Toyokawas Stadtmaskottchen Inarin trägt eine Standarte mit dem Stadtwappen.

Japans Kanaldeckel: Toyokawa

Vielleicht findest du es vor deiner ersten Japanreise es ein bisschen komisch, wenn ich immer so stark betone, dass du doch unbedingt immer wieder einen Blick nach unten werfen sollst. Wegen der Kanaldeckel, die in Japan kleine Kunstwerke sind. Jede Stadt hat ihre eigenen Motive, die lokale Sehenswürdigkeiten, Spezialitäten, Naturmerkmale, Kunst oder sogar Figuren aus Manga und Anime zeigen. Wie viele verschiedene Gullydeckel es pro Stadt gibt, ist regional unterschiedlich. Mal sind es nur ein bis zwei Designs, manchmal ganz viele diverse zu einem Thema. So auch in der Stadt Toyokawa in der Präfektur Aichi, die stolz eine der drei wichtigsten Inari-Stätten des Landes beherbergt. Inari-Schreine und Tempel sind immer eng verbunden mit Füchsen. Dementsprechend oft begegnen dir die possierlichen Tierchen auch auf den Kanaldeckeln von Toyokawa.

Was machen die Füchse in Toyokawa?

Überall in der Innenstadt von Toyokawa sind Fuchsfiguren verteilt.
Überall in der Innenstadt von Toyokawa sind Fuchsfiguren verteilt.

Bereits am Bahnhof begrüßt dich Inarin, das Maskottchen der Stadt, das eine Mischung aus einem Fuchs und inarizushi darstellt. Diese verrückt erscheinende Kombination ist natürlich kein Zufall. Angeblich ist inarizushi – mit Reis gefüllte, süße Tofutaschen – die Leibspeise von Inari, dem Götterboten in Fuchsgestalt.

Und Inari wird auch am Myōgon-ji-Tempel (妙厳寺), besser bekannt als Toyokawa Inari, verehrt. Dass Inari eigentlich eine shintoistische Gottheit ist und eher an einem Schrein statt einem buddhistischen Tempel verehrt werden sollte, stört hier niemanden. Die Geschichte von shintō und Buddhismus ist in Japan so eng verwoben, dass früher oft unklar war, welche heilige Stätte man eigentlich vor sich hatte. Weil es keine Unterscheidung gab. Verehrt wurden Figuren aus beiden Religionen.

Unterschiedliche Fuchs-"ema"-Votivtafeln am Toyokawa-Inari-Tempel.
Unterschiedliche Fuchs-„ema“-Votivtafeln am Toyokawa-Inari-Tempel.

Der Toyokawa Inari ist jedoch eines der letzten Überbleibsel dieses Synkretismus, da zur Meiji-Zeit (1868–1912) per kaiserlichem Edikt die Trennung der beiden Glaubensrichtungen angeordnet worden war. So sind hier heute die Füchse, die es in hundertfacher Ausführung als Steinstatuen am Tempel zu bewundern gibt, eine Mischung aus shintoistischer Gottheit und buddhistischer Heiligengestalt. Und diese Fuchsverehrung spiegelt sich von Stadtmaskottchen Inarin bis hin zu Fuchsmasken, die du auf der Einkaufsstraße zum Tempel in einem Workshop selbst bemalen kannst, überall wider. Auch auf den Kanaldeckeln.

Inarin, das Stadtmaskottchen, mit Schwarzkiefer-Zweigen und Azaleen-Blüten auf einem bunten Kanaldeckel.
Inarin, das Stadtmaskottchen, mit Schwarzkiefer-Zweigen und Azaleen-Blüten auf einem bunten Kanaldeckel.

Stadtsymbole von Toyokawa und teru teru bōzu

Doch nicht nur die heiligen Füchse sind ein wiederkehrendes Motiv auf den Kanaldeckeln der Stadt Toyokawa. Auch Schwarzkiefern und japanische Zwergazaleen finden sich auf der einen oder anderen Schachtabdeckung. Dabei handelt es sich um den offiziellen Baum und die symbolische Blume der Gemeinde. Eine Zuordnung, die es für jeden japanischen Ort gibt.

Dieser Kanaldeckel zeigt den Toyokawa-Fluss mit Fisch, einen Fuchs, den Hongū-Berg und die beiden Symbole der Stadt: Schwarzkiefer und Azaleen.
Dieser Kanaldeckel zeigt den Toyokawa-Fluss mit Fisch, einen Fuchs, den Hongū-Berg und die beiden Symbole der Stadt: Schwarzkiefer und Azaleen.

Warum genau es Kanaldeckel mit teru teru bōzu-Puppen gibt, konnte ich leider nicht herausfinden. Die kleinen Figürchen, die wie kleine Geister aussehen, sollen bei Regen helfen, gutes Wetter herbeizurufen. Vielleicht sollen die Gullydeckel daran erinnern, dass die Regenzeit in Japan auch etwas kindlich fröhliches an sich haben kann.

Viele „teru teru bōzu“-Püppchen bilden umringt von Regenschirmen einen Kreis. In der Mitte des Gullydeckels steht auf japanisch das Wort „ame“ für Regen.
Viele „teru teru bōzu“-Püppchen bilden umringt von Regenschirmen einen Kreis. In der Mitte des Gullydeckels steht auf japanisch das Wort „ame“ für Regen.

Die Kanaldeckel einer jeden japanischen Stadt erzählen viel über regionale Gepflogenheiten, so auch in Toyokawa. Also Augen auf und gelegentlich nach unten, wenn du bei der Reise nach Japan einen der drei größten Inari-Tempel des Landes besuchst.

Quellen und weiterführende Links

Manhole Database: Toyokawa (jap.)
JNTO: Toyokawa-Inari-Schrein
Wikipedia: Toyokawa Inari (engl.)
Toyokawa Map (engl.)


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3 Kommentare zu “Japans Kanaldeckel: Toyokawa

  1. schnur juergen

    ich bin Architekt im Ruhestand.Seit 15 Jahren reinige und fotografiere ich in vielen Ländern Gullydeckel.Einer meiner schönsten ist aus Taiwan.Er ist farbig und zeigt den Zoo die Seilbahn und den 101 Tower.Ich würde gerne nach Japan reisen,um dort Gullydeckel zu fotografieren.Kann mir einer dabei helfen oder Tipps geben ?
    Vielen Dank Juergen Schnur.

    • Hallo Jürgen,
      wenn du Kanaldeckel magst, ist Japan wirklich dein Land.
      Wobei genau bräuchtest du Hilfe?
      Viele Grüße
      Elisa

  2. Danke für diesen und auch die anderen Artikel über japanische Kanaldeckel … sie zu fotografieren kann richtig süchtig machen ;-)
    Besonders sehenswert sind sie auch in Tsuboya, im „Töpferviertel“ von Naha auf Okinawa, dort bin ich das erste Mal – im wahrsten Sinn des Wortes – drübergestolpert.

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