Grüne Reisefelder ziehen sich durchs Dorf, während alles, was blüht, Farbtupfer zaubert.

Shirakawa-gō – ein Besuch im Märchendorf

Tief in den japanischen Alpen liegen mehrere Bauerndörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Steile Reetdächer, hölzerne Fassaden, dazwischen grüne Reisfelder, in deren Wasser sich der blaue Himmel spiegelt. Bei meinem ersten Besuch hatte ich das Gefühl, in einem Märchenbuch gelandet zu sein. Kein Wunder also, dass die historischen Dörfer von Shirakawa-gō und Gokayama offiziell als UNESCO Weltkulturerbe gelten.

Die Häuser sind aber nicht nur hübsch anzusehen, auch haben sie eine spannende Geschichte. Der Baustil nennt sich gasshō zukuri und bedeutet wörtlich „zum Gebet gefaltete Hände“. Damit ist die Form der Dächer gemeint, die sich so steil erheben müssen, damit sich nicht zu große Schneemassen auf ihnen bilden. Im Inneren war nur das Erdgeschoss bewohnbar, da der Rauch der offnen Feuerstelle im Wohnzimmer nach oben zog. Die höheren Etagen wurden stattdessen als Werkstätten und zur Seidenraupenzucht verwendet.

Am besten schaust du dir das alles aber während einer Japanreise selbst an. Hier ein paar Tipps und Info für deinen Besuch:

Eine Steinlaterne und ein Tanuki heißen die Besucher willkommen.
Eine Steinlaterne und ein Tanuki heißen die Besucher willkommen.

Wichtig zu wissen für einen Besuch

Bezeichnung: Shirakawa-gō und Gokayama sind Regionsbezeichnungen. Die drei Dörfer dort, die den UNESCO-Status erlangt haben heißen Ogimachi, Ainokura und Suganuma. Ogimachi ist am leichtesten erreichbar und wenn Leute sagen, sie waren in Shirakawa-gō meinen sie damit meistens, Ogimachi besucht zu haben.

Die Dachbalken sind nur durch Strohseile miteinander verbunden. So hat das Konstrukt mehr Spiel und ist leicht zu reparieren.
Die Dachbalken sind nur durch Strohseile miteinander verbunden. So hat das Konstrukt mehr Spiel und ist leicht zu reparieren.

Anreise: Die Dörfer sind nicht so zugänglich wie andere Ziele in Japan, da es keine Zugverbindung dorthin gibt. Stattdessen kommt man per Linienbus oder mit einem Charterbus von Takayama oder Kanazawa.

Der 15-Minuten-Aufstieg zum Aussichtspunkt lohnt sich.
Der 15-Minuten-Aufstieg zum Aussichtspunkt lohnt sich.
Beschauliche Gärten und üppige Natur.
Beschauliche Gärten und üppige Natur.

Tipp: Reisebusse mit Tagesausflügflern dürfen nur bis 17:00 Uhr bleiben. Wenn du die tolle Atmosphäre im Dorf also ohne Menschenmassen genießen möchtest, bleibst du am besten über Nacht und schläfst in einem der traditionellen Häuser.

In den Sommermonaten ist es herrlich farbenfroh in Shirakawa-gō.
In den Sommermonaten ist es herrlich farbenfroh in Shirakawa-gō.
Morgens vor dem Frühstück hängt der Frühnebel überm Dorf.
Morgens vor dem Frühstück hängt der Frühnebel überm Dorf.

Verpflegung: Es gibt übers Dorf verteilt mehrere kleine Restaurants und Cafés. Der Andrang ist aber groß. Einen Konbini gibt es nicht, durchaus aber ein paar Getränkeautomaten und einen regulären kleinen Supermarkt.

Hier bilden sich immer lange Schlangen für den Pudding, der im Gebäude rechts verkauft wird.
Hier bilden sich immer lange Schlangen für den Pudding, der im Gebäude rechts verkauft wird.
Ein hübscher „noren“-Vorhang an einem der Restaurants in Shirakawa-gō.
Ein hübscher „noren“-Vorhang an einem der Restaurants in Shirakawa-gō.

Unterkunft: Bei einer Übernachtung schläfst du mit einem dünnen Futon auf dem Boden und teilst dir Toilette und Bad mit den anderen Gästen. Das wird nicht die bequemste Nacht deiner Japanreise, aber durch das einzigartige Ambiente eine unvergessliche. Außerdem bekommst du sensationelles Abendessen und Frühstück von den Wirtsleuten serviert.

Gepäck: Das Dorf ist ungeignet für Rollkoffer. Wenn du über Nacht bleibst, schick dein Gepäck per Takkyubin voraus und nimm nur das nötigste mit. Dein Pilgerbuch brauchst du nicht, es gibt zwar kleine Schreine und Tempel, aber niemanden, der dir einen Eintrag ins Buch machen könnte.

Wie aus dem Märchen.
Wie aus dem Märchen.

Beste Reisezeit: meiner Meinung nach Mitte Juni bis Ende Juli, weil dann die Hortensien blühen und einen herrlichen Kontrast zu den grünen Reisfeldern abgeben. Nicht so schön ist April, weil zwar noch Schnee liegt, dieser aber schon sehr schmutzig ist. Achtung, wenn du zu einem der Wochenenden im Winter kommen möchtest, wo die Häuser nachts beleuchtet werden, musst du an einer Lotterie für einen Übernachtungsplatz teilnehmen.

Besonders schön ist es im Dorf, wenn die Hortensien blühen.
Besonders schön ist es im Dorf, wenn die Hortensien blühen.
Im Winter ist Vorsicht angesagt.
Im Winter ist Vorsicht angesagt.

Quellen und weiterführende Links

Shirakawa-gō: offizielle Website


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