Besitzt du einen Japanreiseführer? Dann trau ich mich wetten, dass sich auf dem Titel oder irgendwo bei den Highlight-Fotos ein Bild des scheinbar im Wasser schwebenden torii des Itsukushima-Schreins findet. Die shintō-Stätte liegt in einer kleinen Bucht auf der heiligen Insel Miyajima, also „Schreininsel“, die früher wie der Schrein selbst Itsukushima „Tabu-Insel“ hieß. Welches Tabu? Im Shintoismus spielt Reinheit im wortwörtlichen und übertragenen Sinn eine große Rolle. Deshalb ist es auf der Insel zum Beispiel verboten, Tote zu beerdigen. Lange Zeit durfte dort nicht einmal gebaut werden. Daher auch die außergewöhnliche Stelzenkonstruktion des Schreins im Wasser.
Ich hoffe sehr, deine erste „Best of“ Japanreise führt dich bis nach Hiroshima und du planst einen Tag für Miyajima ein. Der Aufenthalt dort ist immer mein Lieblingstag während eines Japanurlaubs. Denn die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Schreinanlage im Wasser, vor allem natürlich das große Schreintor, wirken magisch.
Geschichte des Itsukushima-Schreins
Angeblich wurden die ersten Gebäude des Schreins mit dem ikonischen Tor im Wasser davor bereits im 6. Jahrhundert errichtet. Die erste Version der Anlage, wie wir sie heute kennen, stammt jedoch aus dem Jahr 1168 und wurde auf Befehl des wichtigen Militärführers Taira no Kiyomori errichtet.
Die Taira zeichneten sich aus durch ihre wichtige Rolle im Seehandel. Deshalb wollte Kiyomori einen religiösen Hauptsitz zu Ehren dreier Göttinnen, die verantwortlich sind für die Navigation und dem Schutz von Seefahrern: Ichikishimahime no mikoto, Tagorihime no mikoto und Tagitsuhime no mikoto, die drei Töchter des Windgottes Susanoo no Mikoto.
Obwohl der Istukushima-Schrein zum Familienschrein der Taira und insgesamt ein wichtiger Pilgerort, aber auch Dreh- und Angelpunkt auf dem Weg per Schiff von Tōkyō nach Kyūshū und Korea wurde, handelt es sich nicht um den nationalen Hauptschrein der verehrten Götinnen. Dieser befindet sich auf der südlichsten Hauptinsel, aufgeteilt auf die drei Munakata-Schreine, die ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Alle Munakata- und Itsukushima-Schreine in Japan unterstehen also jenen im Süden auf Kyūshū. Kaum zu glauben, wenn man die majestätische Anlage sieht und bedenkt, wie viel internationale Aufmerksamkeit sie bekommt.
Seit den Tagen von Taira no Kiyomori wurde die Anlage natürlich immer wieder verändert, Gebäude neu gebaut, das Schreintor im Wasser ersetzt. Die Grundform ist jedoch die gleiche geblieben.
Auch noch bemerkenswert: der Itsukushima-Schrein beherbergt eine der, wenn nicht sogar die älteste Nō-Theaterbühne Japans. Ihr Layout mit der Lage im Wasser ist außergewöhnlich, ebenso wie die Tatsache, dass sie im Gegensatz zu anderen Bühnen dieser Art so designt wurde, dass die Schritte der Schauspieler ein Echo verursachen.
Der Itsukushima-Schrein – ein besonderes Pilgererlebnis bei Ebbe wie Flut
Reiseführer empfehlen, man soll sich vor einem Besuch am Schrein über den aktuellen Wechsel der Gezeiten informieren. Wie ich eingangs schon geschrieben hatte, hoffe ich, du nimmst dir einen ganzen tag Zeit für Miyajima und erlebst somit den Schrein bei Ebbe wie Flut. Beides hat seinen eigenen Reiz.
Rein optisch ist es natürlich überwältigend, wenn du den Schrein bei Flut siehst. Obwohl das Wasser an der Stelle nicht tief ist, wirkt es, als würde der ganze Komplex inklusive Schreintor auf dem Wasser schweben. Für Fotos ist also Flut die bessere Option.
Bei Ebbe hast du die Chance, zu Fuß bis zum großen torii hinaus zu spazieren und es aus nächster Nähe zu inspizieren. Es wurde erst kürzlich aufwendig renoviert und erstrahlt in neuem Glanz. Dabei kannst du dann zum Beispiel entdecken, dass das Tor keine Verankerung im Boden hat, sondern nur durch sein Eigengewicht an Ort und Stelle bleibt. (Weitere faszinierende Fakten zum großen Schreintor liest du hier.)
Quellen und weiterführende Links zum Itsukushima-Schrein
Religion in Japan: Der Itsukushima Schrein und sein torii
https://www.japan-guide.com/e/e3450.html (engl.)
Susan Spann: The Noh Stage at Itsukushima Jinja, Japan (engl.)
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