Tief in den japanischen Alpen liegen mehrere Bauerndörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Steile Reetdächer, hölzerne Fassaden, dazwischen grüne Reisfelder, in deren Wasser sich der blaue Himmel spiegelt. Bei meinem ersten Besuch hatte ich das Gefühl, in einem Märchenbuch gelandet zu sein. Kein Wunder also, dass die historischen Dörfer von Shirakawa-gō und Gokayama offiziell als UNESCO Weltkulturerbe gelten.
Die Häuser sind aber nicht nur hübsch anzusehen, auch haben sie eine spannende Geschichte. Der Baustil nennt sich gasshō zukuri und bedeutet wörtlich „zum Gebet gefaltete Hände“. Damit ist die Form der Dächer gemeint, die sich so steil erheben müssen, damit sich nicht zu große Schneemassen auf ihnen bilden. Im Inneren war nur das Erdgeschoss bewohnbar, da der Rauch der offnen Feuerstelle im Wohnzimmer nach oben zog. Die höheren Etagen wurden stattdessen als Werkstätten und zur Seidenraupenzucht verwendet.
Am besten schaust du dir das alles aber während einer Japanreise selbst an. Hier ein paar Tipps und Info für deinen Besuch:

Wichtig zu wissen für einen Besuch
Bezeichnung: Shirakawa-gō und Gokayama sind Regionsbezeichnungen. Die drei Dörfer dort, die den UNESCO-Status erlangt haben heißen Ogimachi, Ainokura und Suganuma. Ogimachi ist am leichtesten erreichbar und wenn Leute sagen, sie waren in Shirakawa-gō meinen sie damit meistens, Ogimachi besucht zu haben.

Anreise: Die Dörfer sind nicht so zugänglich wie andere Ziele in Japan, da es keine Zugverbindung dorthin gibt. Stattdessen kommt man per Linienbus oder mit einem Charterbus von Takayama oder Kanazawa.


Tipp: Reisebusse mit Tagesausflügflern dürfen nur bis 17:00 Uhr bleiben. Wenn du die tolle Atmosphäre im Dorf also ohne Menschenmassen genießen möchtest, bleibst du am besten über Nacht und schläfst in einem der traditionellen Häuser.


Verpflegung: Es gibt übers Dorf verteilt mehrere kleine Restaurants und Cafés. Der Andrang ist aber groß. Einen Konbini gibt es nicht, durchaus aber ein paar Getränkeautomaten und einen regulären kleinen Supermarkt.


Unterkunft: Bei einer Übernachtung schläfst du mit einem dünnen Futon auf dem Boden und teilst dir Toilette und Bad mit den anderen Gästen. Das wird nicht die bequemste Nacht deiner Japanreise, aber durch das einzigartige Ambiente eine unvergessliche. Außerdem bekommst du sensationelles Abendessen und Frühstück von den Wirtsleuten serviert.
Gepäck: Das Dorf ist ungeignet für Rollkoffer. Wenn du über Nacht bleibst, schick dein Gepäck per Takkyubin voraus und nimm nur das nötigste mit. Dein Pilgerbuch brauchst du nicht, es gibt zwar kleine Schreine und Tempel, aber niemanden, der dir einen Eintrag ins Buch machen könnte.

Beste Reisezeit: meiner Meinung nach Mitte Juni bis Ende Juli, weil dann die Hortensien blühen und einen herrlichen Kontrast zu den grünen Reisfeldern abgeben. Nicht so schön ist April, weil zwar noch Schnee liegt, dieser aber schon sehr schmutzig ist. Achtung, wenn du zu einem der Wochenenden im Winter kommen möchtest, wo die Häuser nachts beleuchtet werden, musst du an einer Lotterie für einen Übernachtungsplatz teilnehmen.


Quellen und weiterführende Links
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