Vielleicht die berühmtesten lebenden Affen der Welt: Japans im heißen Wasser badende Schneeaffen.

Japans Tierwelt: Schneeaffen

In Europa gibt es nur noch auf Gibraltar frei lebende, wilde Affen. Kein Wunder also, dass ich unsere Artverwandten vor meiner ersten Japanreise nur in Zoos gesehen hatte. Umso spannender für mich die Tatsache, dass es in Japan eine einheimische Affenart gibt: Japanmakaken nihonzaru ニホンザル. Es gibt sie auf drei der vier Hauptinseln…und in Texas. Aber dazu gleich mehr.

Japans Schneeaffen

Ein für uns komplett ungewohnter Anblick: ein japanischer Schneeaffe in freier Wildbahn auf einem Baum.
Ein für uns komplett ungewohnter Anblick: ein japanischer Schneeaffe in freier Wildbahn auf einem Baum.

Der offizielle Name ist Japanmakake, oder lateinisch Macaca fuscata. Über 100.000 Affen gibt es über Honshū, Shikoku und Kyūshū verteilt. Das besondere an ihnen ist, dass es sich um die am nördlichsten lebende Affenart weltweit handelt. International spricht man meistens von Schneeaffen. Denn wer kennt es nicht: das Bild der im Winter in heißen Quellen badenden Affen.

Wo die Geschichte der badenden Schneeaffen begann: an diesem ryōkan lernten die Affen das heiße onsen-Wasser zu schätzen.
Wo die Geschichte der badenden Schneeaffen begann: an diesem ryōkan lernten die Affen das heiße onsen-Wasser zu schätzen.

Oft entsteht hier ein falscher Eindruck. Nicht alle japanischen Affen baden in heißen Quellen. Dabei handelt es sich um eine spezielle lokale Gruppe in den japanischen Alpen. Angeblich durch einen Apfel (du weißt schon, einer der leckeren Äpfel aus der Region Nagano), der ins onsen-Becken eines ryōkan – eines traditionellen Gasthauses – fiel, wurde Anfang der 1960er ein Makake ins warme Wasser gelockt. Und kam nicht so schnell wieder heraus.

Schon vorm Eingang zum Jigokudani Snow Monkey Park kann es sein, dass man von einem Japanmakaken begrüßt wird.
Schon vorm Eingang zum „Jigokudani Snow Monkey Park“ kann es sein, dass man von einem Japanmakaken begrüßt wird.

Innerhalb weniger Monate begannen alle Weibchen der Affengruppe ebenfalls im warmen Wasser zu baden. (Ob ich in einem früheren Leben wohl auch mal ein Schneeaffe war? ?) Nur drei Jahre später wurde der Affenpark jigokudani yaen kōen 地獄谷野猿公苑 in der Nähe der Stadt Yamanouchi eröffnet. Vor allem dank der Bemühungen des  ryōkan-Besitzers, der die Affen schon seit Jahren versuchte in den Blick der Forschung und Öffentlichkeit zu bringen. Zu ihrem Glück.

Zwar nicht Japans drei berühmteste Affen, die nichts hören, sehen und sagen, aber auch ein schönes Trio.
Zwar nicht Japans drei berühmteste Affen, die nichts hören, sehen und sagen, aber auch ein schönes Trio.

In den 1950er Jahren waren viele Affen durch entstehende Wintersportgebiete aus ihrer Heimat vertrieben worden und begannen die Städte und Obstanbaugebiete in der Umgebung heimzusuchen. Das führte zu einer Jagderlaubnis und kostete viele Affen das Leben. Durch den neu entstandenen Park und mehrere Unterstützer wurde den Affen wieder ein friedliches Leben ermöglicht. Zu einem Touristenmagnet entwickelte es sich obendrein.

Was machen Japanmakaken in Texas?

Looking at you, kid!
Looking at you, kid!

Außerhalb Japans kommen die Schneeaffen in freier Wildbahn nur in Texas vor. Ja genau, Texas, USA. Im Jahr 1972 wurden 150 Tiere aus Kyõto aus Forschungszwecken an ein Institut in Texas umgesiedelt. Dass es sich um schlaue Tiere handelt merkt man allein daran, dass sie gelernt haben, die heißen Quellen zu benutzen (Forschungen deuten darauf hin, dass sie das Baden zum Stressausgleich benutzen). Also wenig verwunderlich, dass sie schnell lernten, mit ihrer neuen Umgebung klar zu kommen, Fressfeinden zu entwischen und neue Nahrungsquellen zu entdecken. So leben heute dort an die 600 Tiere.


Japans Schneeaffen sind schlau und anpassungsfähig und daher aktuell nicht gefährdet. Auch wenn so mancher Japaner sie lieber loshätte, weil sie gern zu Taschen- oder Obstdieben werden, ich finde diesen Aspekt an Japan sehr spannend und freue mich über jede Begegnung mit einem unserer Verwandeten.

Quellen und weiterführende Links

Wikipedia: Japanese macaque (engl.)
CNN Travel: See Japan’s snow monkeys relax in their own hot springs (engl.)

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2 Kommentare zu “Japans Tierwelt: Schneeaffen

  1. Melinda Erdey

    Hallo Elisa,
    Danke für die Eidrücke Deiner Liebe, sehr schön gemacht.Meine Lust Japan zu besuchen wächst mit jeder Zeile. Wir sind bisher immer als Selbstorganisierte Urlauber unterwegs gewesen. Nun bei Japan weis ich nicht ob wir es uns zutrauen sollten. Andererseits sind Gruppenreisen auch nicht so das richtige für uns. Wie auch immer meine Frage wäre, wann liegt den Schnee bei den badenden Affen? Die würde ich sehr gerne, wie es sich gehört, authentisch mit Schnee sehen. Ich liebe den Winter, Schnee, egal wo und wieviel. Hast Du Erfahrung wie es in Japan in den Wintermonaten ist? Dezember Januar? Wir sind Naturliebhaber, Tiere, Bergwandern…
    Vielleicht findest Du mal Zeit für ein paar Infos? Muss nicht ausführlich sein, Du bekommst sicher viele Anfragen?! ( Aber seklber Schuld bei so einem Auftritt? :-)))
    Danke und mit freundlichen Grüßen aus München
    Melinda

    • Hallo Melinda, vielen dank für das nette Feedback. :)
      Wenn ihr eh schon Erfahrung mit selbstorganisierten Reisen habt, könnt ihr euch an Japan auf alle Fälle rantrauen. Es ist sehr touristenfreundlich und vor allem auf der sogenannten „Golden Route“ zwischen Tōkyō und Hiroshima ist vieles auch auf Englisch angeschrieben.

      Die Jahreszeiten sind je nach Region in Japan etwas verschoben. Der Höhepunkt der Hebstlaubfärbung kommt zum Beispiel erst so Ende November Anfang Dezember. Wenn du Schnee sehen möchtest, empfehle ich dir einen Ausflug zu den Affen im Januar oder Februar.

      Das tolle an dieser Reisezeit ist, dass dann bereits die Pflaumenblüte stattfindet. Auf der Izu-Halbinsel gibt es sogar frühblühende Kirschbäume (du kannst hier auf dem Blog mal nach „Kirschblüte Januar“ suchen, ich habe einen Artikel dazu).

      Alles Liebe, Elisa

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