Ich kaue und kaue und kaue. Sowohl der mochi-Reiskuchen in meinem Mund, als der in der Schüssel vor mir wollen einfach nicht weniger werden und verzweifelt wende ich mich an meine Klassenkameraden. „Kann jemand den Rest essen?“ Ich möchte nicht unhöflich gegenüber unseren Gastgebern sein, aber so viel Reiskuchen kriege ich einfach nicht runter. Aber irgendwie muss er weg. Es ist Neujahr und ich bin bei einer japanischen Grundschule zu Besuch. Bis eben haben wir mit eigener Muskelkraft die klebrige Masse aus gedämpften mochigome-Reis hergestellt, indem wir rhythmisch mit einem Holzstößel den Reis in einem Holzbottich-Mörser zu Brei verarbeitet haben. Nun kauen alle glücklich auf der zähen Masse herum. Nur ich nicht.
Am Anfang hatte ich zwei Hasslieben, was japanische Lebensmittel angeht: mochi-Reiskuchen (餅) und anko (餡子) – Paste aus Adzukibohnen. Es ist schwer, bei einem Urlaub in Japan darum herumzukommen, wenn man gerne snackt, denn das sind die Hauptbestandteile der meisten japanischen Süßigkeiten (wagashi 和菓子). So kam es, dass ich beides am Anfang nicht so mochte. Zu fremd, zu ungewohnt. Aber irgendwie gehörten sie zu Japan einfach dazu. Je mehr ich davon aß, umso lieber gewann ich die knautschige Leckerei. Und heute freue ich mich schon Wochen vor der nächsten Japanreise darauf.
Eine Variante der Süßigkeit, die ich dir für deine erste Reise nach Japan empfehlen würde, ist ichigo daifuku mochi – eine Variante von Reiskuchen, die mit roter Bohnenpaste und einer frischen Erdbeere gefüllt ist.
mochi in allen Variationen
Japanischer Reiskuchen hat eine lange Geschichte und wurde ursprünglich als Opfergabe für die Götter verwendet. Diese Praxis spiegelt sich bis heute in Form von kagami mochi wider, dem traditionellen gestapelten Reiskuchen mit einer Bitterorange obenauf, die über die Neujahrsfeiertage in japanischen Haushalten aufgestellt werden.
Aber auch sonst findest du mochi überall in der japanischen Küche, von herzhaft bis süß. Reiskuchen wird gekocht, gegrillt, gefüllt, glasiert, gebraten, gerollt, zu Kugeln wie Dreiecken geformt, zerbrochen, gekaut, geschlürft (looking at you, Warabi Mochi Drink, für den ich töten würde).
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus verstehe ich gut, wenn du eine Skepsis gegenüber mochi hast. Die Konsistenz ist wirklich gewöhnungsbedürftig und nichts ähnlich, was wir in der westlichen Küche verwenden. Je nach Zubereitungsart kann das auch eine ganz schön zähe und geschmacklose Angelegenheit sein. Persönlich bin ich zum Beispiel überhaupt kein Fan von klassischem yomogi mochi, bei dem der Reiskuchen mit Beifuß vermischt wird und eine grünliche Farbe annimmt. Schmeckt so, wie ich mir Gras vorstelle.
Absolute Perfektion ist aber das richtige Verhältnis von mochi mit Bohnenpaste und Früchten. Der Klassiker, der seit den 1980er-Jahren landesweit zu den beliebtesten Frühjahrs-Snacks gehört, ist die Variante mit Erdbeeren. Du kriegst sie zum Beispiel in den Süßwaren-Etagen der großen Kaufhäuser oder an kleinen Ständen entlang den sandō-Einkaufsstraßen zu Tempeln und Schreinen.
Mein persönlicher Lieblingsladen ist in der Hauptsraße der oharai machi-Altstadt auf dem Weg zum inneren Schrein von Ise zu finden: Isuzu-chaya honten. Dort gibt es je nach Jahreszeit andere Früchte in Reiskuchen eingeschlagen. Ich hatte einst ein mochi mit Mandarine, davon träume ich heute noch. Am liebsten ist mir aber immer Erdbeer. Die Kombination mit anko und mochi ist einfach perfekt. Und ein „musst du probieren“ für deine Japanreise.
PS: Wenn du täglich ein Stück Japan in deinen Social-Media-Feeds und dich mit anderen Japan-Fans austauschen möchtest, folge mir auf Facebook, Instagram, Twitter und Pinterest.
Noch mehr Neuigkeiten, Infos, Lustiges und Skurriles gibt es jeden Montag im Japanliebe Newsletter. Trag dich gleich ein und lerne Japan mit mir kennen.
0 Kommentare zu “mochi für Einsteiger: ichigo daifuku mochi”