Schwanen-Treetbote am See Kawaguchiko.

Slow Travel in Japan

Japan ächzt seit einigen Jahren unter der Last der vielen Touristen, die alle dieselben Haupt-Sehenswürdigkeiten ansteuern. Entlang der sogenannten „Goldenen Route“ zwischen Tōkyō und Hiroshima, unterwegs liegen der Fuji, Kyōto, Nara und Ōsaka, ballen sich die „muss man gesehen haben“-Hotspots von Japan. Dabei deckt diese Route gerade einmal acht von insgesamt 47 Präfekturen ab, aus denen Japan besteht. Ich persönlich bin bei diesem Thema sehr zwiegespalten, denn die Goldene Route ist wunderschön, gleichzeitig macht allen voran ein Besuch in Kyōto keinen Spaß mehr. Nicht, wenn man mit den Menschenmassen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit hechelt. Deshalb genieße ich immer sehr, wenn sich während meinen Japanreisen kleine Taschen der Ruhe auftun. Ein Café, in dem nicht viel los ist, ein Freilichtmuseum, das ich ganz für mich alleine habe, eine Stadt, die ich gemütlich mit dem Fahrrad erkunde, statt mich in einen überfüllten Bus zu quetschen. Slow Travel ist das Buzzword für eine entspanntere Art des Reisens, die sich gleichzeitig positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt. Ein paar Tipps, um deine Japanreise zu einer Slow-Travel-Reise zu machen.

Leih dir ein Fahrrad

Mein geliehenes E-Bike steht am Strand von Iwami. Toller kann man Japan nicht erkunden.
Mein geliehenes E-Bike steht am Strand von Iwami. Toller kann man Japan nicht erkunden.

Japan hat grundlegend ein gut ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln. Doch ich persönlich finde Bus- und U-Bahnfahren manchmal eher stressig. (Hallo, Reisebloggerin mit empfindlichem Magen hier! 🙋‍♀️) Beziehungsweise sind die Verbindungen manchmal umständlich und man verliert eher Zeit. Davon abgesehen, dass man nicht so viel von der Umgebung sieht.

Anders, wenn man sich ein Fahrrad leiht, um von A nach B zu kommen. Du selber bestimmst die Route, kannst so schnell oder langsam machen, wie du willst, und unterwegs jederzeit einen Halt einlegen. Wenn du zum Beispiel ein nettes Geschäft oder einen interessanten Schrein am Straßenrand entdeckst. Die Tage, an denen ich mir ein Fahrrad in Japan leihe, sind oft jene, an die ich mich danach am liebsten zurückerinnere.

Erkunde die Nebenstraße

Blick auf die Koyasu-Pagode in Kyōto.
Nur eine Nebenstraße von der völlig von Touristen verstopften Matsubara-dōri entfernt: freier Blick auf die Koyasu-Pagode in Kyōto.

Ich verstehe, wenn du natürlich die Top-Empfehlungen im Reiseführer bei deiner Japanreise sehen möchtest. Nehmen wir den Sensō-ji-Tempel in Asakusa, Tōkyō zum Beispiel. Persönlich finde ich zu 100 %, dass man diesen bei einem Besuch in der japanischen Hauptstadt gesehen haben sollte. Aber wie wäre es, wenn du zusätzlich zur Nakamise-dōri-Einkaufsstraße zusätzlich ein bisschen durch die Nebengassen schlenderst? Du wirst feststellen, dass dort plötzlich kaum noch Touristen unterwegs sind, sich aber ein paar urige Restaurants verbergen, in denen du vielleicht die besten Ramen deines Lebens isst.

Suche Alternativen zu den berühmten Sehenswürdigkeiten

Schon von weitem sieht man die 25 Meter hohe Kannon Statue in Ofuna.
Schon von weitem sieht man die 25 Meter hohe Kannon Statue in Ōfuna.

Stell dir bei der Planung deines Japanurlaubs unbedingt die Frage: möchte ich diese Sehenswürdigkeit im Speziellen sehen oder ist es ein Aspekt davon? Denn letzteres lässt sich vielleicht mit einer Alternative abdecken. Du findest zum Beispiel die Stelzenkonstruktion des Kiyomizu-dera-Tempels in Kyōto spannend (ich schwöre, nirgends sonst in Japan sind so viele Leute wie dort 🙈), fahr stattdessen nach Himeji und pilgere zum Enygō-ji-Tempel auf Berg Shosha. Du willst eine große Buddha-Statue sehen? Besuche zum Beispiel die große Kannon-Büste in Ōfuna oder mache einen Tagesausflug zum Ushiku Daibutsu.

Übernachte in einem ryokan

Unvergesslich und mein ewiger Sehnsuchtsort: der kleine Privatonsen in einem ryokan im Hakone-Gebiet.
Unvergesslich und mein ewiger Sehnsuchtsort: der kleine Privatonsen in einem ryokan im Hakone-Gebiet.

Wenn du schon länger bei mir mitliest, weißt du, dass ich selbst jemand bin, der immer schnell und viel will. Zumindest war das lange so, bis es mir selbst zu viel wurde. Was ich aber immer versuche, in eine Reise nach Japan einzubauen, sind ein bis zwei Nächte in einem ryokan – den herrlichen japanischen Gasthäusern mit fantastischem Essen und natürlichen, heißen Quellen. Eine Übernachtung dort zwingt mich automatisch dazu, ein paar Gänge zurückzuschalten, denn man muss in der Regel spätestens um 18:00 Uhr zurück in der Unterkunft sein fürs Abendessen. Je abgelegener der ryokan umso besser. Dann gibt es auch rundum nichts zu tun, außer zu entspannen.

Wie hältst du es bei einer Reise? So viel wie möglich und Best-of oder darf es auch mal eine langsamere Gangart und Alternativprogramm sein? Lass mir gerne einen Kommentar da und erzähle mir davon.


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Kategorien Reisen

Über

Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

4 Kommentare zu “Slow Travel in Japan

  1. Ich kann auf jeden Fall voll und ganz zustimmen. Die schönsten Erinnerungen habe ich an die ruhgien Orte. Dank deiner Tipps waren wir auch in Himeji auf dem Mount Shosha und es war wirklich ruhig und entspannend (Als Fan vom Film The Last Samurai musste ich sowieso dort hin xD). Wer sich für Burgen interessiert, dem kann ich Hikone empfehlen. Wir hatten die Burg fast für uns allein und konnten ungestört Fotos machen und das Maskotchen Hikonyan ist ja wohl super niedlich!
    Ich freue mich weiter auf deine tollen Geheimtipps und baue sie bestimmt in unsere nächste Reise wieder mit ein :D

  2. Ziemlich abgelegen, aber sehr empfehlenswert ist das Ninja-Museum in Iga-Ueno. Dort freuen sich die Leute noch über ausländische Touristen und es ist auch nicht überlaufen 😊

  3. Das mit der Alternative haben wir damals in Schottland so gemacht. Alle sind immer zum Loch Ness gefahren. Ein Insider sagte uns mal, dass das total überbewertet und auch nur einer von vielen Seen ist. Darauf hin haben wir eine etwas kürzere Route gesucht und sind „nur“ bis zum kleinen Bruder Loch Lomond gefahren mit dem Zug. Genauso schöne und mystische Atmosphäre, aber nicht so überrannt. Ein Blick am Tellerrand vorbei lohnt manchmal wirklich…

    • Das sage ich schon seit vielen Jahren. Ich reise gerne und am liebsten um die Welt. Deshalb bin ich auch gerne abseits vom Tourismus unterwegs. So lernt man auch andere Kulturen und Traditionen kennen. Auch regionales Essen, hmmm lecker :-)

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