Kanaldeckel in Japan erzählen mit ihren abwechslungsreichen Motiven immer eine kleine Geschichte über den Ort, an dem du dich gerade befindest. Tottori an Japans Westküste ist die einwohnerärmste Präfektur des Landes, ist dafür aber Reich an Kultur und einzigartiger Natur. Für mich stand Tottori als Reisziel fest, seit ich gesehen hatte, dass es dort etwas gibt, was ich in Japan überhaupt nicht erwartet hatte: Sanddünen. Diese Besonderheit findet sich natürlich auf Tottoris Kanaldeckeln wieder. Wie auch das größte und bunteste Fest des Jahres: das Shanshan Matsuri.
Shanshan-Festival
Mitte August feiern die Japaner einen der wichtigsten Feiertage im Jahr: das O-bon-Fest. Man fährt nach Hause zur Familie und gedenkt gemeinsam den verstorbenen Ahnen. Dieses Gedenken nimmt über ganz Japan verteilt ganz unterschiedliche Formen an. Vielerorts entzündet man Laternen und lässt sie den Fluss hinabfahren. An anderen Orten ist es Brauch zu tanzen, zum Beispiel den awa-odori in Tokushima. So auch in Tottori.
Einer Legende nach tanzte einst ein alter Mann während einer schlimmen Dürreperiode so lange mit einem Schirm in der Hand, bis er starb. Daraufhin regnete es.
Alte traditionelle Tänze aus der Region wurden Mitte des 20. Jahrhunderts für das Festival so abgewandelt, dass es leicht ist, sie zu erlernen und selbst mitzutanzen. Heute sind es jährlich über 4.000 Teilnehmer, die am 14. August mit den bunten Papierschirmen durch die Straßen ziehen. Dabei geht es entsprechend laut und fröhlich zu. Im Japanischen nennt sich der Schirmtanz wortwörtlich übersetzt genau so: kasa-odori 傘踊り.
Die Farben der Schirme haben alle eine Bedeutung (so steht das Blau zum Beispiel für das Meer, während das Silber an einen springenden Fisch erinnern soll). An der Spitze befinden sich weiße Streifen aus Japanpapier, mit denen um Regen gebeten wird und die meiner Meinung nach stark an shide von Priestern an shintō-Schreinen erinnern. Befestigte Glöckchen geben den Schirmen und den Feierlichkeiten ihren Namen: das shanshan ist eine Lautmalerei, die and das bimmelnde Geräusch und kochendes Wasser erinnern soll. In Anlehnung an die tollen onsen in der Gegend.
Tottori ist stolz auf seine Tradition und dies spiegelt sich auch in diversen Kanaldeckelvariationen wider.
Sanddünen
Wenn du es nicht im august zum Shanshan-Festival nach Tottori schaffst, lohnt sich der Besuch dennoch allein schon für die fantastischen Sanddünen. Ich spreche hier nicht von ein bisschen Sandstrand, sondern von einen ausgewachsenen kleinen Stück Wüste. Und das in Japan.
Wie sollte es anders sein, du kannst dort sogar auf Kamelen ein paar Runden drehen, aber ich fand es auch ohne Reittier ganz wundervoll so barfuß durch den Sand zu laufen und mir den Wind um die Nase wehen zu lassen.
Der Kanaldeckel der Gemeinde Fukube, zu deren Gebiet die Sanddünen gehören, zeigt die faszinierende Kombination an Sanddünen und Meer direkt nebeneinander. Ich konnte mich bei dem Anblick kaum satt sehen.
Quellen und weiterführende Links
Mehr Info zum Shanshan-Festival
Website des Shanshan-Festivals (japanisch)
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