Das berühmte Schreintor des Itsukushima-Schreins auf der heiligen Insel Miyajima vor der Küste Hiroshimas bei Sonnenuntergang und Flut.

5 Dinge, die du noch nicht über das große Schreintor im Wasser vor Miyajima wusstest

Sein Anblick gehört zu den drei schönsten in Japan: der des roten Tors im Wasser vor dem Itsukushima Schrein auf der heiligen Insel Miyajima. Oder besser gesagt an der Insel. Denn diese war über Jahrhunderte hinweg als so heilig angesehen worden, dass es sogar verboten war, dort Gebäude zu errichten. Um den Göttern dennoch huldigen zu können, errichtete man den Schreinkomplex auf Stelzen im Wasser. Gekrönt durch das rote torii 鳥居 in der Bucht davor, das bei Flut wirkt, als schwebe es auf dem Wasser. Und das heute in keinem Bericht oder Reiseführer zum Thema Japan fehlen darf.

Auf Fotos gesehen hast du es bestimmt schon oft. Vielleicht warst du sogar schon selbst bei einer Japanreise dort. Aber wusstest du die folgenden fünf Dinge über das ikonische rote Schreintor im Meer?

1. Das torii des Itsukushima Schreins ist eines der drei größten Schreintore aus Holz

Von oben sieht man, wie schön der Itsukushima Schrein auf Miyajima zwischen Meer und Berg gelegen ist.
Von oben sieht man, wie schön der Itsukushima Schrein auf Miyajima zwischen Meer und Berg gelegen ist.

Neben den großen torii des Kasuga-taisha-Schreins in Nara und des Kehi-jingū-Schreins in Tsuruga ist das berühmte rote Tor vor Miyajima eines der drei größten Holz-torii in ganz Japan. Die Betonung liegt dabei auf Holz. Aus anderen Materialien gibt es sogar noch viel höhere Schreintore. Zum Vergleich: das Holz-torii von Miyajima ist ca. 16,5 Meter hoch. Das höchste des Landes am Kumano-Hongū-taisha-Schrein in Tanabe besteht aus Stahl und erreicht eine Höhe von knapp 34 Metern.

2. Das Schreintor hatte nicht immer seine charakteristische Form

Abgesehen vom Ort, an dem es errichtet wurde, springt das Schreintor am Itsukushima Schrein sofort durch seine außergewöhnliche Form ins Auge. Im Grunde entspricht es der häufigsten torii-Form: dem myōjin torii 明神鳥居. Hinzu kommen jedoch die zwei kleineren Seitenstützen mit vier weiteren Pfeilern, welche die Form so besonders machen. Dadurch spricht man von einem ryōbu torii 両部鳥居, das du in Japan nicht so häufig entdecken wirst.

Allerdings sah das Schreintor nicht immer so aus. Betrachtet man alte Zeichnungen der heiligen Anlage sieht man sofort, dass die Seitenstützen am torii fehlen.

Eine Zeichnung aus "Illustrated Biography of the Priest Ippen" aus dem 13. Jahrhundert zeigt den Itsukushima-Schrein mit einem klassischen Tor ohne Seitenstützen. (Foto: Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ippen_shonin_eden_X_-_Itsukushima.jpg Public Domain https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/)
Eine Zeichnung aus „Illustrated Biography of the Priest Ippen“ aus dem 13. Jahrhundert zeigt den Itsukushima-Schrein mit einem klassischen Tor ohne Seitenstützen. (Foto: Wikimedia Commons, Public Domain)

Aktuell handelt es sich um die achte Generation des großen Tors im Wasser. Das erste wurde im Jahr 1168 errichtet, 575 Jahre nach Gründung des Schreins. Es wurde immer wieder durch Umwelteinflüsse zerstört und neu errichtet. Mit der vierten Generation im Jahr 1547 wurde es vermutlich zum ryōbu torii.

Das Wort ryōbu gibt im Japanischen Aufschluss über die Vergangenheit des Schreins. Denn hinter dem dazugehörigen Begriff ryōbu shintō verbirgt sich eine religiöse Strömung, die den einheimischen Glauben der Japaner mit buddhistischen Gedankengut vereint. Einfach gesagt: über viele Jahrhunderte hinweg waren Buddhismus und Shintoismus in Japan komplett durchmischt und faktisch eins. Mal interpretierte man die shintō-Götter als Erscheinungsform des Buddhas und der Bodhisattvas, mal andersrum.

Zu einer strikten Trennung der Religionen kam es erst mit der Meiji-Restauration und dem Versuch, das ursprünglich Japanische wiederherzustellen. Der heutige Itsukushima-Schrein wurde als buddhistisch eingestuft und die Haupthalle sollte niedergebrannt werden. Dazu kam es dann aber nicht und der Komplex wurde in einen shintoistischen und buddhistischen Teil aufgesplittet. Die rote Pagode daneben und eben die Bezeichnung der torii-Form weisen bis heute auf diese gemischt-buddhistische Vergangenheit hin.

3. Das große Schreintor im Meer vor Miyajima war nicht immer rot

Ohne seine für uns heute typische rote Bemalung wirkt das Holztor gleich ganz anders. (Foto: Kobayashi Kiyochika, Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Itsukushima_Shrine_LACMA_M.71.100.97.jpg Public Domain https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/)
Ohne seine für uns heute typische rote Bemalung wirkt das Holztor gleich ganz anders. (Foto: Kobayashi Kiyochika, Wikimedia Commons Public Domain)

Im Laufe der Generationen veränderte sich nicht nur die Form des torii sondern auch dessen Farbe. Das typische Rot empfinden wir heute als gesetzt, ein Blick auf alte Zeichnungen zeigt jedoch diverse Varianten: manchmal aus unbehandeltem Holz, manchmal sogar mit Rinde.

Hiroshiges Zeichnung von 1853 zeigt das Tor vor Miyajima mit Rinde an den Holzbalken. (Foto: Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Famous_Scenes_of_the_Sixty_States_50_Aki.jpg Public Domain https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/)
Hiroshiges Zeichnung von 1853 zeigt das Tor vor Miyajima mit Rinde an den Holzbalken. (Foto: Utagawa Hiroshige, Wikimedia Commons, Public Domain)

4. Das torii ist nicht im Boden verankert

Hier habe ich extra zwei Mal nachgelesen, denn ich kann es selbst kaum glauben, doch das Tor vor Miyajima ist nicht im Boden verankert. Unter dem torii gibt es ein künstlich befestigtest Fundamet aus Holz und Steinen. Das Schreintor jedoch bleibt aufgrund seines Eigengewichts an Ort und Stelle.

Deshalb wurde zur Herstellung des Tors einerseits besonders schwere Holzsorten verwendet. Zum anderen sind Teile der oben aufliegenden Querbalken hohl und mit kieselgroßen Steinen gefüllt.

Mit diesem Wissen finde ich es umso erstaunlicher, dass es sich erst um die achte Generation des Tors handelt. Wenn ich bedenke, wie viel Taifune im Jahr über Japan hinwegfegen…

Ich vor dem torii des Itsukushima-Schreins auf der Insel Miyajima.
Ich vor dem torii des Itsukushima-Schreins 2014.

5. Für zukünftige Tore ist vorgesorgt

Um auch in Zukunft sicherstellen zu können, dass Baumaterial für Holz-torii dieser Größe vorhanden ist, gibt es designierte Schutzgebiete. Dort wachsen Kampfern und Hinoki-Scheinzypressen, die für Reparatur-Arbeiten oder neue Schreintore verwendet werden können.


Jetzt weißt du einiges über das große, rote Schreintor im Wasser vor Miyajima, das die meisten anderen Leute nicht wissen. (Ich hoffe, es kommt der Tag, an dem sich jemand bei mir meldet und sagt, dass er dank meiner Random Facts in einer Quizshow richtig viel Geld gewonnen hat. 😆) In jedem Fall wirst du das torii des Itsukushima Schreins bei deinen Japanreisen in Zukunft sicherlich mit anderen Augen sehen.

Quellen und weiterführende Links

Religion in Japan: Der Itsukushima Schrein und sein torii
Wikipedia: 厳島神社
Wikipedia: 厳島神社大鳥居
Religion in Japan: Shintō im Mittelalter
Japanese Wiki Corpus: Ryobu Shinto
Wow! Japan: How tall is Japan’s largest Torii?

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