Eines der bekanntesten Wahrzeichens Japans ist ein großes Tor aus Holz im Wasser, das in leuchtendem Rot gestrichen ist. Es gehört zum Itsukushima Schrein auf der heiligen Insel Miyajima. Von Hiroshima aus ist es mit der Fähre ein Katzensprung dort hin. Kaum nähert man sich dem Landesteg und das Tor kommt ins Blickfeld, drängen sich die Touristen dicht an dicht an der Reling und versuchen einen besonders guten Schnappschuss zu erhaschen. Es ist aber auch einfach zu hübsch, die strahlende Farbe, die sich je nach Stand von Ebbe und Flut abhebt vom grünblauen Wasser.
Während das torii 鳥居, wie Tore an Shintō-Schreinen auf Japanisch heißen, dort besonders ins Auge sticht, kommst du aber auch im Rest von Japan nicht umhin zu bemerken, dass auffällig viele Schreintore in der besonderen Farbe gestrichen sind. Ja darüber hinaus manchmal sogar die Schreingebäude selbst. Woran es liegt? Es gibt Theorien.
Die Farbe Rot als Symbol für die Sonne
Japans Flagge, genannt Sonnenwappenflagge nisshōki 日章旗 bzw. Sonnenscheibe hi no maru 日の丸, zeigt eine rote Scheibe auf weißem Untergrund. Wie der Name schon vermuten lässt, symbolisiert die Scheibe dabei die Sonne. Ein kleiner kultureller Unterschied, der sich bereits bei kleinen Kindern zeigt. Während bei uns ein Kindergartenkind beim Zeichnen für die Sonne nach einem gelben Farbstift greift, ist es in Japan ein Roter.
Die Sonne spielt in Japans Mythologie eine große Rolle. Ist doch Amaterasu 天照 die Sonnengöttin die am höchsten verehrte im Reich der kami – der shintoistischen Götter. Amaterasu selbst war es, die die lange Dynastie des japanischen Kaiserhauses startete. Ihr Urururenkel Jimmu war laut Überlieferungen der erste Tennō.
Mit dieser Gewichtung der Sonne im Shintō liegt es Nahe, der Farbe Rot einen vorrangigen Platz im Glauben einzuräumen.
Rot als Farbe der Dämonen und Krankheiten
Eine weiter Verknüpfung der Farbe Rot mit Religion in Japan (sowohl für den Shintō als auch den Buddhismus) sehen Forscher in Bezug auf Krankheiten und Dämonen.
Viele Krankheiten wie Masern, Scharlach und Pocken zeigten sich körperlich durch rote Verfärbungen der Haut. Dämonen sollten der Auslöser sein und wurden zum Beispiel mit roter Kleidung dargestellt. Wahrscheinlich kam es im Volksglauben zur Annahme, dass ein falsches Verhalten gegenüber Dämonen und Göttern zu einer Erkrankung führte. Im Umkehrschluss konnte einen die richtige Verehrung davor bewahren. So kam es zu einer langsamen Verschiebung der Bedeutung der Farbe Rot.
Kranke sollten rote Kleidung tragen, um schneller zu genesen. Rot wurde nicht nur zum Symbol der todbringenden Dämonen, sondern ebenso zu dem der helfenden Gottheiten. Ein gezielter Einsatz von Rot, zum Beispiel durch das Aufstellen roter torii am Eingang zum Schrein, sollte Dämonen fern halten.
Zinnober als Konservierungsmittel
Bei der Farbe der Schreintore handelt es sich nicht um irgendein Rot. Es handelt sich um die Farbe, die man bei uns als Zinnoberrot (engl. Vermillion) kennt. Sie wird gewonnen aus einem Mineral, das dort vorkommt, wo es Vulkane gibt. Chemisch gesehen handelt es sich um ein Quecksilbersulfit.
Letzteres ist sehr wichtig, denn dadurch sieht die gewonnene Farbe nicht nur schön aus, sondern hilft auch dabei, Holz länger haltbar zu machen. Das älteste erhaltene Holztor ist angeblich aus dem 16. Jahrhundert.
Was nun genau der Grund ist, warum viele der torii rot gestrichen sind, ist unbekannt. Vielleicht handelt es sich um eine Mischung aus allem. In jedem Fall macht es viele Schreine, vor allem Inari Schreine mit ihren unzähligen torii, zu einer Augenweide.
Quellen und weiterführende Links
http://www.onmarkproductions.com/html/color-red.html
https://press.ikidane-nippon.com/en/a00318/
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Ich liebe diese roten Tore einfach soooo sehr ? ein sehr schöner artikel :)
Danke dir ^^