Man stelle sich eine japanische Apotheke vor. Ich habe da eine ganz besondere in Nagasaki im Hinterkopf, die sich in einem traditionell japanischen Haus befindet. Der Blick geht sofort nach oben zum ersten Stock, wo eine majestätisch anmutende Bronzeglocke mit filigranen Schriftzeichen unter einem Dachvorsprung angebracht ist. Sofort denke ich an Akupunktur und Shiatsu, an Kräuterpflaster und … was ist das? Vor der Apotheke strahlen mir in knalligem Orange und Rosa zwei Elefantenfiguren entgegen. Einer trägt ein Hawaiihemd, der andere einen Strickpulli. Es sind Sato-chan und Satoko-chan – die Maskottchen japanischer Apotheken.
Sato-chan und Satoko-chan
Eigentlich ist das so nicht ganz richtig. Also offiziell. Denn eigentlich sind die beiden Maskottchen für das japanische Pharmaunternehmen „Sato Pharmaceutical“. Doch solche Grenzen sind ja manchmal fließend und heute werden die beiden stellvertretend als Erkennungsfiguren für Apotheken generell wahrgenommen.
Die Geschichte der beiden beginnt 1959 als zunächst nur der männliche, noch namenlose Elefant das Licht der Welt erblickt. Medienrummel erzeugte er direkt durch einen Wettbewerb, bei dem ein Name für ihn vorgeschlagen werden konnte. Insgesamt 46.000 Bewerber nahmen teil, das kreative Ergebnis: Sato-chan (Sato von „Sato Pharmaceutical“, -chan ist ein verniedlichendes Suffix im Japanischen).
Zur damaligen Zeit überschritt die Lebenserwartung eines Elefanten die eines Menschen, was ihn zu einem perfekten Symbol für Gesundheit und Langlebigkeit machte. Entsprechend schnell verbreitete sich der kleine, orange Elefant im Land.
Dabei ging er immer mit der Zeit. Rund um den Weltraum-Boom in den 1960er Jahren ritt Sato-chan auf einer Rakete beziehungsweise einer Raumstation. In den 80ern wurde es dann zusätzlich Zeit für eine weibliche Identifikationsfigur, weshalb Satoko-chan als Sato-chans kleine Schwester eingeführt wurde.
Merchandise, Baseball und Scheidenpilz
Taucht man ein in das Universum Sato-chan und Satoko-chan betritt man eine kuriose Welt. Zum einen sprechen die beiden eindeutig Kinder an. Sie haben eine eigene Website, wo durch Spiele Punkte verdient werden, die man am Ende in Merchandise tauscht. Und davon gibt und gab es eine Menge über die letzten Jahrzehnte seit Sato-chans Erfindung.
Auf der selben Website gibt es auch ein Nachrichten-Magazin. Wenn du hier rein Neuigkeiten aus der lieblichen, kindgerechten Welt von Sato-chan und Satoko-chan vermutest, liegst du leider falsch. Denn dazwischen informieren die beiden über die neusten Produkte von „Sato Pharmaceutical“: eine verbesserte Zahncreme-Rezeptur gegen Parodontose, ein Schmerzmittel gegen Menstruationskrämpfe und Clotrimazol-Produkte gegen Vaginalpilz. Alles ist dabei. (Solltest du hier gelandet sein, weil du Hilfe zu letzterem während einer Japanreise brauchst, hilft dir dieser Artikel von mir weiter.)
Anscheinend werden hier Fans jeden Alters bedient. Genauso beim Baseball-Team Yomiuri-Giants, bei deren Spiele schon mal das „Sato-chan Auto“ durchs Stadion fährt. Natürlich gibt es die beiden Elefanten auch mit passenden Trikots.
Damit Sato-chan und Satoko-chan noch lange in ganz Japan und teils sogar weltweit (ich habe gehört in Düsseldorf stehen die beiden auch) Kinder wie Erwachsene mit Gesundheitstipps versorgen können, wurde 2010 ihr Design verändert. Ein wenig moderner sehen sie nun aus, mit lebendigeren Augen und mehr Ausdruck im Gesicht.
Na dann, auf dass sie mindestens die gleiche Lebensdauer wie ihre realen Vorbilder erreichen.
Quellen und weiterführende Links
Offizielle Website von Sato-chan (jap.)
Wikipedia: Sato-chan (jap.)
Techplus: 佐藤製薬のマスコットキャラクター“サトちゃん“はなぜ象なのか -広報さんに聞いてみた (jap.)
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