Ein Drache folgt einer goldenen Kugel. Dabei schlängelt und windet er sich im Rhythmus der fremdartigen Musik. Etwas derartiges habe ich noch nie gehört. Oder gesehen. Um die 80 Leute sind bei diesem Spektakel vor meinen Augen beteiligt. Sie spielen Instrumente, tragen die lockende Goldkugel und vollführen gekonnt die verworrenen Bewegungen des Tieres, dessen Körper an langen Stangen befestigt ist. Immer schneller und treibender wird die Musik, der Drache scheint sich in sich selbst zu verknoten, nur um sich im nächsten Moment wieder elegant aufzulösen. Dann saust er in den Eingang eines Ladens und segnet so den Besitzer, auf dass er im nächsten Jahr gute Geschäfte machen möge. Wir sind mittendrin im Nagasaki Kunchi.
Wenn du bei deiner Japanreise Nagasaki besuchen möchtest, ist Anfang Oktober der beste Zeitpunkt. Von 7. bis 9. Oktober findet jährlich das Nagasaki Kunchi statt – das wichtigste Fest des Jahres für die Hafenstadt im Süden Japans.
Ein Fest mit langer Tradition: das Nagasaki Kunchi
Das Nagasaki Kunchi wird bereits seit 400 Jahren gefeiert. Der Name gibt mutmaßlich Hinweise auf den Ursprung: ku nichi könnte als neunter Tag des neunten Monats interpretiert werden. Das Event gehörte also als Erntedankfest zu den traditionellen Jahreskreisfesten, die nach dem Mondkalender auf die ungeraden Schnapszahlendaten wie den 1.1. oder 3.3. fielen.
Mittlerweile richtet es sich nicht mehr nach den Mondphasen und findet stattdessen fix jedes Jahr Anfang Oktober statt. Für die Bewohner Nagasakis ist es das größte und wichtigste Fest des Jahres. Schon am 1. Juni beginnen die Vorbereitungen dafür, denn die Kostüme und Schauplätze müssen vorbereitet, die komplexen Tänze geübt werden. Der oben beschriebene chinesische Drachentanz ist nur einer davon, doch er zeigt gut die multikulturellen Einflüsse auf die Stadt.
Als Japan während der Tokugawa-Periode vom Ausland abgeschottet blieb, war es nur der Stadt Nagasaki erlaubt, weiterhin Außenhandel mit Portugiesen und Niederländern zu treiben. Die Nähe zum chinesischen Festland tat sein Übriges zum internationalen Flair, der bis heute spürbar ist. An keinem Tag wird dies so deutlich wie beim Nagasaki Kunchi.
Das Nagasaki Kunchi– jedes Jahr anders
Langweilig wird das Nagasaki Kunchi nicht so schnell, denn in einem Sieben-Jahres-Rhythmus wechseln die teilnehmenden Stadtteile. Insgesamt sind es 59, von denen jährlich fünf bis sieben Gruppen Darbietungen geben. Mit wenigen Ausnahmen sieht man die gleichen Aufführungen also nur alle sieben Jahre wieder.
Drachentänze gibt es fast immer, da sie zum Brauchtum mehrerer Stadtteile gehören. Während auch andere Gruppen schön anzusehen sind, bleiben die hypnotischen Klänge und Bewegungen der Fabelwesen jedoch das Highlight.
Zentrum der Festivitäten ist der Suwa-Schrein, doch auch an anderen Orten in der Stadt finden über die drei Tage verteilt Aufführungen statt. Tickets fürs Sitzplätze zu bekommen, ist als Tourist organisatorisch schwierig. Doch das macht nichts, denn die Darsteller zeigen sich auch auf öffentlichen Plätzen und ziehen durch die Straßen, um die Geschäftsleute zu segnen.
Sollte Nagasaki also auf deiner Wunschliste für die nächste Japanreise stehen, lohnt es sich einen Blick in den Kalender zu werfen. Ich empfehle einen Besuch zwischen dem 7. und 9. Oktober. 😉
Quellen und weiterführende Links
Japan Guide: Nagasaki Kunchi Festival
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