Ein Windspiel am Ryūnomiya-Schrein außerhalb von Shimoda.

Im Sommer nach Japan: was dich wirklich erwartet

Du träumst von deiner ersten Japanreise und überlegst, ob der Sommer die richtige Zeit dafür ist? Yukata-Festivals, hanabi-Feuerwerke und an warmen Abende in einer Kneipe in Tōkyō sitzen – klingt verlockend, oder? Bevor du aber deine Flüge buchst, solltest du wissen, was dich in Japan zwischen Mai und Oktober wirklich erwartet. Denn der japanische Sommer hat es in sich. Ich verrate dir heute ehrlich und ohne Beschönigung, womit du rechnen musst – und gebe dir praktische Tipps, falls du dich dafür entscheidest, deine Reise nach Japan für den Sommer zu planen.

Wann ist in Japan überhaupt Sommer?

In Deutschland denken wir bei Sommer an Juni bis August. In Japan ist das, ähnlich wie mit dem Herbst, etwas anders. Bereits im Mai ist es wunderbar warm. Bevor dann der eigentliche Sommer beginnt, kommt die Regenzeit – tsuyu. Die dauert circa von Anfang Juni bis Mitte Juli und bringt schwül-warme Temperaturen um die 25°C mit einer Luftfeuchtigkeit, die dich ins Schwitzen bringt. Es regnet aber nicht durchgehend, sondern oft nur stundenweise. Darüber ob es sich lohnt, zur Regenzeit nach Japan zu fliegen oder nicht, findest du hier weitere Info.
Nach der tsuyu beginnt dann der echte japanische Sommer, der sich bis in den Oktober erstrecken kann. Und der hat es wirklich in sich.

Die Luftfeuchtigkeit macht alles schlimmer

Schwierig am japanischen Sommer sind nicht nur die 35°C, die das Thermometer anzeigt. Das wahre Problem ist die Luftfeuchtigkeit von 80-90%. Das bedeutet gefühlte Temperaturen von über 45°C. Ich erinnere mich, wie ich einmal dem Wetterbericht kaum glauben konnte, der „gefühlt 47°C“ ankündigte. 🫠 Du wirst schwitzen wie nie zuvor in deinem Leben. Und zwar ständig.
Ich spreche aus eigener, schmerzhafter Erfahrung: Nach fünf Wochen Japan-Sommer mit durch die Hitze ausgelösten, anhaltenden Magen-Darm-Problemen habe ich meinen Rückflug umgebucht und bin früher nach Hause. Mein Körper hat das einfach nicht mitgemacht. Aber da reagiert natürlich jeder anders und vielleicht ist es für dich überhaupt kein Problem.

Man sieht, wie k.o. ich wegen der Sommerhitze war. Da hat auch der in Japan erstandene, breitkrämpige Hut nur bedingt geholfen.
Man sieht, wie k.o. ich wegen der Sommerhitze war. Da hat auch der in Japan erstandene, breitkrämpige Hut nur bedingt geholfen.

Drinnen kalt, draußen heiß: Klimaanlagen ohne Gnade

Dazu kommt: In Japan laufen die Klimaanlagen im Sommer auf Hochtouren. Überall. In konbini, Zügen, Hotels, Restaurants – einfach überall ist es eiskalt. Du wechselst ständig zwischen 45°C gefühlter Temperatur draußen und 18°C drinnen. Pack also unbedingt eine leichte Jacke oder einen Cardigan ein, sonst erkältest du dich noch bei 35°C Außentemperatur.

Bonustipp: Einige Zugwaggons haben die Kennzeichnung „midly air-conditioned“, dort ist es dann nicht ganz so frostig.

Über Mittag mit kalten Nudeln auf dem klimatisierten Hotelzimmer.
Über Mittag mit kalten Nudeln auf dem klimatisierten Hotelzimmer.

Früh aufstehen wird zur Überlebensstrategie

Du bist im urlaub ein Langschläfer? Dann ist der japanische Sommer auch nicht die beste Wahl für dich, denn ab 9 Uhr wird es draußen unerträglich. Das bedeutet: Tempel und Schreine am frühen Morgen, dann Mittagspause in klimatisierten Räumen und erst am späteren Nachmittag wieder raus.
Leider kann man nicht alles auf den späten Nachmittag und Abend verlagern, weil viele Sehenswürdigkeiten, vor allem Tempel schon gegen 16:00 oder 17:00 Uhr die Schotten dicht machen.

Von den Japanern lernen: Hitze-Strategien aus dem konbini-Regal

Die Drogerien bieten im Sommer eine ganze Palette an produkten, um die Hitze besser zu überstehen.
Die Drogerien bieten im Sommer eine ganze Palette an produkten, um die Hitze besser zu überstehen.

In konbini und Drogerien findest du alles, was gegen die Sommerhitze hilft:

  • Cooling Towels – feuchte Handtücher, die beim Verdunsten kühlen (finde ich für Touristen besser als die Kühlringe für den Nacken, weil man im hotel meist kein Eisfach zur verfügung hat)
  • Tragbare Ventilatoren für unterwegs
  • Kühl-Sprays und -Tücher für zwischendurch, kühle die Haut durch Menthol (nicht ind er Nähe der Augen verwenden, da es brennt, oder kurz bevor du einen klimatisierten Raum betrittst, sonst fühlst es sich eisig an)
  • Spezielle Sonnencreme mit LSF 50+ (mein persönlicher Favorit*, gibt’s mittlerweile auch bei uns, kaufe ich aber immer auf Vorrat in Japan)

Die Japaner wissen, wie man mit ihrer Hitze umgeht. Schau dir ein bisschen ab, was sie machen.

Noch mehr zum Sonnenschutz in Japan kannst du hier lesen.

In den Sommermonaten gibt es in Japan eine große Auswahl an tragbaren Ventilatoren zu kaufen.
In den Sommermonaten gibt es in Japan eine große Auswahl an tragbaren Ventilatoren zu kaufen.

Die Soundtrack deines Japan-Sommers: Zikaden

Miiiin miiiin miiiin – dieses ohrenbetäubende Zirpen begleitet dich überall. Selbst am Fiughafen wirst du mit damit begrüßt. Besonders laut wird es in Parks, an Schreinen und überall, wo Bäume stehen. Die Zikaden sind so laut, dass du dich erst daran gewöhnen musst. Aber keine Sorge: Nach ein paar Tagen gehört es einfach dazu. Für mich als alte Animeguckerin ist es einer der authentischen Japan-Sommer-Sounds.

Jetzt kommen die schönen Seiten: matsuri-Zeit!

Trotz aller Herausforderungen hat der japanische Sommer auch seine magischen Momente. Jetzt finden nämlich die schönsten Sommerfeste statt: Zum Beispiel tanabata mit seinen bunten Bambusdekorationen, obon mit den Laternen für die Ahnen, die Awa odori– und Yosakoi-Tanzfestivals und überall hanabi – spektakuläre Feuerwerke.

Im Sommer finden viele Lichterfeste statt. Zum Beispiel das Asakusa Tōrō Nagoshi, bei dem Laternen am Sumida-Fluss im Wasser schwimmen.
Im Sommer finden viele Lichterfeste statt. Zum Beispiel das Asakusa Tōrō Nagoshi, bei dem Laternen am Sumida-Fluss im Wasser schwimmen.

Das ist auch die perfekte Zeit, um yukata zu tragen – den leichten Sommerkimono. In Kaufhäusern und Spezialgeschäften gibt es Komplettsets inklusive Gürtel in wunderschönen Sommermustern. Bei den Festivals siehst du Japaner jeden Alters in den traditionellen Gewändern. Ein unvergessliches Erlebnis.

Sommer-Traditionen entdecken: furin und kakigōri

Das wichtigste Schriftzeichen, um den Sommer zu überleben (wenn auch hier spiegelverkehrt): das für Eis.
Das wichtigste Schriftzeichen, um den Sommer zu überleben (wenn auch hier spiegelverkehrt): das für Eis.

Der japanische Sommer bringt auch kulturelle Schätze mit sich, die du sonst nicht erleben kannst. Furin – kleine Windspiele aus Glas – hängen vor Häusern und Geschäften und sollen durch ihr sanftes Klingeln ein Gefühl der Abkühlung vermitteln. Sie sind übrigens auch eins chönes Souvenir. Kakigōri – geschabtes Eis mit bunten Sirupen – gibt es an jeder Ecke.
Auch Wassermelone ist jetzt überall zu finden und gehört zum japanischen Sommer wie Glühwein zum deutschen Winter.

Flucht in die Berge: Deine Rettung vor der Stadthitze

Am besten flüchtet man sich im Sommer an Orte mit viel Grün und Wasser.
Am besten flüchtet man sich im Sommer an Orte mit viel Grün und Wasser.

Mein Tipp für den Japan-Sommer: Fahr in die Berge oder an Seen. Hakone, Nikkō, Fujikawaguchiko, Kamikōchi – alles, was höher liegt oder am Wasser ist, bringt dir bis zu 5-10°C weniger. Das kann den Unterschied zwischen erträglich und unerträglich ausmachen.
In den Bergen findest du außerdem die beste Erholung vom Trubel der Großstadt und kannst die wunderschöne Natur Japans genießen.

Timing beachten

Beim o-bon Fest im August gedenken die Japaner ihren Ahnen, unter anderem mit vielen leuchtenden Papierlaternen. (Foto: Atul Vinayak auf Unsplash https://unsplash.com/photos/BkhQelOvCUQ)
Beim o-bon Fest im August gedenken die Japaner ihren Ahnen, unter anderem mit vielen leuchtenden Papierlaternen. (Foto: Atul Vinayak, Unsplash)

Mitte August ist obon – eines der wichtigsten Familienfeste in Japan. Dann fahren alle Japaner zu ihren Familien, die Züge sind überfüllt und Hotels ausgebucht. Wenn du im Sommer nach Japan willst, plane diese Zeit entweder sehr früh oder meide sie komplett. So sparst du dir eine Menge Stress.

Mein ehrliches Fazit

„Abkühlung“ am Meer. Das Wasser hatte Badewannentemperatur.
„Abkühlung“ am Meer. Das Wasser hatte Badewannentemperatur.

Kann man im Sommer nach Japan reisen? Ja, zur Not geht das. Würde ich es empfehlen? Ehrlich gesagt: nein. Besonders nicht für die erste Japanreise und schon gar nicht mit Kindern. Die Kombination aus extremer Hitze und Luftfeuchtigkeit ist einfach belastend. Du verbringst mehr Zeit damit, vor der Hitze zu fliehen, als Japan zu erkunden.
Falls du trotzdem im Sommer fahren musst: Plane weniger, bewege dich langsamer und höre auf deinen Körper. Japan ist auch bei 40°C wunderschön – aber du wirst es anders erleben als zu den angenehmeren Jahreszeiten.

Warst du schon mal im Sommer in Japan? Erzähl mir gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen – besonders, wenn du noch andere Strategien gegen die Hitze gefunden hast.


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6 Kommentare zu “Im Sommer nach Japan: was dich wirklich erwartet

  1. Uta Bergmann

    Liebe Elisa,
    vielen Dank für Deine Berichte.
    Ich war heuer in den ersten zwei August Wochen in Japan. Das erste Mal.
    Einer meiner schönsten Urlaube und ich komme wieder. Aber nie mehr im Sommer. Die Hitze bzw. die Luftfeuchtigkeit ist schon einzigartig dort.
    Was mir aufgefallen ist, viele Japaner hatten mit der Hitze ziemlich zu kämpfen und haben sehr geschwitzt.
    Schönen Sonntag
    Liebe Grüße Uta

    • Liebe Uta,
      ich kann es dir sehr nachfühlen. Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, werde auch ich nicht mehr im Sommer nach Japan fliegen. Wegen vieler Aspekte finde ich das schade, aber meine Gesundheit geht vor.

      Was du zu den Japanern selbst beschreibst … grundlegend ist es tatsächlich biologisch so, dass Japaner eigentlich weniger schwitzen und der Schweiß sogar weniger riecht. Deshalb gibt es in Japan auch nur recht schwachbrüstiges Deo zu kaufen und ich empfehle jedem, genug Deo von zu Hause mitzubringen. Die letzten Jahre schlägt der Klimawandel jedoch gnadenlos zu und Japan hat den dritten Sommer in Folge einen Hitzerekord aufgestellt. Ich meine im August 2025 lag die Temperatur mehr als 2,5 Grad über dem Durchschnitt. Bei 35 plus Grad jeden Tag, rackern sich auch weniger Schweißdrüsen ab, wie sie können.

      Mittlerweile ist es sogar so warm, dass die Krankenhäuser aus allen Nähten platzen wegen Patienten mit Hitzschlag. Also lieber zu kühleren Zeiten nach Japan :)

  2. Koni E. Voegeli

    Habe über 30 Jahre in Japan gelebt, studiert und gearbeitet! In den 70er, 80er und 90er Jahre was es auch für Gaijins verpflichtend in (möglichst leichten) dunkeln Business-Suits der Arbeit nachzugehen—besonders wenn man sich in den bekannten Business-Centers, wie z.B. Marunouchi, bewegte….. Mit der Zeit hat man sich an die durchschwitzten Kleider gewöhnt! Übrigens, Japaner schwitzen viel weniger als die meisten Gaijins, dies da sie über viel weniger Schweissdrüsen ‚verfügen‘!

    • Das stimmt. Deshalb auch die schwachbrüstigen Deos 🙈

      Aber das stelle ich mir schon hart vor, wenn man klamottentechnisch gar nicht ausweichen konnte.

  3. Andrea Dorn

    Hallo liebe Elisa, vielen Dank für deine so informativen, interessanten und humorvollen Themen/Geschichten über Japan. Ich freue mich immer sehr darüber. An einer Reise im Herbst wäre ich schon interessiert doch scheut mich die lange Flugreise. Wollte dir einfach mal schreiben.
    Viele Grüße Andrea

    • Liebe Andrea,
      vielen Dank für deine lieben Worte.
      Ich kann das gut nachfühlen, der lange Flug macht wirklich nicht sonderlich Spaß. Vielleicht kannst du dich dennoch eines Tages dazu aufraffen.

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