gefaltete Kraniche zu Füßen einer Sadako-Sasaki-Statue in Hiroshima.

Auf den Spuren der Atombombe – 5 historisch relevante Orte in Hiroshima

Jedes Jahr im August jähren sich die schrecklichen Atombombenabwürfe auf Nagasaki und Hiroshima. Besuchst du bei deiner Japanreise die beiden Orte und befindest dich nicht gerade im jeweiligen Friedenspark oder Friedensmuseum, ist auf den ersten Blick nicht erkenntlich, welche Tragödie sich hier vor 76 Jahren ereignet hat. Es sind moderne Großstädte voller Leben und mit einer guten Atmosphäre. Dennoch finden sich an einigen Stellen immer noch Hinweise auf die Ereignisse des 06. und 08. Augusts 1945. Heute möchte ich dich an einige historische Schauplätze in Hiroshima mitnehmen, die sich mir besonders eingeprägt haben.

1. Atombomben-Kuppel

Trauriges Mahnmal: der Genbaku Dome, das einzige Gebäude, das im Hypozentrum der Atombombenexplosion in Hiroshima stehen blieb.
Trauriges Mahnmal: der Genbaku Dome, das einzige Gebäude, das in der Nähe des Hypozentrums der Atombombenexplosion in Hiroshima stehen blieb.

Ganz klar! Die Atombomben-Kuppel, die offiziell als „Friedensdenkmal von Hiroshima“ bezeichnet wird, steht im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit. Das Gebäude befand sich fast direkt unterhalb der Detonationsstelle und blieb als mahnendes Gerippe erhalten.

Die Ruine ist Teil des Friedensparks und schon von Weitem zu sehen. Während die meisten anderen Denkmäler und das Friedensmuseum im Nachhinein erschaffene Gedenkstätten sind, sticht der A-Bomb-Dome als überdauernder Zeitzeuge heraus und lässt einen nicht mehr los.

Mir geht es erst recht so, seit ich mich mit der Geschichte des Baumkuchens beschäftigt habe, und das Gebäude in meiner Vorstellung eine Hintergrundgeschichte voller Leben dadurch bekommen hat.

2. Hügel für die Seelenruhe der Atombombenopfer

Der Hügel für die Seelenruhe der Atombombenopfer im Friedenspark von Hiroshima.
Der Hügel für die Seelenruhe der Atombombenopfer im Friedenspark von Hiroshima.

Richtiggehend Schauer über den Rücken jagt mir jedes Mal das Atombomben-Hügel-Denkmal. Ich nenne es hier aus den selben Gründen wie die Atombomben-Kuppel. Es befindet sich ebenfalls im Friedenspark, hat aber im Gegensatz zu den meisten anderen Denkmälern dort einen direkten historischen Bezug zu dem Ort, wo es sich befindet. Denn der Grashügel mit einem unterirdischen Gewölbe beherbergt die Asche von schätzungsweise 70.000 unidentifizierten Opfern des Atombombenabwurfs.

In den Tagen nach der Detonation wurden die unzähligen Leichname aus der Umgebung und vor allem dem angrenzenden Motoyasu-Fluss (der unerträgliche Durst trieb viele Verstrahlte zu den Gewässern, wo sie dann verstarben) gesammelt und hier verbrannt. Unidentifiziert blieben unter anderem so viele, weil oft ganze Familien ausgelöscht wurden und es keine Hinterbliebenen gab, welche die Identität der Toten bestätigen hätten können.

Jedes Jahr veröffentlicht die Stadt Hiroshima landesweit eine Liste von Opfern, deren Namen mittlerweile ermittelt werden konnten. So haben Verwandte die Möglichkeit, die Asche zu beanspruchen.

3. Ground Zero – die Abwurfstelle

Die Gedenktafel am Hypozentrum in Hiroshima.
Die Gedenktafel am Hypozentrum in Hiroshima.

Weiter oben erwähnte ich, dass die Atombomben-Kuppel sich fast unter dem Zentrum der Detonation befand. Nachdem ich die beeindruckende Gedenkstätte am Hypozentrum von Nagasaki gesehen habe, erscheint es mir umso verwunderlicher, dass der Friedenspark von Hiroshima die exakte Abwurfstelle als Mahnmal nicht mit einschließt. Stattdessen befindet sich eine kleine Gedenktafel in einer Seitenstraße neben einem Parkhaus, etwa 200 Meter entfernt vom A-Bomb-Dome auf der anderen Seite des Motoyasu-Flusses.

Heute eine ganz normale Straße in Hiroshima. Vor über 75 Jahren detonierte 580 Meter über der braunen Gedenktafel die Atombombe "Little Boy".
Heute eine ganz normale Straße in Hiroshima. Vor über 75 Jahren detonierte 580 Meter über der braunen Gedenktafel die Atombombe „Little Boy“.

Als ich davor stand, bogen neben mir Autos ab und Einheimische gingen ihrem Alltag nach. Es ist ein antiklimaktisches Erlebnis, doch genau dadurch fand ich es irgendwie umso bedrückender und einprägsamer. Denn genau so muss es sich damals auch angefühlt haben. Eine ganz normale Stadt an einem ganz normalen Tag, und mit einem Moment war alles anders.

4. Shukkei-en-Garten

Eine Steinlaterne vor der Steinbrücke, die als einziges im Garten Shukkei-en die Detonation der Atombombe überstand.
Eine Steinlaterne vor der Steinbrücke, die als einziges im Garten Shukkei-en die Detonation der Atombombe überstand.

Der Shukkei-en ist ein japanischer Garten, der im Jahr 1620 angelegt wurde. Am Tag des Arombombenabwurfs wurde er quasi ausradiert. Nur eine steinerne Brücke und drei Bäume überstanden den Tag. Viele Verletzte flüchteten sich auf der Suche nach Wasser hierher, doch Tausende verstarben. Laut einer Gedenktafel vor Ort sind ihre Überreste im Garten beigesetzt worden.

Eine Bildtafel im Shukkei-en zeigt wie der Garten direkt nach dem Abwurf der Atombombe 1945 aussah.
Eine Bildtafel im Shukkei-en zeigt wie der Garten direkt nach dem Abwurf der Atombombe 1945 aussah.

Siehst man den Shukkei-en heute, glaubt man kaum, das am 06. August 1945 erst einmal nichts von der Anlage übrig war. Denn es ist wieder ein wunderschöner Garten entstanden, die für mich ganz viel von der Hoffnung ausstrahlt, die die Stadt Hiroshima versucht, in die Welt hinauszutragen.

5. Statue an der Shiritsu Noboricho Junior High School

Eine Statue von Sadako Sasaki in der Nähe der ehemaligen Schule des Mädchens. Papierkraniche wurden im Gedenken an ihren Füßen abgelegt.
Eine Statue von Sadako Sasaki in der Nähe der ehemaligen Schule des Mädchens. Papierkraniche wurden im Gedenken an ihren Füßen abgelegt.

Und zu guter Letzt sind da noch die origami-Kraniche. Gefaltet aus buntem Papier begegnen sie dir immer in Hiroshima immer wieder. Die kleinen Kunstwerke erinnern an das junge Mädchen Sadako Sasaki, das acht Jahre nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima an Leukämie erkrankte. Der Legende nach gewähren 1.000 gefaltete Kraniche einen Wunsch, also begann Sadako in der Hoffnung, dadurch gesund zu werden, fleißig zu falten.

Ihr Wunsch wurde leider nicht erfüllt und sie verlor den Kampf gegen den Krebs. Doch seitdem falten Kinder weltweit die kleinen origami-Vögel und schicken sie nach Nagasaki und Hiroshima als Symbol des Friedens.

Besonders bewegend fand ich es zu sehen, dass auch welche zu Füßen einer Sadako-Statue and der Shiritsu Noboricho Junior High School lagen, Sadakos ehemaliger Schule.


Sicherlich, ein Besuch dieser Orte während eines Japanurlaubs hat etwas Bedrückendes. Aber vor allem die über die Stadt verteilten Kraniche und der Shukkei-en-Garten symbolisieren für mich auch Hoffnung, dass sich etwas verändern kann und Neues entsteht. Immer verknüpft mit einem Anteil Mahnung, aber letztendlich doch Hoffnung.

Quellen und weiterführende Links

Wikipedia: Friedenspark Hiroshima
Explore Hiroshima: Hügel für die Seelenruhe der Atombombenopfer
Explore Hiroshima: Hypozentrum

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