Ein riesiger, pinkfarbener Phallus, der durch die Straßen getragen wird, junge Frauen, die an Lollis in Penisform lutschen…diese Bilder vom Kanamara-Matsuri, das jedes Jahr im April in Kawasaki stattfindet, gehen immer wieder mal um die Welt. Dabei sind Fruchtbarkeitsfeste eigentlich nichts ungewöhnliches, vor allem in Ländern, in denen nicht das Christentum vorherrschend ist. So finden sich in Japan diverse Fruchtbarkeitsschreine. Einer, der besondere Erwähnung verdient, ist der Taga-jinja Schrein in der Stadt Uwajima auf der kleinsten Hauptinsel Shikoku. Dort kannst du bei deiner Japanreise nicht nur einen zwei Meter großen Holzpenis bestaunen, sondern auch ein Museum besuchen, in dem ein Mönch über 10.000 Exponate rund ums Thema Sex zusammengesammelt hat.
Uwajimas Penis-Schrein – der Taga-jinja
Ein wenig komisch mutet der Besuch am Taga Schrein 多賀神社 schon an. Etwas abgelegen von der Straße geht es in ein kleines Bambuswäldchen, in dem verschiedenste Steinstatuen links und rechts den Weg säumen. Manche davon stammen aus Korea und sind bereits an die 1.000 Jahre alt. Andere zeigen Figuren mit ausgeprägten Geschlechtsteilen oder sind nur auf die Darstellung eines Phallus reduziert.
Das Hauptgebäude des Schreins ähnelt dem anderer shintō-Schreine, wäre da nicht der zwei Meter große Holzpenis, der sich links davon auf der Balustrade befindet. Als Ritualgegenstand kennzeichnen ihn heilige Reisstrohseile shimenawa 注連縄 und shide 紙垂 Papier-Zickzack-Streifen.
Verehrt wird am Taga Schrein Izanagi-no-mikoto, eine der beiden Schöpfungsgottheiten Japans. Besucher kommen hierher um für ein langes Leben, Gesundheit und eben Fruchtbarkeit zu bitten.
Ebenfalls werden Puppen-Gottesdienste angeboten, wenn diese ausgedient haben und eine letzte Ehre erwiesen bekommen sollen. In einem kleinen Nebenschrein finden sich auch massenhaft ausgemusterte Kämme und Haarbürsten sowie Haare.
Dekopoko Shindō – ein Sexmuseum mit über 10.000 Exponaten
Laut eigener Aussage des Betreibers ist „Sex eine Quelle der Religion, Philosophie, Moral, Wissenschaft und das Leben“. Daher hat er es sich zur Aufgabe gemacht Gegenstände und Kunstwerke in Zusammenhang mit Erotik aus aller Welt zu sammeln und im Dekopoko Shindō Museum 凸凹神堂 zur Schau zur Stellen. Der Eintritt unter 20 Jahren ist nicht gestatten.
Der Übergang von Schrein und Museum ist fließend. Dort wo du dir deinen – entgegen meiner Erwartungen ganz unspektakulären – Eintrag ins Pilgerbuch holen kannst, kaufst du auch die Eintrittskarten fürs Museum.
Oder eine der vielen anderen Kuriositäten, die es dort zu erstehen gibt: heilige Glöckchen in Phallus-Form, Penis- und Vagina-Süßigkeiten oder aber das Highlight: kleine, getöpferte Orakel, die die Genitalien von Mann und Frau beim Geschlechtsverkehr zeigen. Je nach Form und Eindringen gestaltet sich dein Glück unterschiedlich.
Der Taga-jinja ist der älteste Schrein in Uwajima. Obwohl vieles dort für uns christlich geprägte Westler ein ungewohnter Anblick ist, wird das Thema Sex und Fruchtbarkeit dort mit Respekt behandelt. Das Sexmuseum beherbergt eine erstaunlich gute Kunst-Sammlung zum Thema. Auf jeden Fall ein etwas anderer Schreinbesuch.
Quellen und weiterführende Links
Taga-jinja: offizielle Website
Japan Cheapo: Uwajima’s Taga Shrine Sex Museum
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