugame. Ein Gesetz im Jahr 1615 besagte, dass es pro Region nur eine Festung geben durfte. In der Sanuki-Provinz standen gab es mit Marugame zwei, also entschied man sich, letztere wieder abzubauen. Nach gerade einmal 13 Jahren.

„shachihoko“-Fische zieren das dach der Burg Marugame und sollen diese vor Bränden beschützen.
shachihoko-Fische zieren das dach der Burg Marugame und sollen diese vor Bränden beschützen.

Als 1641 Yamazaki Ieharu das Teilgebiet West-Sanuki zugesprochen wurde, ließ er die Burg ein weiteres Mal errichten. Dieses Mal dauerten die Bauarbeiten fast 20 Jahre, doch 1660 erstrahlte der Hauptturm in neuem Glanz. Das Ote-mon-Tor folgte zehn Jahre später. Beides kannst du bis heute in Marugame bewundern. Natürlich wurden die Gebäude dazwischen mehrfach restauriert, der Bergfried im großen Still Mitte des 20. jahrhunderts.

Japans höchste Burgmauer

Blick von einem der Tore hinauf zum Burgturm. Der ganze Hang ist von den imposanten Steinwällen gesäumt.
Blick von einem der Tore hinauf zum Burgturm. Der ganze Hang ist von den imposanten Steinwällen gesäumt.

Zugegeben, der Hauptturm ist nicht gerade groß. Aber umso imposanter sind die gigantischen Steinwälle, welche die Festung umgeben. Es handelt sich um die höchste Burgmauer in ganz Japan. Stehst du am Fuße der Umrandung, scheinen die Wälle bis in den Himmel zu reichen.

Entworfen wurden sie von Baumeister Hasaka Juzaburō, der bekannt dafür war, den ganzen Tag nur mit einem Lendenschurz bekleidet zu arbeiten. Als der Feudalherr bei Abschluss der Konstruktion zufrieden feststellte, dass niemand diese Mauern erklimmen könne, lachte Juzaburō und behauptete, dass dies für ihn kein problem sei. Schließlich habe er sie erbaut und kannte jeden einzelnen Stein. Sein Herr befahl ihm, dies zu beweisen. Juzaburō tat wie ihm geheißen und kletterte hinauf.

Du kannst dir vorstellen, dass dem Samurai-Lord der Schweiß ausbrach. Wenn der Baumeister die Mauern überwinden konnte, dann auch andere. Vor allem, falls dieser das Geheimnis der Mauern ausplaudern sollte. Also wurde Juzaburō unter einem Vorwand in einem Brunnen gelockt und mit einem Stein erschlagen. Der Ninomaru-Brunnen, wo der Mord sich ereignet haben soll, steht bis heute.

Der Bergfried (auf Japanisch „tenshu“) der Burg Marugame in voller Pracht.
Der Bergfried (auf Japanisch „tenshu“) der Burg Marugame in voller Pracht.

Ein Menschenopfer gegen Regen

In einem früheren Artikel zur Burg Ōzu habe ich schon einmal erzählt, dass es in Japan vorkam, dass Menschen für schwierige Bauprojekte geopfert wurden. Vor allem, wenn Wasser involviert war. In Ōzu gestaltetens ich die Arbeiten schwierig, da die Festung an einem Fluss steht. In Marugame soll sich die Geschichte während einer starken Regennacht ereignet haben. Angeblich schnappten sich die Bauarbeiter einen Tofuhändler, der abends seine Runden drehte, und begruben ihn bei lebendigem Leib. Man munkelt, dass man bis heute in Regennächten sein Klagen hören kann.

Wir werden nie erfahren, ob die Legenden, die sich um Burg marugame ranken, wahr sind. Doch sie machen die Geschichte rund um die kleine Festung mit ihren imposanten Mauern und der sagenhaften Aussicht etwas lebendiger.

Interessierst du dich für japanische Burgen und die Geschichte dahinter?

Viele Besucher schreiben ihre Wünsche auf Bambusstreifen und hängen diese an einem Gestell neben der Burg auf.

Quellen und weiterführende Links

Love Marugame: Marugame Castle Flyer
Jcastle: Marugame Castle
Matcha: See Impressive Stone Walls At Marugame Castle, Kagawa
JapanTravel: Marugame Castle


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