Einmal eintauchen in das Japan der Edo-Zeit (1603–1867), durch staubige Gassen an Straßenverkäufern und traditionellen Holzhäusern vorbei. Die geta-Holzsandalen klackern, reisende Händler bieten lautstark ihre Waren feil. Nun ja, die ganze Rundum-Experience gibt es natürlich sowieso nicht mehr, aber klassische Häuserfronten, entspricht Japan etwa nicht diesem romantisierten Idealbild, dass wir im Kopf haben? Die Antwort lautet leider größtenteils nein. Durch Naturkatastrophen und Fliegerangriffe während des Zweiten Weltkriegs wurden viele Gebäude aus früheren Jahrhunderten zerstört. Jedoch nicht so in Takehara, einem wahren Juwel in der Präfektur Hiroshima. Die perfekt erhaltene Altstadt hat dem Ort auch den Namen Klein-Kyōto eingebracht und sie ist ein wahrer Geheimtipp für deine Reise nach Japan. Auch Anime-Fans kommen hier auf ihre Kosten.

Takehara – eine Altstadt wie aus einem Historienfilm
Die historische Altstadt von Takehara gibt dir das Gefühl, du wärst in einem japanischen Historiendrama gelandet. Hölzerne Schiebetüren, gewölbte Dachziegel, weißwandige Lagerhäuser. Dazu überall Kunsthandwerk aus Bambus (das japanische Wort dafür take 竹 ist Bestandteil des Namens der Stadt). Blinzelst du gekonnt über Autos und Stromleitungen hinweg, sieht Japan hier noch so aus wie vor 300 Jahren.



Das Schöne daran: Takehara hat wirklich eine komplett erhaltene Altstadt und nicht nur fünf hübsche Häuser, die auf eine Foto passen. Sicher, sie ist nicht riesig, aber dennoch kannst du dich bei einem Besuch ein bisschen treiben lassen. Stell dir vor, wie früher fahrende Händler ihre Wahren auf den Schultern transportierten und farbenfrohe Kimono das Gesamtbild der Stadt abrundeten.

Wenn du dich für Reiswein interessierst, solltest du unbedingt bei der Sake-Brauerei Fujii vorbei schauen. Am besten, nachdem du davor die Stufen zum Saiho-ji-Tempel (西方寺) hinter dich gebracht hast. Mit seiner ikonischen Treppe, der dicken Steinmauer und der leuchtend roten Bemalung hat er es schon in einige japanische Serien und Filme geschafft. Durch die Bauart mit Stelzen erinnert er ans UNESCO-Weltkulturerbe Kiyomizu-dera in Kyōto, nur ohne Menschenmassen.


Durch die Serie „Tamayura“ eine Station der 88-Anime-Walfahrt
Von der 88-Tempel-Walfahrt auf Shikoku hast du sicher schon einmal gehört. Alternativ können Fans japanischer Zeichentrickserien in ganz Japan 88 Anime-Spots besuchen. Einer dieser Spots ist, Überraschung, die Stadt Takehara. Denn hier spielt die Geschichte des Anime „Tamayura“, wodurch der Ort sich seit der Ausstrahlung im Jahr 2010 großer Beliebtheit bei „Animetouristen“ erfreut.

Die Stadt ließ sich darauf ein und nutze den Touristen-Schub mit gezielten Angeboten für Fans der Serie. Es gibt zum Beispiel einen Stadtplan mit den wichtigsten Spots aus dem Anime, Kanaldeckel mit Motiven der Charaktere, einen Sammelstempel im „Michi no Eki“ und das Highlight für Fans: einen kleinen Schrein mit einer Steinstatue von Serien-Maskottchen Momoneko – einer Mischung aus Katze, Pfirsich und viel Fluff.



Selbst wenn du die Serie nicht gesehen hast, spielt sie an vielen hübschen Ecken der Stadt und der erwähnte Stadtplan kann dir eine gute Orientierungshilfe sein. Deshalb steuerst du vom Bahnhof aus am besten erst Mal den „Michi no Eki“ an, der in Takehara mitten in der Stadt liegt.

Gute Verbindungen von Hiroshima gibt es mit dem Highway Bus (90 Minuten) oder Zug (1:40 h) und machen Takehara zu einem tollen Ziel für einen Tagesausflug. Während der Ort mit seiner historischen Altstadt Japanern durchaus ein Begriff ist, handelt es sich für westliche Touristen noch um einen absoluten Geheimtipp für eine Japanreise. Und solche Tipps gebe ich am liebsten.
Quellen und weiterführende Links
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