Schaust du dir den Kulturerbe-Eintrag bei der UNESCO an, zu welchem der Sengan-en-Garten (仙巌園) in Kagoshima gehört, bist du vermutlich im ersten Moment erstaunt. „Stätten der industriellen Revolution in der Meiji-Zeit“ heißt es da. Wie genau hat da ein Landschaftsgarten aus der Edo-Zeit (1603–1868) einen Platz ergattert? Das hat neben seiner einmaligen Lage mit Blick aufs Meer und den aktiven Vulkan Sakurajima viel mit der Geschichte des Shimadzu-Clans zu tun, der den Garten anlegen ließ. Diese waren Vorreiter der Industrialisierung Japans, was man bis heute dort sieht. Und darüber hinaus hat der Garten noch einige andere Besonderheiten, die ihn zu einem empfehlenswerten Ziel macht, wenn es dich bei der Japanreise so weit in den Süden verschlagen sollte.
Inhalt dieses Artikels
Die Entstehung des Sengan-en-Gartens
Der Sengan-en-Garten wurde 1658 von Clan-Oberhaupt Mitsuhisa Shimadzu in Auftrag gegeben. Die Shimadzu herrschten über die Region Satsuma, welche heute grob der Präfektur Kagoshima entspricht, und waren sehr aufgeschlossen gegenüber dem westlichen, technischen Fortschritt. So entstand rund um die Residenz der Feudalherren nicht nur ein landschaftlich einmalig eingebetteter Garten mit Blick aufs Meer und den aktiven Vulkan Sakurajima, sondern auch die Shuseikan. Seinerzeit die erste moderne Fabrikanlage Japans. Heute enthält sie ein Museum.
Auf dem ganzen Gelände finden sich Überreste von technischen Anlagen, die verdeutlichen wie experimentierfreudig die Shimadzu waren. Zum Beispiel gab es hier den ersten privat betriebenen Wassergenerator zur Stromerzeugung im Land. Ein weiterer Hinweis ist das rot leuchtende Eingangstor zum Herrenhaus, das mit einem Zinndach ausgestattet ist. Ein Material, dass viel in der Gegend um Kagoshima gewonnen wurde.
Besonderheiten des Gartens
Ganz klar, der Blick über die Kinko-Bucht und rüber zum Sakurajima zeichnen den Sengan-en-Garten aus. Doch nicht nur allein die Aussicht hebt die Anlage von anderen ab. Auch die Vegetation unterscheidet sich mit ihrem südlichen Flair, der durch den Einsatz von Sago-Palmen entsteht. Satt leuchtendes Moos hier, Steinlaternen in ungewöhnlichen Formen und ein dichter Bambushain dort verstärken den Eindruck, dass du beim Flanieren in einer anderen Welt gelandet bist.
Eine Besonderheit des Gartens ist die Nutzung von Wasser. Klare Bäche winden sich durch den Garten, welche die Shimadzu verwendeten, um Gedichtwettbewerbe (kyokusui no en 曲水の宴) zu veranstalten. Dabei wurde ein mit Sake gefüllter Becher ins Wasser gegeben und die Herausforderung bestand darin, einen Vers zu verfassen, bevor der Becher eine gewisse Stelle flussabwärts erreichte. Anderenfalls musste der Becher leer getrunken werden. Der Brauch stammt aus der Heian-Zeit (794–1185).
Kurioses im Sengan-en in Kagoshima
Im Sengan-en gibt es noch weitere Besonderheiten, ja, um nicht zu sagen Kuriositäten. Du kannst nämlich eine kleine Bergwanderung in deinen Gartenbesuch mit einbauen. Circa 20 Minuten geht es bewaffnet mit Leih-Wanderstock steinige Stufen bergauf. Die Mühen lohnen sich mit einem besonders tollen Ausblick auf Kagoshimas Hausvulkan.
Danach stärkst du dich am besten mit janbo mochi, einer Reiskuchen-Art wie sie schon die Samurai einst gegessen haben. Zu guter letzt stattest du dem Katzenschrein einen Besuch ab. Dieser würdigt die göttliche Form der beiden Katzen Yasu und Mike, die den Kriegsgeneral Yoshihiro Shimadzu gemeinsam mit fünf weiteren Tieren in eine Schlacht gegen Korea während der Sengoku Periode (1467–1615) begleiteten. Aufgrund der Pupillenform der felinen Begleiter, die sich an die Menge an Sonnenlicht anpassten, ließ sich die aktuelle Uhrzeit ermitteln.
Quellen und weiterführende Links
Offizielle Website Sengan-en-Garten
Japan Experience: Senganen Garden Kagoshima (engl.)
Tsunagu Japan: An In-Depth Look Into Sengan-en Garden & Shoko Shuseikan Museum: Symbols of Japan’s Industrial Revolution (engl.)
Matcha: 8 Things To Do In Sengan-en, Kagoshima: Gardens And Samurai Houses (engl.)
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