Neu im Programm von Manga Cult sind die beiden Serien „Mushishi“ und „Blue Period“, die thematisch nicht unterschiedlicher sein könnten. Während „Mushishi“ dich in mythisch, animistische Gefilde entführt, wie sie nur aus dem engen Verhältnis der Japaner und der wilden Natur dort entstehen können, widmet sich Blue Period einem Oberschüler, der eigentlich viel zu spät das Malen für dich entdeckt, um noch eine realistische Chance zu haben, an einer Kunstuni aufgenommen zu werden.
Die Bücher wurden mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Mushishi
In unserer Welt gibt es noch viel mehr Lebewesen, als die meisten von uns mit bloßem Augen sehen können. Neben Menschen, Pflanzen und Tieren sind da noch die Mushi, die nichts von all dem und doch alles gleichzeitig sind. Weder tot noch lebendig, weder ersichtlich gut noch böse, kommt es dennoch vor, dass sie den Menschen Probleme bereiten.
Ginko ist ein sogenannter Mushishi, der versucht die Wesen zu studieren und immer dann hilft, wenn sich die Welt der Menschen und Mushi zu nah gekommen sind und Schaden dadurch entsteht.
„Mushishi“ von Yuki Urushibara ist mir seit sage und schreibe 15 Jahren ein Begriff. 2005 produzierte Studio Artland eine 26-teilige Animeserie, auf die 2014 eine weitere folgte. Manga Cult bringt nun endlich auch den Manga nach Deutschland. Und das in einer sogenannten „Perfect Edition“ auf wundervollem Papier und mit Farbseiten in der Mitte. Leider schlägt diese auch mit happigen 15,00 € zu Buche.
„Mushishi“ und ich, das ist eine Hassliebe. Denn die Geschichte, die hier erzählt wird, kann so nur aus Japan kommen. Der Volksglauben an Geister und Dämonen, die unter Umständen auch Krankheiten verursachen können, ist dort tief in der Kultur verwurzelt (sie auch das wundervolle „Tante NonNon“). Und alles, was so ursprünglich japanisch ist, lässt mein Herz höher schlagen. Gleichzeitig bin ich eine zarte Pflanze und ähnlich wie „Aposimz“ löst die Serie bei mir unangenehme Schauer über den Rücken aus. Die Vorstellung, dass wir von kreuchenden, fleuchenden Wesen umgeben sind, die sich gerne mal im eigenen Körper einnisten, löst bei mir die blanke Panik aus.
Wenn du mit diesem Gruselfaktor besser umgehen kannst als ich, solltest du unbedingt einen Blick auf die episodenhaft erzählten Geschichten um den Reisenden Ginko werfen. Selten ist ein Eintauchen in die animistischen Vorstellungen der Japaner besser möglich als durch diese Mangareihe.
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Blue Period
Yatora ist im zweiten Jahr der Oberschule und soll sich langsam dafür entscheiden, was er später einmal werden will. Aktuell verbringt er seine Freizeit am liebsten rauchend und trinkend mit seinen Kumpels. Dennoch lernt er auch viel, um etwas solides studieren zu können. Was das sein könnte, weiß er allerdings nicht. Denn weder seine Freizeitgestaltung, noch das viele Lernen erfüllen ihn.
Eines Tages kommt er zufällig mit dem Kunstclub an seiner Schule in Kontakt. Zum ersten Mal versucht er die Art und Weise, wie er die Welt sieht, in einem Bild auszudrücken, das Shibuya am frühen Morgen ganz in Blau zeigt. Dafür erntet er überraschend viel Lob, sowohl von der Lehrerin, als auch von seinen Kumpels.
In Yatora macht sich das Gefühl breit, dass er zum ersten Mal verstanden wurde. Erst etwas widerwillig, doch dann voller Eifer tritt er dem Kunstclub bei. Und trifft eine folgenschwere Entscheidung für seine Zukunft: er möchte Kunst studieren.
Tsubasa Yamaguchis Manga „Blue Period“ verspricht ab Seite eins, anders zu werden als andere Serien dieser Art. Der Protagonist Yatora ist ist tiefsinnig. Das Leben, das er führt, wird nicht mit einer Schwarz-Weiß-Denke dargestellt. Er mag die Dinge, die er tut. Gleichzeitig hinterfragt er sie stark, was ich als eine sehr erwachsene und realistische Darstellung eines Jugendlichen in seinem Alter empfand.
Kunst und Malerei spielen selbstverständlich eine große Rolle in „Blue Period“ und finden einen interessanten Eingang in den Manga. Zum einen werden Themen wie Perspektive oder unterschiedliche Maltechniken gezielt in den Fokus genommen und wichtige Fakten dazu erklärt. Ein Muster, das ich in vielen Serien der letzten Zeit festgestellt habe (Golden Kamuy, Laid-Back Camp). Zum anderen verändert sich der Zeichenstil des Mangas immer wieder hin zu einer künstlerischen Darstellung, weg von den klaren Linien, die einen Manga sonst ausmachen. Bei diesen Seiten bedauere ich, dass Manga in der Regel nicht in Farbe sind.
Und dann sind da noch die Kunstwerke, die in der Geschichte vorkommen, die tatsächlich von unterschiedlichen Schülern gezeichnet wurden. Jeder, der ein Bild zum Manga beigetragen hat, wird im Anhang namentlich erwähnt und sein Werk noch einmal in klein gezeigt.
„Blue Period“ Band 1 hatte mich sehr schnell gefesselt und dann am Ende doch ein klein wenig enttäuscht zurück gelassen. Denn bei aller Andersartigkeit greifen dann doch wieder die üblichen Mechanismen, die sich in diesem Manga-Genre immer wieder finden lassen: Yatora ist nur der Normalo, der für seinen Traum kämpft, während er Genies begegnet, die alles auf Anhieb zu können scheinen. Dabei finde ich persönlich es recht unrealistisch, dass er selbst zum ersten mal mit Ölfarben zeichnet (im Manga wird noch erwähnt, dass man eigentlich ein Jahr braucht, um sich an neue Technik zu gewöhnen), doch er fabriziert sofort ein annehmbares Bild, das unter dem der anderen Kunstuni-Anwärtern zumindest nicht negativ heraussticht. Na, wer ist hier das Genie?
Aber, es wäre zu viel verlangt zu erwarten, dass Tsubasa Yamaguchi mit „Blue Period“ das Manga-Rad neu erfindet. Eigentlich kann es mir ja egal sein, ob Yatoru nun ähnlich wie die Protagonisten bei „Captain Tsubasa“ oder „Prince of Tennis“ ein Genie in seinem Bereich ist, oder wie bei „Baby Steps“ erst Stück für Stück von der Pike auf lernen muss. Es macht Spaß, der Entwicklung zuzusehen und inspiriert, selbst den Leidenschaften zu frönen und richtig gut in etwas zu werden. Ich freue mich aufs Weiterlesen.
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