Die Froschstatue am Eingang der Nawate-dōri-Einkaufsstraße.

Matsumoto Guide: Japans Alpenstadt mit Krähenburg und Froschstraße

Auf dem Weg vom Bahnhof in die Innenstadt von Matsumoto kann man schon erahnen, dass es hier abends lebendig zugeht. Kneipen und Restaurants reihen sich aneinander. Jetzt am späten Vormittag ist aber nicht viel los. Ein paar Geschäftsleute drängen sich in die günstigen Gyūdon-Ketten, ein Izakaya wird gerade mit frischem Fleisch und Gemüse beliefert. Der Tourismus spielt sich größtenteils um das Wahrzeichen der Stadt ab: die schwarze Krähenburg.

Aktuell schlägt mein Herz besonders für die japanischen Alpen. Vielleicht, weil hier die Uhren noch etwas langsamer ticken, die Städte nicht ganz so überlaufen sind, sich alles kleiner und weiter zugleich anfühlt.

Matsumoto ist ein guter Ort, um für ein paar Tage während einer Japanreise zu bleiben. Eingebettet in die Berge zwischen Nagano und dem Kiso-Tal, hat Matsumoto alles, um entspannt die Tage zu füllen, ohne den teils überbordenden Großstadtrubel der Metropolen. Außerdem ist sie ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung, zum Beispiel nach Narai, Kamakōchi oder zur Daio Wasabi Farm.

Anfang April lassen sich an der Burg von Matsumoto die ersten Kirschblüten sehen.
Anfang April lassen sich an der Burg von Matsumoto die ersten Kirschblüten sehen.

Matsumoto – Stadt in den Bergen mit Geschichte

Heute ist Matsumoto die zweitgrößte Stadt der Präfektur Nagano. Früher galt sie als Hauptstadt der Region Shinano oder Shinshū, wie man die Gegend historisch nannte. Als wichtiger Verkehrsknotenpunkt kontrollierte Matsumoto schon seit Jahrhunderten die Handelsrouten zwischen der Kantō-Ebene und der Westküste Japans.

Der Bau der Burg rund um 1600 festigte die wichtige Position des Orts mitten in den Alpen. Wichtige Samurai siedelten sich rund um die Festung an, ein paar wenige Residenzen sind bis heute erhalten geblieben. Die Stadt profitierte als militärisch relevanter Stützpunkt noch mehr vom Durchgangsverkehr und entwickelte sich zu einem bedeutenden regionalen Handelszentrum.

Mit der Meiji-Restauration 1868 wandelte sich Matsumoto von einer Burgstadt zu einem modernen Verwaltungszentrum. Die Seidenproduktion brachte der Region Wohlstand – ein Erbe, das du heute noch in Nakamachi sehen kannst.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Matsumoto

Hauptsehenswürdigkeit von Matsumoto ist eindeutig die schwarze Krähenburg. Sie sollte als Erstes auf deiner Liste stehen. In fußläufiger Nähe befinden sich die nostalgischen Bummelstraßen Nakamachi und Nawate-dōri sowie der Yohashira-Schrein und einige der Museen. Es wird ein gemütlicher Tag in Matsumoto.

Burg Matsumoto

Berühmter Blick auf die Burg von Matsumoto.
Berühmter Blick auf die Burg von Matsumoto.

Erbaut zwischen 1592 und 1614, nennt sich die schwarze Festung inmitten der Stadt Krähenburg. Entgegen vieler anderer Burgen ist sie im Original erhalten und steht in der Ebene statt auf einem Hügel. Sie war mehr Verwaltungssitz als Kriegsfeste und hat sogar einen Anbau, der einzig dem Zweck diente, von dort aus den Mond zu betrachten.

Rund um die Burg befindet sich ein breiter Burggraben, in dem sich der Bau herrlich widerspiegelt. Liebstes Fotomotiv ist die Burg inklusive einer roten Holzbrücke, die gerade frisch renoviert wurde.

Aussicht vom Burgturm in Matsumoto auf das umliegende Alpenpanorama.
Aussicht vom Burgturm in Matsumoto auf das umliegende Alpenpanorama.

Im Inneren siehst du die Original-Holzkonstruktion und kletterst steile Treppen hinauf. Eine kleine Ausstellung erzählt von der Zeit, in der aus dem Westen die ersten Schusswaffen importiert wurden, und deren Einfluss auf den Verlauf der Geschichte der Samurai.
Noch mehr zur Burg liest du in diesem Artikel.

Eintritt: 1.300 Yen (1.200 Yen bei Onlinekauf)

Nakamachi + Nawate Street

Die Nawate Street vom anderen Flußufer aus gesehen mit herrlichem Herbstlaub.
Die Nawate Street vom anderen Flußufer aus gesehen mit herrlichem Herbstlaub.

Fußläufig von der Burg Matsumoto entfernt verlaufen entlang des Metoba-Flusses parallel zueinander Nakamachi und die Nawate-dōri-Einkaufsstraße.

In Nakamchi, dem alten Händlerviertel, kannst du viele traditionelle Lagerhäuser (sogenannte kura) mit ihren weiß getünchten, dicken Wänden und „Fachwerk“-Muster sehen. Obwohl die Straße wie ein Museum anmutet, sind die kura ganz normal bewohnt. Manche beherbergen kleine Geschäfte, Einkehrmöglichkeiten oder auch traditionelle Gasthäuser (ryokan).

Der Eingang zur Nawate-dōri, auch Froschstraße genannt.
Der Eingang zur Nawate-dōri, auch Froschstraße genannt.
In der Nawate-dōri gibt es einige nette Geschäfte mit Krimskrams.
In der Nawate-dōri gibt es einige nette Geschäfte mit Krimskrams.

Im Gegensatz dazu hat die Nawate Street Läden und Restaurants in kleinen Holzhäusern. Am Eingang begrüßt dich eine riesige Froschstatue und auch entlang der Straße stehen immer wieder kleinere Frösche. Das hat mit dem angrenzenden Yohashira-Schrein und dem Wortspiel zu tun, dass die Aussprache für „Frosch“ und „zurückkehren“ im Japanischen die gleiche ist: kaeru. Man besuchte also den Schrein und ging entlang der Nawate-dōri zurück, die somit zur „Froschstraße“ wurde.

Yohashira-Schrein

Der Yohashira-Schrein ist Heimat einer ganzen Horde Tauben. Und lockt auch jede Menge Menschen an, die hier um die Erfüllung ihrer Wünsche beten.
Der Yohashira-Schrein ist Heimat einer ganzen Horde Tauben. Und lockt auch jede Menge Menschen an, die hier um die Erfüllung ihrer Wünsche beten.

Dieser besondere shintō-Schrein entstand 1879 anlässlich eines Besuchs des Meiji-Kaisers in Matsumoto. Sein Name bedeutet so viel wie „Schrein der vier Säulen“ und geht darauf zurück, dass hier nicht wie sonst üblich nur ein kami, sondern gleich vier verehrt werden. Und noch dazu vier sehr wichtige in der japanischen Mythologie, unter anderem die Sonnengöttin Amaterasu.

So gilt der Schrein bis heute als besonderer Ort, an dem Wünsche erfüllt werden. Das hat sich sogar bei den Tauben herumgesprochen, die zu Hunderten das Gelände bewohnen. Vor allem im Herbst, wenn sich die Blätter der Bäume rot färben, hat der Yohashira-Schrein eine besonders schöne Atmosphäre.

Museen im Überfluss

Das eindrucksvolle Mobile aus lauter „temari“-bällen im Foyer das Matsumoto City Museums.
Das eindrucksvolle Mobile aus lauter „temari“-bällen im Foyer das Matsumoto City Museums.

In Matsumoto befinden sich gleich mehrere empfehlenswerte Museen. Je nach Interesse kannst du eines oder mehrere in deine Reiseplanung aufnehmen. Die wichtigsten sind:

Matsumoto City Museum
Das Matsumoto City Museum zeigt Dioramen und Ausstellungsstücke zur Geschichte der Stadt. Besonders gut gefällt mir das gigantische Mobile im Eingangsbereich mit vielen bunten temari-Bällen.
Eintritt: 500 Yen

Japan Ukiyo-e Museum
Über 100.000 Holzblock-Drucke hat die Familie Sakai über Generationen hinweg gesammelt. Darunter befinden sich natürlich auch Werke der ganz Großen wie Hiroshige oder Hokusai.
Eintritt: 1.000 Yen

Time Piece Museum
Wenn du ein Herz für Uhren hast, ist das Time Piece Museum genau das Richtige für dich. Schon von außen sieht der Bau dank eines gigantischen Pendels in der Fassade (die größte Pendeluhr Japans!) spektakulär aus.
Eintritt: 310 Yen

City Art Museum
Yayoi Kusama, die Künstlerin der Punkte und Kürbisse, stammt aus Matsumoto. Deshalb widmet das City Art Museum ihr einen ganzen Teil seiner Kunstausstellung. Schon von außen siehst du dank einer Tulpenskulptur im typischen Yayoi-Kusama-Stil, dass du hier richtig bist.
Eintritt: 800 Yen (700 Yen bei Onlinekauf)

Kaichi-Schulmuseum
Die Kaichi-Schule war eine der ersten Japans. Sie wurde nach ausschweifenden Bildungsreformen während der Meiji-Zeit eröffnet und vereint westliche wie japanische Architekturelemente.
Eintritt: 700 Yen

Lokale Spezialitäten in Matsumoto

Die Alpenstadt hat einige regionale Spezialitäten, nach denen du bei deiner Japanreise die Augen offenhalten kannst.

Shinshū-Miso
Rund um Matsumoto und Nagano gibt es das besonders leckere Shinshū-Miso. Shinshū ist hier ein Synonym für Shinano, also die alte Regionsbezeichnung. Auf meiner persönlichen Miso-Topliste rankt das aus Shinshū gleich auf dem zweiten Platz nach einem, das ich in Yamanouchi gekauft hatte.

Soba
Die ganze Präfektur Nagano ist bekannt für ihre leckeren, handgemachten Buchweizennudeln. Im Gegensatz zu Weizennudeln haben sie einen nussig-kernigen Geschmack. Vor allem, wenn sie dir als Shinshū-Miso-Soba (oder auch Ramen) begegnen, unbedingt probieren.

Sanzoku-yaki
Karaage oder Famichiki hast du während deiner Reise sicher schon probiert. Nun ist es Zeit für Sanzoku-yaki. Hierfür wird Hühnerfleisch zunächst in Sojasoße mit Knoblauch mariniert, bevor es paniert und frittiert wird. Das macht das Fleisch supersaftig und hat seinen ganz eignen Geschmack.

Basashi
Wenn rohes Pferdefleisch dein Ding ist, ist Matsumoto eine der Städte in Japan, die sich darauf spezialisiert hat.

Meine persönlichen Tipps

1. Mache die Burg gleich morgens als Erstes. Später kommen die Reisebusse und du musst schon mal eine Stunde anstehen. Reserviere am besten Tickets vorab online. Es gibt am Eingang und in dem Geschäft auf dem Burggelände mehrere Stempel und ein go-jōin (eine Kalligrafie, deren Design an die Einträge ins Pilgerbuch angelehnt ist).

2. Übersehe auf oberster Ebene der Burg nicht den kleinen Schrein im Dachgiebel. Er ehrt Nijuroku-yashin, die Göttin der 26. Nacht, die einem Wachmann im Jahr 1618 erschien und versprach, die Burg zu beschützen, wenn ihr jeden Monat in der 26. Nacht 500 kg Reis gespendet würden.

Nicht übersehen: Ganz oben im Burgturm versteckt sich der Schrein der Göttin der 26. Nacht.
Nicht übersehen: Ganz oben im Burgturm versteckt sich der Schrein der Göttin der 26. Nacht.

3. In den Wintermonaten wird die Burg nachts spektakulär beleuchtet. Jedes Jahr gibt es neue Motive, die auf die Wände projiziert werden.

In den Wintermonaten wird die Burg Matsumoto nach Einbruch der Dunkelheit wunderschön zu Musik beleuchtet.
In den Wintermonaten wird die Burg Matsumoto nach Einbruch der Dunkelheit wunderschön zu Musik beleuchtet.

4. Übersehe nicht die schönen, bunten temari-Bälle, die Schaufenster und Kanaldeckel zieren. In der Bäckerei Temariya (Link zu Google Maps) bekommst du sogar Baumkuchen in temari-Form.

Einer der vielen bunten Kanaldeckel von Matsumoto, der „temari“-Bälle zeigt.
Einer der vielen bunten Kanaldeckel von Matsumoto, der „temari“-Bälle zeigt.

5. Passend zu den temari-Bällen steht hier die Karakuri Dokei Dai, eine mechanische Uhr in Form eines temari, die sich immer zur vollen Stunde von 10:00 bis 20:00 Uhr öffnet und vier Minuten lang Musik spielt, zu der sich kleine Figuren bewegen.

In der großen Kugel in „temari“-Form verbirgt sich eine mechanische Spieluhr.
In der großen Kugel in „temari“-Form verbirgt sich eine mechanische Spieluhr.

6. Im Oktober in Matsumoto? Von 1. bis 3.10. findet jährlich das Butai Shinto Fest am Yohashira-Schrein statt. geschmückte Festwägen, Street Food … alles, was ein gutes matsuri braucht.

Anreise: So kommst du nach Matsumoto

Von Nagano aus

Am einfachsten und schnellsten erreichst du Matsumoto von Nagano aus. Der Shinano Limited Express verbindet die beiden Städte in nur 50 Minuten. Die Fahrt kostet ca. 2.400 Yen (Aufpreis reservierter Platz 330 Yen). Etwas günstiger, aber dafür langsamer, geht es mit dem Regionalzug in 80 Minuten für ca. 1.200 Yen.

Von Tōkyō aus

Wenn du aus der Hauptstadt kommst, hast du zwei Möglichkeiten, mit dem Bus nach Matsumoto zu fahren. Entweder mit dem Shinkansen nach Nagano (ca. 90 Minuten, 8.000 Yen) und dann weiter wie oben beschrieben oder mit Azusa Limited Express (ca. 2,5 h, ca. 6.650 Yen) – eine Direktverbindung, bei der du den Fuji vom Zug aus sehen kannst, wenn das Wetter mitspielt.

Ausblick auf den Fuji vom Shinano Limited Express aus auf dem Weg von Tōkyō nach Matsumoto.
Ausblick auf den Fuji vom Shinano Limited Express aus auf dem Weg von Tōkyō nach Matsumoto.

Wenn du sparen möchtest, kannst du Matsumoto ab Shinjuku auch in 3 h per Bus erreichen (ca. 4.000 Yen).

Von Takayama aus über Kamikōchi

Wenn du davor in Takayama bist und den direkten Weg nach Matsumoto nehmen möchtest, kannst du dies mit einem Wanderausflug nach Kamikōchi als Zwischenstopp verbinden. Hier liest du mehr dazu.

Übernachten in Matsumoto

Es lohnt sich wirklich, ein paar Nächte in Matsumoto zu bleiben, etwas zu entschleunigen und die erwähnten Tagesausflüge nach Narai, Kamakōchi oder zur Daio Wasabi Farm zu machen. Meine Empfehlung dafür ist das Richmond Hotel Matsumoto (Link zu Google Maps). Ebenfalls gute Erfahrungen habe ich mit dem Matsumoto Hotel Kagetsu (Link zu Google Maps) gemacht, das aber etwas altbacken daherkommt.
Anmerkung: Das sind beides Hotels, in denen ich während Touren übernachtet habe. Dementsprechend sind sie ordentlich und erschwinglich, aber nicht Luxusklasse.

Fazit

Die wunderschöne Poststadt Narai im Kiso-Tal ist im Winter fast wie ausgestorben.
Matsumoto ist perfekt, um von dort aus einen Tagesausflug in die wunderschöne Poststadt Narai im Kiso-Tal zu machen.

Nach Matsumoto zieht es mich immer und immer wieder zurück. Klar, durch die Arbeit, aber auch privat. Ich finde, die Stadt ist ein herrlicher Gegenpol zu den Neonreklamen in Tōkyō oder Ōsaka und den Massen in Kyōto. Wenn du also bei deiner Japanreise auch in die Alpen möchtest, würde ich Matsumoto als Homebase mit auf die Liste setzen.

Warst du schon einmal dort und hast noch zusätzliche Tipps? Lass gerne einen Kommentar da.

Quellen und weiterführende Links

JNTO: Matsumoto
Visit Matsumoto
A Global Life: Matsumoto Castle
Alpico: Five local foods of Matsumoto that you must try!


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