Wenn man sich länger mit Japan beschäftigt, wundern einen manche Dinge plötzlich nicht mehr. Sprechende Rolltreppen, einäugige Glücksbringer, Steinstatuen mit Lätzchen und Oktopusse mit Stirnbändern … moooooment! Oktopusse mit Stirnbändern? Ja, diese sieht man oft als gezeichnete Maskottchen an Takoyaki-Ständen. Dort werden mit Oktopus gefüllte Teigbällchen verkauft. Soweit so gut. Doch woher kommt das Stirnband? Die sogenannten hachimaki (鉢巻) haben in Japan eine lange Tradition und begegnen dir bei einer Japanreise in den unterschiedlichsten Situationen. Heute erkläre ich ein wenig genauer, was dahinter steckt, und warum ausgerechnet Oktopoden gerne mit dargestellt werden.

Ursprung der japanischen Stirnband-Tradition
Die früheste Erwähnung von Stirnbändern in Japan geht auf die Heian-Zeit zurück (794–1185). Ursprünglich waren sie kein Kleidungsstück des täglichen Gebrauchs, sondern zeigten außergewöhnliche Umstände wie religiöse Rituale, Krankheit oder auch Krieg an.
Gängiger wurden sie vermutlich durch Japans Kriegerkaste – die Samurai. Die Kämpfer trugen zu ihrer Rüstung Stirnbänder, damit der Helm nicht einschnitt und ihnen weder Haare noch Schweiß ins Gesicht fielen.

Damit war die kulturelle Basis für die meisten Anwendungsfälle gelegt, die sich bis heute erhalten haben: ein Stirnband hat einen praktischen Nutzen oder symbolisiert, dass der Träger sich in einer Situation befindet, in der Konzentration, Willenskraft und Durchhaltevermögen gefragt sind.
Fun Fact: Angeblich tragen manche Japanerinnen bei der Geburt ihrer Kinder ein hachimaki.

Arten und Trageweisen japanischer hachimaki-Stirnbänder
Grob kann man hachimaki in zwei Arten unterteilen.
Die einen zieren häufig ein roter Kreis auf weißem Grund, was an die japanische Flagge erinnert, und Schriftzeichen mit ermunternder Bedeutung wie „Prüfung bestehen“ oder „Nummer Eins“. Sie werden flach um den Kopf gebunden, so ist die Botschaft für jeden sichtbar. Japanische Schüler tragen diese zum Beispiel gerne bei den Zulassungsprüfungen für die Uni. (Und japanische Männer in Anlehnung daran manchmal so ihre Krawatten, wenn sie mit den Kollegen einen trinken gehen.)

Bei der anderen Version wird ein langes Stoffband oder Baumwoll-Handtuch ineinander verdreht und als eine Art Schnur um den Kopf getragen. Geknotet wird am Hinterkopf, der Stirn oder auch an der Seite des Kopfes. Farblich gibt es hier alle möglichen Varianten.
Diese Stirnbänder wirst du auf deiner Japanreise öfter sehen. Zum Beispiel wenn du ein Schreinfest besuchst. Denn die Träger der o-mikoshi-Göttersänfte tragen traditionell immer hachimaki. Auch viele Köche in japanischen Restaurants oder an Street-Food-Ständen verwenden das Kleidungsstück, das den Schweiß bei der anstrengenden Arbeit aufsaugt.

Und damit sind wir auch bei stirnbandtragenden Kraken. Oktopus-Teigbällchen herauszubraten ist nämlich ein schweißtreibender Beruf, bei dem es gang und gäbe ist, ein Stirnband zu tragen. Ein Japaner, der einen Oktopus mit hachimaki sieht, denkt sofort an das leckere Essen. Eine ideale Werbefigur also.

In der westlichen Darstellung tragen Asiaten immer (nur) beim Kampfsport Stirnbänder. Dabei durchdringen hachimaki die gesamte japanische Kultur und werden in diversen Situationen von Männern wie Frauen getragen. Ein kleines spannendes Detail, durch das man manches etwas besser versteht. Zumindest, warum so mancher Werbe-Oktopus ein Stirnband trägt.
Quellen und weiterführende Links zum Thema „japanische Stirnbänder“
Wikipedia: 鉢巻 (jap.)
Kotobank: 鉢巻 (jap.)
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Tolles Thema und sehr unterhaltsam geschrieben! Danke das du uns Japan näher bringst.
Danke dir so sehr ☺️
Sehr interessant. Viellen Dank Elisa das du uns den Japan näher bringst.
Gerne 🤗
Wieder eine interessante Story.Ich werde mir merken wie die Stirnbänder geknüpft werden.Danke Elisa.Schön,dass ich jede Woche etwas mehr über Japan erfahre-wenigstens so eine imaginäre Reise zu machen!
Es freut mich, wenn du das Thema interessant fandest. Mir hat es selber viel Spaß gemacht nachzuforschen. 🙂