Das „torii“-Schreintor am Fuba Hachiman-gū besteht aus Stein.

Der Fuba Hachiman-gū-Schrein in Shimanto [Shikoku-Reise]

Lautstark flattern die Fahnen im Wind, die das shichi go san-Fest (七五三„Sieben-fünf-drei“) bewerben, bei dem Kinder im entsprechenden Alter einen shintō-Schrein besuchen und kleine Geschenke erhalten. Ich steige vom Rad, mit dem ich heute eine Tagestour den Shimto-Fluss entlang gemacht habe, und schaue mir den Schrein genauer an, an dem ich zufällig gelandet bin. Es ist der Fuba Hachiman-gū-Schrein und unwissentlich bin ich an einem wichtigen nationalen Kulturschatz gelandet. Denn die versteckte Haupthalle, die fast hinter dem schlichten Gebäude davor verschwindet, stammt noch aus der Muromachi-Zeit (1336–1573) und verbindet die ländliche Gegend am Shimanto-gawa (四万十川) mit dem weit entfernten Kyōto. Und das kam so:

Der Fuba Hachiman-gū-Schrein befindet sich direkt am Flussufer des Shimanto-gawa.
Der Fuba Hachiman-gū-Schrein befindet sich direkt am Flussufer des Shimanto-gawa.

Ein Flucht aus Kyōto führt zum Bau des Fuba Hachiman-gū-Schreins

Blick durchs Schreintor auf den Fuba Hachiman-gū.
Blick durchs Schreintor auf den Fuba Hachiman-gū.

Ichijō Norifusa (一条教房), geboren 1423, gehörte zum japanischen Hochadel und legte ein politische Karriere hin, die ihn 1458 sogar zum Regenten unter Kaiser Go-Hanazono machte. Doch der Ōnin-Krieg (1467–1477), der eine über hundert Jahre andauernde Phase an Bürgerkrieg um die Herrschaft über Japan einleitete, zwang Norifusa 1467 dazu, aus Kyōto zu fliehen.

„shimenawa“-Reisstrohseil und „shide“-Zickzackstreifen markieren den Baum als heilig.
„shimenawa“-Reisstrohseil und „shide“-Zickzackstreifen markieren den Baum als heilig.

Es verschlug ihn in die Provinz Tōsa, der heutigen Präfektur Kōchi – ein barbarisches Land in seinen Augen. Auch dort übernahm er binnen weniger Jahre die Herrschaft über die ansässigen Samurai und begründete durch seinen Sohn Ichijō Fusaie (一條房家) einen neuen Zweig der Familie: die Tōsa-Ichijō.

Um eine Verbindung zu seiner Heimat herzustellen, ließ er den Fuba Hachiman-gū errichten.

Das rote verstecke Schreingebäude ist als Nationalschatz ausgewiesen und über 500 Jahre alt.
Das rote verstecke Schreingebäude ist als Nationalschatz ausgewiesen und über 500 Jahre alt.

Ein Schrein gegen die barbarischen Traditionen in Tōsa

Der Fuba Hachiman-gū wurde dem Iwashimizu Hachiman-gū-Schrein in Yawata, Kyōto unterstellt. So entstand für Ichijō Norifusa eine Verbindung zu seiner Heimat. Doch der Schrein sollte eine weitere Funktion erfüllen: Mehrmals im Jahr fanden Feste mit Ritualen und Aktivitäten statt, wie sie damals in Kyōto Gepflogenheit waren. 

Am Seil der Glocke lässt sich erkennen, dass sie schon sehr oft geläutet wurde, um die Götter auf die Wünsche und Gebete der Besucher aufmerksam zu machen.
Am Seil der Glocke lässt sich erkennen, dass sie schon sehr oft geläutet wurde, um die Götter auf die Wünsche und Gebete der Besucher aufmerksam zu machen.

Zum Beispiel mit yabusame (流鏑馬), einer Form des Bogenschießens, die vom Rücken eines Pferdes aus praktiziert wird. Aber besonders lag Norifusa am Herzen, gegen die in Tōsa gängige Praxis des yomekatsugi (嫁かつぎ) – also des Brautraubs – vorzugehen. So entstand ein jährliches Schreinfest, bei dem eine „göttliche Hochzeit“ zwischen der Gottheit des Fuba Hachiman-gu und der weiblichen Gottheit des nahegelegenen Ikku-jinja-Schreins (一宮神社) stattfindet. Dieses Fest gibt es bis heute und wird immer im Oktober abgehalten.

Eine Wächterfigur am Fuba Hachiman-gū-Schrein in Shimanto.
Eine Wächterfigur am Fuba Hachiman-gū-Schrein in Shimanto.

Auch wenn du nichts zur Geschichte des Schreins weißt, macht es Spaß umher zu streifen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Die Schreingebäude aus unterschiedlichen Jahrhunderten, diverse ema-Wunschtafelmotive, ein Pokémon-Trainer, der dir zeigt, wie du deine Hände rituell zu waschen hast. Ich bin froh, dass mich meine ziellose Radtour hier vorbeigeführt hatte. Wenn deine Japanreise nach Shikoku gehen soll, besuche unbedingt einen Tag die Stadt Shimanto und leih dir ein Rad, um den Fluss entlang zu fahren. Und vielleicht führt dich dein Weg dann auch zum Fuba Hachiman-gū.

Kurios: Pokémontrainer Ash erklärt, wie man sich rituell Hände und Mund wäscht vor dem Schreinbesuch.
Kurios: Pokémontrainer Ash erklärt, wie man sich rituell Hände und Mund wäscht vor dem Schreinbesuch.
Ein erstes gefärbtes Blatt hat sich im Herbst ins Wasser verirrt.
Ein erstes gefärbtes Blatt hat sich im Herbst ins Wasser verirrt.
Zieht man ein „o-mikuji“-Orakel mit schlechter Vorhersage, bindet man es am Schrein an einen Zweig und lässt es den Göttern zurück.
Zieht man ein „o-mikuji“-Orakel mit schlechter Vorhersage, bindet man es am Schrein an einen Zweig und lässt es den Göttern zurück.

Quellen und weiterführende Links

Nippon Kichi: 高知 不破八幡宮 Kouchi Fuwa-hachimanguu Fuwa Hachimangu Shrine (engl.)
Stadt Shimanto: Fuba Hachiman-gū (jap.)#
Wikipedia: 不破八幡宮 (jap.)


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