Ein brauner Bär aus Holz. Kenner der kawaii-Kultur wissen sofort: es handelt sich um Rilakkuma – eine beliebte Figur bei Kindern wie Erwachsenen, die viele Schreibutensilien, Klamotten, Taschen und…ach, eigentlich alles ziert, was dir einfällt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass dir Rilakkuma auch wie hier an einem Tempel begegnet. Er ist an manchen heiligen Stätten ein beliebtes Motiv für ema-Tafeln. Bei uns könnte man sich das vielleicht so vorstellen, wie wenn Kerzen am Opferstock in der Kirche ein „Sendung mit der Maus“-Motiv zierte. Nur dass das in Deutschland undenkbar ist.
Was aber am Zenkō-ji Tempel in Nagano mehr meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist die runde Holztafel daneben, auf der mit gold glitzernder Schrift kosazuke kigan 子授け祈願 aufgedruckt wurde. Lapidar übersetzt „Kinderwunsch-Gebet“. Hier kann man also dafür bitten, ein Kind zu bekommen. Etwas, was ich so noch nicht so oft gesehen habe.
Was sind ema?
ema sind Holztäfelchen, auf die du deine Wünsche schreiben kannst. Die Schriftzeichen 絵馬 bedeuten wortwörtlich „Bild-Pferd“. Das kommt daher, dass ganz früher Pferde – Boten der Götter – an Schreine gespendet wurden (ein finanzielles Debakel für Spender wie Schreine, welche die gespendeten Tiere danach zu versorgen hatten). Nach und nach wurden sie durch symbolische Pferde ersetzt. Daraus entstanden die Bildtafeln.
Die hölzernen Wunschtafeln kommen somit vermutlich ursprünglich aus dem shintō, du findest die Tradition mittlerweile aber auch an den meisten buddhistischen Tempeln. Jeder kann eine Tafel kaufen und entweder als Souvenir mitnehmen, oder aber mit einem Wunsch beschriften. Alles ist erlaubt. Vor allem für die Themen Erfolg und Prüfungen bestehen gibt es oft dezidierte Motive.
kosazuke 子授け – erfüllter Kinderwunsch durch einen Tempelbesuch
Spezielle ema zum Thema Kinderwunsch begegnen mir hier zum ersten Mal. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass ich mich mehr an Schreinen als an Tempeln herumtreibe. Mir wurde einmal an einem Schrein erklärt, Talismane und ema, die beim Kinderwunsch unterstützen sollen, fände man eher an buddhistischen Tempeln.
Eine Erklärung könnte sein, dass im shintō ist die Geburt etwas Unreines ist (weswegen man zum Beispiel auf der heiligen Insel Miyajima vor Hiroshima, wenn möglich, bitte kein Kind gebären sollte). o-mamori für eine sichere Niederkunft bekommt man jedoch überall, egal ob Schrein oder Tempel. Verifizieren kann ich die Aussage der Schreinhelferin durch Zahlen leider nicht. Aber aus persönlicher Erfahrung kann ich nur zustimmen. Der Wunsch nach einem Kind scheint eher in die Hand des Buddhismus zu gehören.
Erfüllt sich der Kinderwunsch nach dem Schrein- oder Tempelbesuch, gibt es ein eigenes Wort dafür: kosazuke 子授け. Genau das steht auf den hübschen, runden ema am Zenkō-ji Tempel in Nagano.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Wünsche, die man an japanischen Schreinen und Tempeln ausspricht, in Erfüllung gehen. Vor allem bei so einem lebensverändernden Thema wie Kinderwunsch kann göttlicher Beistand nie schaden. Wenn du also bei deiner nächsten Japanreise eine Bitte in diese Richtung hast, weißt du, wo du die passenden ema dazu findest.
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Danke für den sehr interessanten Artikel! Ich bin schon vielen Ema in Japan begegnet, aber dass es spezielle Kinderwunsch-Ema gibt, wusste ich noch nicht. Genauso war mir neu, dass ursprünglich Pferde gespendet wurden. Wie viele Pferde wohl früher in großen Schreinen herumstanden?? ;)
Das mit den Pferden habe ich mich auch schon gefragt xD
Danke für deinen Kommentar, nur so habe ich deinen Blog entdeckt. Bist du auch irgendwo auf Social Media vertreten, damit man dir leichter folgen kann?
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Aber noch einmal ein Lob für deinen Blog. Es gibt wirklich viele sehr interessante Artikel, auch für Japankenner :)